Um aus Kunststoffen nach der Nutzenphase möglichst viele Sekundärrohstoffe zu gewinnen, braucht es vielschichtige Ansätze. Im italienischen Ferrara ist nun eine Anlage für chemisches Recycling vom Kunststofferzeuger LyondellBasell in den Testbetrieb gegangen. Die Technologie zielt darauf ab, Kunststoffabfall aus Privathaushalten in seine molekulare Form zurückzuführen und als Ausgangsmaterial für neue Kunststoffmaterialien zu nutzen.

Die so erzeugten Kunststoffrohstoffe sollen beispielsweise in Lebensmittelverpackungen und Gesundheitsartikeln eingesetzt werden. Dies sind Anwendungen, die besonders strengen gesetzlichen Anforderungen beim Produktschutz unterliegen. Sekundärrohstoffe, die aus dem klassischen mechanischen Recycling gewonnen werden, stoßen hier oftmals an ihre Grenzen. Auch konzentriert sich die Technologie wie ganz generell das chemische Recycling auf stark verschmutzte oder fragmentierte Abfallfraktionen. Diese eignen sich aktuell kaum für das herkömmliche Recycling.

Foto LyondellBasell MoReTec chemisches recycling Pilotanlage in Ferrara

Mehrgleisige Förderung der Kreislaufwirtschaft

LyondellBasell ist in den Geschäftsbereichen Kunststoffe, Chemie und Raffinerien tätig. Auch in Deutschland hat das Unternehmen mehrere Standorte, so zum Beispiel in Wesseling bei Köln. „Ziele des Unternehmens sind unter anderen, zu verhindern, dass Kunststoffabfälle in der Umwelt landen und gleichzeitig die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Dies sind zentrale Nachhaltigkeitsschwerpunkte für LyondellBasell“, so eine Sprecherin.

Eine wichtige Rolle nehme hierbei das Rückführen von Kunststoffabfällen in den Kreislauf ein. Die jüngste Technologieentwicklung ergänze dabei die anderen Kreislauflösungen des Unternehmens. Dazu zählten die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für das klassische mechanische Recycling und die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe für die Kunststoffproduktion.

Kunststoffmüll aus Haushalten im Fokus

Die Pilotanlage soll laut Unternehmen in der Lage sein, bis zu zehn Kilogramm haushaltsnahen Plastikabfall pro Stunde zu verarbeiten. Ziel der Pilotanlage ist es, das Zusammenspiel der verschiedenen Abfallarten im molekularen Recyclingprozess zu verstehen. Zudem sollen die verschiedenen Katalysatoren getestet sowie Prozesstemperatur und Zeiträume bestätigt werden, die für das Zerlegen der Kunststoffabfälle in Moleküle erforderlich sind. Dies soll in den kommenden Jahren abgeschlossen werden. Im nächsten Schritt ist eine Anlage im industriellen Maßstab geplant.

Keine Konkurrenz zum klassischen Recycling

Einige kunststofferzeugende Unternehmen forschen gerade an Lösungen und Ideen, chemisches Recycling als Ergänzung zum werkstofflichen bzw. mechanischen Recycling zu fördern. Laut dem an mehreren Projekten beteiligten Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sollen dabei vor allem besonders heterogene Kunststoffabfallströme in Betracht gezogen werden. So entsteht keine Konkurrenz zur werkstofflichen Verwertung.