Markt für Rezyklate wird wachsen

• Neue digitale Plattform schafft Transparenz im Markt für Rezyklate
• PCR-Einsatz ermöglicht Materialeinsparungen
• Aufklärung im richtigen Umgang mit Kunststoffen ist wichtig

Die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe funktioniert überall dort gut, wo es genug Rezyklate gibt. In einigen Bereichen, wie etwa bei Fensterprofilen, ist der Kreis schon geschlossen. Insgesamt ist die Menge an verfügbaren Rezyklaten aber noch relativ gering. Um die Verfügbarkeit zu erhöhen, hat die KraussMaffei-Gruppe einen digitalen Marktplatz entwickelt, auf dem sich Anbieter und Nachfrager treffen können. „Die Idee zu Polymore ist aus der Überlegung entstanden, wie wir dem Markt unser Wissen über die Verarbeitung von Rezyklaten und unser Wissen über die Herstellung von Rezyklaten zur Verfügung stellen können“, sagte CEO Frank Stieler am Sonntag im VDMA-Pavillon auf der K. Am fünften Messetag ging es in den Diskussionen und Präsentationen dort in erster Linie und Produkte, in denen bereits Rezyklate verarbeitet werden.

Der neue B2B-Online-Marktplatz schafft eine Transparenz, die es bislang in dem Markt nicht gab – auch weil es auf der Anbieterseite eine unübersichtlich große Zahl an kleinen Unternehmen gibt, deren Angebotspalette jeweils bilateral angefragt werden muss. Wer künftig Rezyklat braucht, kann seine Bedarfsanfrage an Polymore schicken. Die Plattform leitet sie dann an die infrage kommenden Anbieter weiter. Die können daraufhin Angebote machen, aus denen der Anfrager sich eines aussuchen kann. „Wenn wir den Kreislauf schließen wollen, müssen wir die einzelnen Teilnehmer verbinden“, erklärte Stieler. Die hohe Transparenz der Plattform wird nach seiner Ansicht auch dabei helfen, Standards zu etablieren, die wiederum die Akzeptanz des Rezyklateinsatzes erhöhen dürften.

Mit PCR Material und Gewicht sparen
Die Einbindung von Rezyklaten in neue Produkte hat auf Seiten des Maschinenbaus eine Welle an neuer Forschung und Entwicklung in Gang gesetzt. Kautex Maschinenbau stellt beispielsweise auf der K eine Maschine für eine dreilagige Kunststoffflasche vor, deren Innen- und Außenhaut aus biobasiertem Kunststoff besteht. Die mittlere Lage besteht aus geschäumtem PCR. „Diese Flasche hat die gleichen mechanischen Eigenschaften, wie eine aus fossilen Materialien“, sagte Christian Kirchbaumer, Head of Marketing Communications bei einer Präsentation im VDMA-Pavillon. Auch die Zeit zum Formen der Flasche sei dieselbe wie bei konventionellem Material. Zugleich spare man 18 Prozent Material ein und verringere auch die CO2-Emissionen.
Das biobasierte Material bekommt Kautex vom brasilianischen Kunststoffhersteller Braskem. Das Unternehmen, das zahlreiche internationale Standorte unter anderem auch in Deutschland hat, bietet neben fossilen Kunststoffen auch eine ganze Reihe nicht-fossiler Materialien an. „Kautex setzt zum Beispiel ein auf Zuckerrohr basierendes Polyethylen von uns ein“, sagte Tim Wagler, Commercial Director Renewable Chemicals Europe & Asia. Grundsätzlich positiv beurteilte er die Zukunft des chemischen Recycling. „Das ist möglich, aber derzeit können wir es noch nicht in großen Mengen machen“, meinte er. Braske entwickelt nicht nur neue, biobasierte Kunststoffe. Der Konzern engagiert sich auch in der Aufklärung der Menschen im Umgang mit Kunststoff. In Brasilien, Mexiko und vielen anderen Ländern hat er dazu Projekte gestartet. „Das Thema Recycling ist sehr wichtig, aber die Aufklärung ist ebenso nötig. Denn schließlich ist nicht der Kunststoff schlecht, sondern die Art und Weise, wie er manchmal genutzt und entsorgt wird“, sagte Wagler.

Biobasiertes Material steht fossilem in wenig nach
Biobasierte Kunststoffe haben ihre vielfache Substituierbarkeit mit fossilen Materialien schon bewiesen. Die Firma Herrmann Ultraschall hat jetzt nachgewiesen, dass man dieses Material mit der Methode des Ultraschallschweißens auch gut verbinden kann. Am Beispiel zweier kleiner Achtecke, die durch einen kurzen Zylinder verbunden werden, hat man herausgefunden, dass die Festigkeit unterschiedlicher biobasierter Kunststoffe teilweise sehr nahe an die von fossilen Materialien herankommt. „Bei mehr als 90 Prozent aller Anforderungen, bei denen es auf Festigkeit ankommt, haben sich die biobasierten Materialien als geeignet erwiesen“, sagte CEO Thomas Herrmann. Ob biobasierte Kunststoffe eine Zukunft haben, hänge aber ganz wesentlich vom Verbraucher ab. Für die Akzeptanz solcher Produkte sei es wichtig, eine gute Kennzeichnung zu erarbeiten.

Von Anfang an den Kreis denken
„Es ist wichtig, das Prinzip der Kreislaufwirtschaft bereits in der Designphase und bei der Entwicklung des Geschäftsmodells zu berücksichtigen, um den Kreis zu schließen und zirkuläre Produkte zu designen.“ So lautete das Fazit eines Workshops, den zwei Vertreter des Fraunhofer-UMSICHT-Instituts im VDMA-Pavillon veranstalteten. Dass das nicht immer einfach ist, zeigten sie dem Publikum am Beispiel eines Auto-Kindersitzes, der aus über 100 Teilen besteht, darunter allein über 20 verschiedene Kunststoffsorten.

Programm, Videoclips der Beiträge und weitere Informationen zum VDMA Circular Economy Forum auf der K 2019 siehe https://plastics.vdma.org