Semperit trotzt Konjunktureintrübung

Semperit trotzt Konjunktureintrübung mit deutlicher Profitabilitätsverbesserung auf EBITDA und EBIT-Ebene im Geschäftsjahr 2019 – ordentliche Hauptversammlung wird wegen Corona-Krise voraussichtlich auf Juli 2020 verschoben

• Konzernumsatzrückgang von 4,3% auf 840,6 Mio. EUR
• Sektor Industrie verzeichnete Umsatzrückgang von 3,5%, Sektor Medizin fiel noch deutlicher um 5,8% zurück
• EBITDA der Gruppe (nach Sondereffekten) stieg um 26,8% auf 63,8 Mio. EUR, die EBITDA-Marge (bereinigt) von 5,7% auf 7,6%
• Verlust nach Steuern trotz Sempermed-Wertminderung halbiert
• Corona-Krisenmanagement aktuell im Fokus

Die börsennotierte Semperit-Gruppe hat ihre Profitabilität im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 dank des laufenden Transformationsprogrammes auf EBITDA- und auf operativer EBIT-Ebene deutlich gesteigert: „Wir haben uns 2018 und 2019 in jedem einzelnen der insgesamt acht Quartale gegenüber der jeweiligen Vergleichsperiode des Vorjahres verbessert. Dies gelang trotz spürbarer konjunkturbedingter Umsatzeinbußen“, sagt Dr. Martin Füllenbach, Vorsitzender des Vorstands der Semperit AG Holding. „Der Industriebereich ist weitestgehend erfolgreich restrukturiert, die strategische Neuausrichtung der Semperit-Gruppe in die Wege geleitet. Derzeit jedoch gilt all unsere Aufmerksamkeit dem gesundheitlichen Schutz unserer Mitarbeiter rund um den Globus sowie dem Krisenmanagement im Zusammenhang mit dem Coronavirus, dessen Folgen noch in keiner Weise abschätzbar sind.“

Die deutliche Profitabilitätssteigerung 2019 wurde im Umfeld der weltweit zunehmend gedämpften Konjunkturentwicklungen und globalpolitischer Konflikte erzielt. Bei vielen Kunden führten diese Entwicklungen zu Unsicherheiten in Hinblick auf zukünftige Investitionsentscheidungen und zu rezessiven Ängsten. Die Entwicklung der relevanten Rohstoffmärkte bleibt intensiv zu beobachten. Als eine der größten Belastungen für die globale Weltwirtschaft dürften sich die aktuell noch nicht einschätzbaren, aber signifikant zunehmenden, ökonomischen Auswirkungen des Coronavirus erweisen.

Umsatzeinbußen in den Segmenten

Die Geschäftsentwicklung im Sektor Industrie verlief weiterhin sehr unterschiedlich, wobei die niedrigeren Umsätze in allen drei Segmenten sowohl durch die reduzierte Marktnachfrage als auch strategische Umstellungen beeinflusst wurden. Dabei war der Rückgang im Sektor Industrie vor allem durch geringere Absatzmengen im Segment Semperflex beeinflusst, aber auch durch den verstärkten Fokus auf die Verbesserung der Qualität der Orderbücher im Segment Sempertrans. Die Profitabilität konnte allerdings durch die Initiativen aus dem Restrukturierungs- und Transformationsprogramm gesteigert werden.

Die Umsatzeinbußen im Sektor Medizin beruhen überwiegend auf einem Rückgang der abgesetzten Mengen. Die Geschäftsentwicklung war einerseits durch die strategische Verschiebung der Verkaufsmengen von Handelswaren hin zur Eigenproduktion in Malaysia und einen fortgesetzten Trend zu Nitrilhandschuhen gekennzeichnet. Andererseits geriet die Auftragslage zunehmend unter Druck, da aufgrund der schwierigen Markt- und Preissituation einige wesentliche Kunden ihre Lagerbestände optimierten oder die Lieferantenbasis erweiterten.

Aufgrund von neu aufgekommenen Erkenntnissen zur strategischen Wettbewerbssituation des Medizingeschäftes wurde per 30. September 2019 ein Wertminderungsbedarf festgestellt. Dieser Betrag hat sich durch nicht werthaltige Anlagenzugänge und Fremdwährungsdifferenzen im vierten Quartal verändert und lag per 31. Dezember 2019 bei 48,8 Mio. EUR.

Die Semperit-Gruppe verzeichnete im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatzrückgang von 4,3% auf 840,6 Mio. EUR im Vergleich zum Vorjahr. Dabei verbuchte der Sektor Industrie einen Umsatzrückgang von 3,5% auf 547,2 Mio. EUR, dem ein Umsatzrückgang im Sektor Medizin von 5,8% auf 293,3 Mio. EUR gegenübersteht.

Gruppen-EBITDA um mehr als ein Viertel gesteigert

Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) stieg von 46,4 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2018 auf 67,8 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2019. Bereinigt um die Sondereffekte stieg das EBITDA von 50,3 Mio. EUR letztes Jahr (exklusive negativer Sondereffekt von 3,9 Mio. EUR aus der Schließung des Sempertrans-Standortes in China) auf 63,8 Mio. EUR (exklusive positiver Sondereffekt von 4,0 Mio. EUR aus der Rückstellungsauflösung in Brasilien). Die EBITDA-Marge stieg von 5,3% auf 8,1% im Geschäftsjahr 2019 und spiegelt damit deutlich die durch den Restrukturierungs- und Transformationsprozess verbesserte Profitabilität wider (bereinigt: 7,6% gegenüber 5,7% im Vorjahr).

