Coronavirus: Continental streicht Ausblick 2020“

  • Ausblick für 2020 zurückgenommen wegen weiter unsicherer Marktentwicklung
  • Vorläufiges Ergebnis erstes Quartal: Konzernumsatz von rund 9,4 bis 9,8 Milliarden Euro; bereinigte EBIT-Marge von rund 2 bis 3 Prozent
  • Mehr als 40 Prozent der Produktionsstandorte weltweit stehen vorrübergehend still
  • CEO Dr. Elmar Degenhart: „Wir sichern unsere Liquidität durch umfassende Kostensenkungen und bleiben damit handlungsfähig“
  • Kurzarbeit für etwa 30.000 Mitarbeiter in Deutschland angemeldet per 1. April 2020
  • Solidaraktion mit Belegschaft: Vorstand und Führungskräfte weltweit verzichten auf 10 Prozent Gehalt im April

Continental nimmt ihren Ausblick für das laufende Geschäftsjahr zurück. Grund dafür ist die Unsicherheit über die Dauer der Beeinträchtigungen durch die Coronavirus-Pandemie und die damit verbundenen, möglichen weiteren Konsequenzen für Produktion, Lieferkette und Nachfrage. Wie das Unternehmen heute in einer Pflichtmitteilung bekanntgab, sei aufgrund der fortwährenden, starken Dynamik der Entwicklung derzeit nicht abzusehen, wann ein neuer Ausblick für 2020 gegeben werden könne. Bislang hatte Continental für das laufende Geschäftsjahr mit einem Konzernumsatz von rund 42,5 bis 44,5 Milliarden Euro sowie einer bereinigten EBIT-Marge von rund 5,5 bis 6,5 Prozent gerechnet.

Gleichzeitig hat das Technologieunternehmen vorläufige Geschäftszahlen für das erste Quartal veröffentlicht. Demnach erwartet Continental in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahrs einen konsolidierten Umsatz von rund 9,4 bis 9,8 Milliarden Euro sowie eine bereinigte EBIT-Marge von rund 2 bis 3 Prozent. Im Unternehmensbereich Automotive Technologies und in der ehemaligen Division Powertrain zusammen werden ein Umsatz von rund 5,7 bis 5,9 Milliarden Euro sowie eine bereinigte EBIT-Marge von rund 0 Prozent erwartet. Im Unternehmensbereich Rubber Technologies werden ein Umsatz von rund 3,7 bis 3,9 Milliarden Euro und eine bereinigte EBIT-Marge von rund 7 bis 8 Prozent erwartet.

„In Krisenphasen ist finanzielle Liquidität das oberste Gebot. Dafür senken wir unsere Kosten, optimieren unser Betriebskapital und verschieben nicht dringend erforderliche Projekte und Investitionen bis auf Weiteres. Wichtige Entwicklungsprojekte sowie Vorbereitungen für bevorstehende Serienanläufe treiben wir allerdings mit voller Kraft weiter voran. So sichern wir unsere Handlungsfähigkeit und Souveränität“, sagte der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Elmar Degenhart. Derzeit stehen zum Schutz der Mitarbeiter und in Reaktion auf Nachfragerückgänge mehr als 40 Prozent der insgesamt 249 Continental-Produktionsstandorte weltweit vorübergehend für die Dauer von wenigen Tagen bis einigen Wochen still.

Die Folgen sind an verringerter Arbeitszeit ablesbar. Allein in Deutschland sind per 1. April 2020 etwa 30.000 Mitarbeiter und damit die Hälfte der hiesigen Beschäftigten zur Kurzarbeit angemeldet. Hiervon sind sämtliche Unternehmensfunktionen – von der Produktion, Forschung & Entwicklung bis zur Verwaltung – betroffen. Dies schließt Mitarbeiter der Continental-Hauptverwaltung in Hannover mit ein. Bestimmte Geschäftsbereiche hatten bereits Mitte März 2020 damit begonnen, Arbeitszeiten zu reduzieren.

Degenhart fasste zusammen: „Unser vordringliches Ziel ist es angesichts der herausfordernden Marktentwicklung, den Abfluss finanzieller Mittel weiter deutlich zu reduzieren. Unsere zahlreichen, dafür eingeleiteten Schritte richten sich nach den jeweiligen Marktbedürfnissen und den lokalen, regulatorischen Vorgaben der Behörden. Darüber hinaus stimmen wir uns darin mit den Arbeitnehmervertretungen ab.“

Mit Verweis auf das starke Liquiditätspolster des Unternehmens (per 29. Februar 2020: flüssige Mittel in Höhe von rund 2,3 Milliarden Euro und zugesagte ungenutzte Kreditlinien von rund 4,6 Milliarden Euro) sagte Degenhart: „Wir sind stark und bleiben zuversichtlich. Denn wir haben ein krisenerprobtes Team und sind bilanziell solide aufgestellt. Wir werden daher diese Krise erfolgreich meistern.“

Continental-Personalvorstand Dr. Ariane Reinhart fügte hinzu: „Mit den Arbeitnehmervertretern haben wir uns darauf verständigt, in den kommenden Wochen alle verfügbaren Möglichkeiten zu nutzen, um auf diese Krise flexibel zu reagieren. Unser gemeinsames Ziel in der jetzigen Phase ist der Schutz unserer Mitarbeiter sowie der Erhalt von Arbeitsplätzen. Instrumente wie die Kurzarbeit in Deutschland helfen uns dabei.“

An einer Reihe von deutschen Standorten ist Kurzarbeit aufgrund der Coronavirus-Pandemie für mehrere Wochen geplant und je nach Entwicklung der Marktlage für die Dauer von 6 bis 12 Monaten möglich. Der Grad der Inanspruchnahme von Kurzarbeit und deren Dauer ist von Standort zu Standort unterschiedlich und richtet sich nach den lokalen Gegebenheiten.

