Wettbewerbsfähigkeit stärken, Zukunftsfähigkeit sichern: Aufsichtsrat stimmt Umbauplan zu

  • Schließung des Reifenwerks in Aachen Ende 2021 und des Standorts für Automobilelektronik in Karben bis Ende 2024, Strukturanpassungen für Zukunftsperspektive in Regensburg und Rückführung des Joint Ventures mit Osram
  • Nach derzeitigem Stand keine weiteren vergleichbaren, durch den Aufsichtsrat zustimmungspflichtigen Strukturmaßnahmen an Standorten im In- und Ausland im Strukturprogramm vorgesehen
  • Alle Zentral- und Geschäftsbereiche tragen weltweit zum Strukturprogramm bei
  • Konzentration auf profitable Wachstumsfelder: assistiertes, automatisiertes, vernetztes und emissionsfreies Fahren, integrierte Systemlösungen auf Softwarebasis inklusive Dienstleistungen für Mobilitätskunden, Reifen- sowie Industrie- und Endkundengeschäft
  • CEO Dr. Elmar Degenhart: „Wenn wir jetzt in unseren Wachstumsfeldern durchstarten, haben wir in den kommenden zehn Jahren die Chance, erneut Beschäftigung in einem bedeutenden Maße aufzubauen, wie wir sie aufgrund von Strukturwandel und schwacher Konjunkturlage nun verändern müssen.“
  • Continental legt Details zur Unternehmensstrategie und zu ihrem profitablen Wachstumskurs im Rahmen von Kapitalmarkttagen im Dezember 2020 vor

Der Aufsichtsrat der Continental AG hat in den Strukturmaßnahmen an den deutschen Standorten Aachen, Karben und Regensburg sowie der Rückführung des Joint Ventures mit Osram zugestimmt. Bei Continental sind damit alle nach derzeitigem Stand im Programm „Transformation 2019-2029“ vorgesehenen, durch den Aufsichtsrat zustimmungspflichtigen, vergleichbaren Strukturmaßnahmen an ihren Standorten im In- und Ausland beschlossen. Dies schließt mögliche und im Programm vorgesehene zustimmungspflichtige Veräußerungen von einzelnen Geschäfts- und Teilsegmenten nicht mit ein. Zum Schutz der Unternehmensinteressen nennt Continental hierzu derzeit keine weiteren Details.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrats Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle sagte zur Beschlussfassung des Aufsichtsrats: „Der tiefgreifende Strukturwandel in der Automobilindustrie sowie die Herausforderungen im Konjunktur- und Marktumfeld waren nie größer. Sie erfordern besonderen unternehmerischen Mut und Entschlossenheit. Mit den heute im Aufsichtsrat gefassten Beschlüssen sind die wesentlichen Weichen für die notwendige Transformation von Continental gestellt. Damit haben wir einen wichtigen Beitrag zur erhöhten Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit geleistet. Uns ist bewusst: Das ist ein schmerzhafter Prozess, den die Automobilindustrie und wir derzeit und in den kommenden Jahren zu bewältigen haben. Gleichzeitig eröffnen sich darin neue, profitable Wachstumschancen in einer sich fundamental verändernden Welt der Mobilität. Continental ist darauf nun bestens ausgerichtet. Ich bin fest überzeugt: Aus diesem nie da gewesenen Transformationsprozess wird das Unternehmen gestärkt hervorgehen.“

Der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Elmar Degenhart erklärte: „In den vergangenen 70 Jahren war keine Krise in unseren Industrien größer und schärfer als die jetzige. Unser Plan zielt deshalb darauf, jetzt unseren dauerhaften Erfolg vorzubereiten und die Zukunftsfähigkeit unserer gesamten Organisation zu sichern. So bedeutsam die heutigen Beschlüsse für unsere Zukunft sind, so schmerzhaft können die Folgen daraus für die betroffenen Mitarbeiter sein. Ihre Ängste und Sorgen gehen uns sehr nahe, und wir bedauern sie. Wir versuchen mit aller Kraft, die möglichen harten Auswirkungen unserer Pläne auf das Notwendige zu beschränken, sie abzumildern und sozialverträglich und fair zu gestalten. Gleichzeitig tragen wir die Verantwortung für die Zukunft von Continental weltweit und damit für alle Mitarbeiter in 59 Ländern und Märkten. Daher haben wir nach nachhaltigen Lösungen gesucht und sie sehr sorgfältig erwogen. In keinem einzigen Fall haben wir uns die Entscheidungen leicht gemacht. Insgesamt werden rund 30.000 Arbeitsplätze weltweit davon betroffen sein. Das heißt nicht automatisch 30.000 Kündigungen! Denn Entlassungen sind für uns immer das allerletzte Mittel. Wir werden daher jetzt gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen suchen, die von den Veränderungen betroffenen Mitarbeiter zu unterstützen und Beschäftigungsperspektiven zu fördern. Ein wichtiger Schlüssel dazu ist Qualifizierung“, sagte Degenhart.

Er fügte hinzu: „Wenn wir jetzt in unseren Wachstumsfeldern wie geplant durchstarten, haben wir in den kommenden zehn Jahren die Chance, auf unseren Zukunftsfeldern erneut Beschäftigung in einem bedeutenden Maße aufzubauen, wie wir sie aufgrund von Strukturwandel und schwacher Konjunkturlage derzeit verändern müssen. Diese Chance werden wir nutzen.“

Zu den entscheidenden Wachstumsfeldern für Continental gehören die folgenden: Funktionslösungen für das assistierte, automatisierte, vernetzte und emissionsfreie Fahren, integrierte Systemlösungen auf Softwarebasis (inkl. Dienstleistungen für Mobilitätskunden) sowie das Reifen-, Industrie- und Endkundengeschäft. Gleichzeitig programmiert Continental ihr Geschäftsfeld Vitesco Technologies auf profitables Wachstum mit elektrifizierten Antriebslösungen. Details zur Unternehmensstrategie und zu ihren profitablen Wachstumschancen legt Continental im Rahmen von Kapitalmarkttagen im Dezember 2020 vor.