Die zahlungswirksamen Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte lagen im Geschäftsjahr 2019 mit 31,9 Mio. EUR unter dem Vorjahresniveau von 80,8 Mio. EUR. Die Schwerpunkte bildeten überwiegend kapazitätserhaltende Investitionen wie auch Verbesserungs- und Erweiterungsinvestitionen.

Sektor Industrie: EBITDA-Marge erreicht dank Transformationsprogramm 16%

Die reduzierte Marktnachfrage machte sich im Sektor Industrie (Segmente Semperflex, Sempertrans und Semperform) bemerkbar: während bei Semperflex und Semperform nur eine geringfügige Reduktion des Umsatzes zu verzeichnen war, fiel bei Sempertrans der Umsatzrückgang höher aus. Dies war auf strategische Umstellungen zurückzuführen (Fokus auf Order-Book-Qualität). In Summe sank der Umsatz des Sektors von 567,0 Mio. EUR um 3,5% auf 547,2 Mio. EUR in 2019. Das EBITDA nahm um 22,6% auf 87,5 Mio. EUR zu, die
EBITDA-Marge verbesserte sich von 12,6% auf 16,0% (unbereinigt).

Sektor Medizin: Wertminderung, aber: Restrukturierungsmaßnahmen greifen

Im Segment Sempermed ging der Umsatz 2019 um 5,8% im Vergleich zum Vorjahr auf 293,3 Mio. EUR zurück. Durch die erfolgreichen operativen Restrukturierungsmaßnahmen konnte die Produktivität allerdings erheblich gesteigert werden. Zudem erhielt Semperit eine positive Entscheidung zu einem Verkehrssteuerverfahren in Brasilien, wodurch eine Rückstellungsauflösung in der Höhe von 4,0 Mio. EUR zu erfassen war. Das EBITDA lag damit in 2019 bei 5,5 Mio. EUR nach –3,9 Mio. EUR im Vorjahr.

Verschiebung der ordentlichen Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2019

Zum bestmöglichen Schutz der Aktionäre, Partner und Mitarbeiter im Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise (CoViD-19) hat die Semperit AG Holding beschlossen, den gemäß
Finanzkalender für April geplanten Termin für die ordentliche Hauptversammlung zu verschieben. Der neue Termin wurde für 22.7.2020 festgelegt. Die hierfür relevanten Fristen wurden im Finanzkalender entsprechend angepasst. Die Einberufung der Hauptversammlung wird fristgerecht im Einklang mit Aktiengesetz und Satzung erfolgen.

Ausblick 2020

Der Vorstand hat Ende Jänner 2020 im Rahmen der strategischen Neuausrichtung der Semperit-Gruppe das Ziel der Transformation zum Industriegummi-Spezialisten bekanntgegeben und die Trennung vom Medizingeschäft beschlossen. Der eingeschlagene Transformationsprozess wird weiterhin konsequent weiterverfolgt. Fortlaufende und potenziell neue Maßnahmen zur Erhöhung der Rentabilität stehen unverändert ganz oben auf der Agenda des Vorstands.

Gleichzeitig ist der erhöhte Druck auf die Konjunktur deutlich spürbar. Die Abschwächung der wirtschaftlichen Entwicklung wird insbesondere im Industrie-Sektor sichtbar und wird sich – mit unterschiedlicher Intensität in den einzelnen Segmenten – vor allem im ersten Halbjahr 2020 in schwächeren Umsätzen und Ergebnissen widerspiegeln.

Im Sektor Medizin zeichnet sich zwar infolge der erfolgreichen operativen Restrukturierung der letzten Jahre eine operative Verbesserung ab, das Marktumfeld bleibt allerdings nach wie vor angespannt. Daher ist der zeitnahe Gesamtverkauf der Medizinsparte ein wesentliches Ziel des Managements. In diesem Zusammenhang können sich im Geschäftsjahr 2020 Sondereffekte bzw. –belastungen ergeben.

Erschwerend für die Einschätzung des angelaufenen Geschäftsjahres kommt die aktuelle Situation einer Pandemie durch das Coronavirus hinzu. Neben Produktionsunterbrechungen, wie Semperit das in China bereits gesehen hat, sind Disruptionen in der Lieferkette bezüglich Verfügbarkeit von Rohmaterialien, reduzierter Kundenbedarf und zur Verfügung stehende Fracht-Kapazitäten zu erwarten. Erste negative Auswirkungen für die gesamte Semperit-Gruppe sind bereits erkennbar, welche die Chancen des Segments Sempermed deutlich übersteigen. Die Semperit-Gruppe hat entsprechende Maßnahmen – wie z.B. zum Schutz der Mitarbeiter oder die teilweise Erhöhung der Sicherheitsbestände – soweit aktuell möglich bereits eingeleitet.

Vor diesem Hintergrund erwartet Semperit ein Jahr, das von größeren Herausforderungen gekennzeichnet sein wird. Dies wird sich infolge der weltweiten wirtschaftlichen Herausforderungen in niedrigeren Ergebnissen widerspiegeln. Aufgrund der hohen Unsicherheit in Bezug auf die kurzfristige wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Coronavirus (SARS CoV-2) wird die Semperit-Gruppe frühestens im Rahmen der Veröffentlichung der Ergebnisse für Q1 2020 Schätzungen für die erwartete Umsatz- und Profitabilitätsentwicklung geben können. Die weitere Entwicklung der Coronavirus-Krise muss laufend neu bewertet werden. Für 2020 erwartet der Konzern ein CAPEX-Niveau unter 40 Mio. EUR.