In Ländern, in denen der Kurzarbeit vergleichbare Instrumente zur Verfügung stehen, nimmt Continental diese ebenfalls in Anspruch. In Ländern, in denen keine vergleichbaren Instrumente zur Absicherung des Nettogehalts der Mitarbeiter vorliegen, prüft das Unternehmen derzeit, in welcher Form es betroffene Mitarbeiter unterstützen kann.

Solidarität mit der Belegschaft: Vorstand und Führungskräfte verzichten auf Gehaltsanteile
Der Continental-Vorstand hat daher entschieden, für den Monat April freiwillig auf 10 Prozent seines Monatseinkommens zu verzichten. Eine Großzahl an Führungskräften verzichtet bereits ebenfalls auf Gehaltsanteile und leistet ihrerseits weltweit im Durchschnitt einen vergleichbar hohen Beitrag.

In manchen Ländern wie in Deutschland wird der Vorstand die Führungskräfte in Kürze zu einer ähnlich ausgerichteten, freiwilligen Solidaraktion aufrufen. Dazu sagte Degenhart: „Viele Mitglieder des weltweiten Continental-Teams befinden sich derzeit in Kurzarbeit, müssen Gehaltseinbußen oder andere Einschränkungen hinnehmen. Wir bitten unsere Führungskräfte weltweit daher um ihre Solidarität und persönliche Unterstützung. Wir als Vorstand gehen voran und verzichten für den Monat April auf 10 Prozent unseres Grundgehalts. Wir bitten alle Führungskräfte, die das bisher noch nicht getan haben, uns darin zu folgen und ihrererseits einen gleichhohen finanziellen Beitrag zu leisten. Wir zeigen damit, wie eng wir in kritischen Zeiten zusammenstehen und stärken uns so gegenseitig heute für morgen.“

„In dieser herausfordernden Situation müssen wir alle einen Beitrag leisten. Das ist gelebte Verbundenheit. Unsere werte- und wertorientierte Unternehmenskultur ist das Fundament, auf dem wir gemeinsam die Krise erfolgreich bewältigen werden“, so Reinhart.

Regionen und Geschäftsbereiche sind unterschiedlich von Produktionsstopps betroffen
Die Verringerung der Produktion betrifft insbesondere Standorte von Continental in Europa sowie Nord- und Südamerika. In China hatte das Unternehmen nach Ausbruch des Coronavirus und gemäß den lokalen behördlichen Bestimmungen die Produktion in seinen Werken vor Ort eingestellt. Seit dem 10. Februar 2020 hat Continental die Produktion dort schrittweise wieder aufgenommen.

Bestimmte Produktionslinien an Continental-Standorten weltweit werden weiter betrieben, damit Continental ihren Lieferverpflichtungen nachkommen kann. Darüber hinaus werden in vielen Werken des Geschäftsfelds ContiTech Produkte für sogenannte systemkritische Lebensbereiche hergestellt, so zum Beispiel für die Medizintechnik (zum Beispiel Schläuche), Wasserwerke, die Lebensmittelindustrie oder für Stadtwerke.

Continental schützt ihre Mitarbeiter in der laufenden Produktion mit entsprechender Ausrüstung gemäß den eigenen, konzernweiten Pandemie-Schutzplänen sowie den Schutzvorschriften der jeweiligen Länder. Umfassende Schutzkonzepte sorgen jeweils vor Ort dafür, das Infektionsrisiko zu minimieren.

Mehr als 95 Prozent der Mitarbeiter, deren Aufgaben mobiles Arbeiten erlauben, nutzen derzeit diese Möglichkeit. Insgesamt handelt es sich weltweit um rund 85.500 Personen.

Vorherige Prognose-Angaben 2020
Auszug der zurückgenommenen Prognose von Continental vom 5. März 2020:

Continental Group: Konzernumsatz, bei konstanten Wechselkursen, von rund 42,5 bis 44,5 Milliarden Euro; bereinigte EBIT-Marge von rund 5,5 bis 6,5 Prozent.

Automotive Technologies und der ehemaligen Division Powertrain zusammen: Umsatz, bei konstanten Wechselkursen, von rund 25,5 bis 26,5 Milliarden Euro, bereinigte EBIT-Marge rund 3 bis 4 Prozent.

Rubber Technologies: Umsatz, bei konstanten Wechselkursen, von rund 17 bis 18 Milliarden Euro, bereinigte EBIT-Marge rund 10 bis 11 Prozent.

Continental entwickelt wegweisende Technologien und Dienste für die nachhaltige und vernetzte Mobilität der Menschen und ihrer Güter. Das 1871 gegründete Technologieunternehmen bietet sichere, effiziente, intelligente und erschwingliche Lösungen für Fahrzeuge, Maschinen, Verkehr und Transport. Continental erzielte 2019 einen Umsatz von 44,5 Milliarden Euro und beschäftigt aktuell mehr als 240.000 Mitarbeiter in 59 Ländern und Märkten.