Corona sorgt für steigende Müllberge, beispielsweise in Berlin. Aktuelle Zahlen belegen jedoch auch, dass in Deutschland mehr Abfall sortiert gesammelt wird, um ihn zu recyceln.
Industrie, Verbände und Forscher arbeiten mit Hochdruck daran, durch Innovationen neue Verfahren zu entwickeln – sowohl bei der Kunststofferzeugung als auch beim Recycling. So werden stetig neue Ansätze für ein nachhaltiges Produktdesign, eine verbesserte Abfallsortiertechnologie oder diversifizierte Rohstoffquellen vorgestellt.
Eines sollte sich jedoch jeder vor Augen führen: Nur wenn Verpackungen ordnungsgemäß gesammelt werden, können sie recycelt und zu Wertstoffen verwertet werden. Dazu ist noch eine Menge Aufklärungsarbeit rund um Kunststoffe notwendig, so wie es sich die ARD in ihrer Reihe “W wie Wissen – Kampf dem Plastikmüll” auf die Fahne geschrieben hat.
Viel Bewegung, um Recycling voranzutreiben
Viele Unternehmen, wie etwa die ALPLA Group, investieren große Summen, um ihre Recyclingaktivitäten weiter auszubauen. Oder die APK AG: Sie setzt mit „Newcycling“ auf neue Geschäftsfelder für Kunststoffrezyklat. Und Renolit hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 die im Rahmen der Produktion anfallenden internen Kunststoffabfälle zu 100 Prozent wiederzuverwenden.
Wie Kreislaufwirtschaft im Ausland gelingt, zeigt der Spiegel-Artikel „Ein Leben ohne Müll ist möglich“. Für Deutschland fordert der CEO des Kunststoffherstellers Covestro, Dr. Markus Steilemann, im Interview mit dem Handelsblatt einen Neustart nach Corona. Die deutsche Industrie hat hierfür das Potenzial, um Vorreiter des globalen grünen Wandels zu werden.
Innovationen für weniger Kunststoffabfälle
Mit einer Reihe innovativer Entwicklungen arbeiten Industrie, Verbände und Forscher intensiv daran, das Aufkommen von Kunststoffabfällen weiter zu reduzieren. Nicht ohne Stolz bezeichnet PlasticsEurope die Kunststofferzeuger als Treiber der Transformation. Sie sind es, wenn es darum geht, neue Ansätze für ein nachhaltiges Produktdesign, eine verbesserte Abfallsortiertechnologie und diversifizierte Rohstoffquellen zu finden. Aber auch quer durch die Wertschöpfungskette tut sich viel: So unterstreicht Henkel mit einem neuen globalen Verpackungskonzept sein Engagement für nachhaltige Verpackungen.
Daneben sind auch zahlreiche Forscher aktiv: So hat ein Forschungsteam aus Konstanz ein neues Verfahren entwickelt, um Plastik-Recycling effektiver zu machen. Adlershofer Forscher spüren Kunststoffabfälle auf und analysieren sie, um Mikroplastik in der Umwelt den Kampf anzusagen. Und Forscher der Universität Greifswald erläutern in einem Buch, welchen Beitrag Biotechnologie zur Lösung des Problems mit dem Plastikabfall leisten kann. Zudem prüft der europäische Markenverband AIM mit HolyGrail 2.0 eine Wasserzeichen-Technologie, die für eine bessere Sortierung von Verpackungsabfällen sorgen soll.
Kreislaufwirtschaft weiter ausbauen
„Wie kriegt Deutschland sein Müllproblem in den Griff?“ fragt der Spiegel Bundesumweltministerin Svenja Schulze im Interview. Dass wir bereits auf einem guten Weg sind, erläutert Gunda Rachut, von der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister im Videotalk. Sie zieht nach zwei Jahren Verpackungsgesetz in Deutschland eine positive Bilanz. Und Dr. Bernhard Bauske, Müllexperte bei der internationalen Umweltschutzorganisation WWF, sieht Kunststoffhersteller in der Pflicht, noch mehr gegen Plastikabfall in der Umwelt zu unternehmen und die Länder mit einer weniger gut entwickelten Abfallinfrastruktur zu unterstützen.
Europa ist bestrebt darin, Kunststoffverpackungen fit für den Materialkreislauf zu machen und stellt dafür mit dem „Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft“, den Plastics Europe Deutschland sehr unterstützt, die richtigen Weichen. Denn um die Kreislaufwirtschaft voran zu treiben, hat die EU strengere Regeln für Verbrauch und Recycling verabschiedet. Durch die bindenden Ziele soll bis 2030 der Materialfußabdruck und der Konsumfußabdruck verringert werden. Der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) und der VDMA begrüßen den beschlossenen Bericht und bestätigen, dass Kreislaufwirtschaft unerlässlich ist, um Klimaziele zu erreichen. Doch Kreislaufwirtschaft kann nur gelingen, wenn die Wirtschaftlichkeit des Kunststoffrecyclings sichergestellt ist, betont Ingemar Bühler, neuer Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland, in seinem Interview mit Kunststoffe.de und fordert einen stärkeren Dialog zwischen Kunststoffindustrie, Politik und Gesellschaft.
Die Bundesregierung hat zudem hierzulande einen Entwurf für neue Kennzeichnungsvorschriften für Einweg-Getränkebecher auf den Weg gebracht.
Gemischte Bilanz für 2020
Der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) zog am Aschermittwoch Bilanz zur Kunststoffverarbeitung in Deutschland: Weniger Umsatz, mehr Wertschätzung und Kreislaufwirtschaft als Chance, so der Tenor.
Über die aktuelle Situation der Kunststoffbranche berichtet Carolina Hupfer von Plastics Europe Deutschland im Podcast und gibt einen Ausblick über Entwicklungschancen der Branche. Dass die Versorgungslage mit Rohstoffen bei den Herstellern von Kunststoffverpackungen derzeit angespannt ist, hat die Industrievereinigung Kunststoff (IK) in einer aktuellen Umfrage festgestellt.