Beschlussfassungen zu Aachen, Karben, Regensburg und zum Joint Venture mit Osram

In einem ersten Beschluss stimmte der Aufsichtsrat der Entscheidung des Vorstands zu, die Produktion im Reifenwerk in Aachen Ende 2021 einzustellen. Davon betroffen sind rund 1.800 der insgesamt rund 2.000 Arbeitsplätze in Produktion, Entwicklung und Verwaltung am Standort.

Grund für die Einstellung der Reifenproduktion in Aachen ist die seit mehreren Jahren rückläufige Auslastungssituation in allen europäischen Reifenwerken des Unternehmens in einem auf Sicht nicht wachsenden Markt. Deshalb passt Continental die vorhandenen Überkapazitäten dem Marktbedarf an und verringert damit zugleich den Kostendruck, der auf allen europäischen Werken lastet. Ziel ist, die Wettbewerbsfähigkeit und damit den langfristigen Erfolg des europäischen Produktionsverbunds für Reifen nachhaltig abzusichern. Weiterführende Informationen dazu stehen in einer separaten Pressemitteilung zur Verfügung.

In einem zweiten Beschluss stimmte der Aufsichtsrat der Entscheidung des Vorstands zu, die Produktion von Automobilelektronik in Karben bis Ende 2023 einzustellen und den Standort bis Ende 2024 zu schließen. Von der Entscheidung sind insgesamt rund 900 Arbeitsplätze betroffen. Hintergrund der Werksschließung sind die Auswirkungen der Digitalisierung der Fahrzeugtechnik sowie die weltweite Absatzkrise von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in Verbindung mit der Aussicht auf einen sich nur langsam erholenden Markt.

In einem weiteren Beschluss hat der Aufsichtsrat der Transformation des Standorts Regensburg zugestimmt und damit das klare Bekenntnis zu dessen Zukunft unterstützt. Künftig sollen am Standort Regensburg wie bisher schon Entwicklungs-, Innovations- und Produktionseinheiten angesiedelt sein. Darüber hinaus soll er als Sitz der Geschäftsleitung fungieren. Für seine Zukunftsperspektive ist eine Neuausrichtung notwendig, von der rund 2.100 Arbeitsplätze (insgesamt am Standort: rund 7.600) in Produktion, Entwicklung und Verwaltung betroffen sind. Diese sollen bis 2024 entweder verändert, verlagert oder abgebaut werden. Continental reagiert damit sowohl auf die geänderten Anforderungen zunehmender Elektrifizierung und Digitalisierung als auch auf die historische Krise in der Automobilindustrie. Mit der fortschreitenden Digitalisierung sowie der damit verbundenen starken Zunahme von Softwareanteilen im Auto sieht das Unternehmen gleichzeitig Potenzial, künftig neue Aufgaben am Standort anzusiedeln und wettbewerbsfähige Lösungen zu entwickeln und zu produzieren. Speziell für eine wettbewerbsfähige Fertigung in Regensburg wird deswegen zusammen mit den Arbeitnehmervertretern an einem Zukunftsplan gearbeitet. Kernelemente sind dabei die Qualifizierung der Mitarbeiter, eine Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle und eine zunehmende Digitalisierung der Fertigung.

In einem vierten Beschluss hat der Aufsichtsrat der Rückführung des Gemeinschaftsunternehmens mit Osram zugestimmt. Continental hatte den dazu vorliegenden Vorstandsbeschluss bereits am 23. September 2020 kommuniziert.

Strukturprogramm: Alle Zentral- und Geschäftsbereiche tragen weltweit bei

Im Rahmen des Strukturprogramms tragen alle Zentral- und Geschäftsbereiche an allen Standorten im In- und Ausland zu den angepeilten Einsparungen und Optimierungen bei. Insgesamt verteilen sich die geplanten Veränderungen auf mehr als 200 von 595 Standorten weltweit.

In Summe rechnet Continental damit, dass sich die geplanten Veränderungen durch das Strukturprogramm zukünftig voraussichtlich an weltweit rund 30.000 Arbeitsplätzen direkt auswirken. Das heißt, sie werden dabei verändert, verlagert oder aufgegeben. Rund 13.000 davon befinden sich in Deutschland.

Das Programm „Transformation 2019-2029“ zielt auf die nachhaltige Stärkung der weltweiten Wettbewerbsfähigkeit und sichert damit die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Die mit dem Programm ab 2023 angestrebten jährlichen Bruttoeinsparungen belaufen sich in Summe auf über eine Milliarde Euro. Continental reagiert damit auf den Strukturwandel in der Automobilindustrie und den starken Rückgang der weltweiten Fahrzeugproduktion seit 2018. Hinzu kommt die Konjunkturkrise durch die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. Gleichzeitig richtet sich Continental damit auf ein neues Wachstumsmodell mit zunehmend vernetzter, sicherer und emissionsfreier Mobilität ein.

Continental entwickelt wegweisende Technologien und Dienste für die nachhaltige und vernetzte Mobilität der Menschen und ihrer Güter. Das 1871 gegründete Technologieunternehmen bietet sichere, effiziente, intelligente und erschwingliche Lösungen für Fahrzeuge, Maschinen, Verkehr und Transport. Continental erzielte 2019 einen Umsatz von 44,5 Milliarden Euro und beschäftigt aktuell mehr als 232.000 Mitarbeiter in 59 Ländern und Märkten.