- Maschinenproduktion wächst in den ersten vier Monaten um 6 Prozent
- Lieferengpässe begrenzen höheres Wachstum, Corona streut weiter Sand ins Getriebe
- VDMA: „Zusammenarbeit im Klimaschutz ist besser als Zoll-Alleingang“
Stark steigende Auftragseingänge, eine bessere Auslastung der Kapazitäten und ein Produktionsplus von real 6,0 Prozent in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres: Die konjunkturelle Dynamik im Maschinen- und Anlagenbau gewinnt zunehmend an Fahrt. „Eine ungewöhnlich niedrige Vorjahresbasis, aber auch eine weltweit kraftvolle Industriekonjunktur verhelfen uns zu hohen Wachstumsraten. Zudem profitiert der Maschinen- und Anlagenbau von umfangreichen Konjunktur- und Wachstumspaketen in wichtigen Absatzmärkten“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen in einem Pressegespräch des Clubs Wirtschaftspresse München.
Deshalb erhöht der VDMA die reale Produktionsprognose für 2021 von bisher real plus 7 Prozent auf nun plus 10 Prozent. Stärke und Breite des Aufschwungs hätten jedoch vielfältige Produktionsbehinderungen zur Folge, erläuterte Haeusgen. „Speziell Lieferengpässe machen uns nicht nur viel Arbeit, sondern bremsen auch unser Wachstum. Außerdem ist noch an vielen Stellen pandemiebedingt Sand im Getriebe, der uns zum Beispiel in Form von Reisebeschränkungen trifft”, betonte er.
Klimaschutz braucht einen „Klimaklub“
Der VDMA-Präsident bekräftigte, dass die Pariser Klimaziele nur mit neuen Technologien aus dem Maschinen- und Anlagenbau erreicht werden können und die Unternehmen dies als Chance für künftige Geschäfte begreifen. Sorgen bereite ihm daher vielmehr die politische Umsetzung des Klimaschutzes. Da die EU sich sehr ehrgeizige Klimaziele setzt, treffen die Firmen auf dem internationalen Markt auf Konkurrenten aus anderen Staaten mit deutlich weniger ambitionierten Vorgaben, erläuterte Haeusgen. Klimaschutz ist für viele Branchen eine Chance – insbesondere in der Grundstoffindustrie ergeben sich aufgrund hoher Investitionen und aufwändiger Verfahren aber Kostennachteile im Wettbewerb. Der in der EU derzeit diskutierte „Klimazoll“ (Carbon Border Adjustment Tax) berge wiederum die Gefahr, dass andere Länder Gegenmaßnahmen ergreifen. „Dann kommen wir in eine Spirale des Protektionismus“, warnte der VDMA-Präsident.
Zwingend nötig sei deshalb, dass die EU einen solchen Grenzausgleichsmechanismus nicht im Alleingang einführt, sondern in Kooperation mit ähnlich gesinnten Ländern wie den USA, Großbritannien oder Japan und Südkorea. „Dieser „Klimaklub“ braucht ähnliche Rahmenbedingungen, um auf die gegenseitige Anwendung von Ausgleichsmaßnahmen verzichten zu können“, sagte Haeusgen. Die Regeln dieses „Klimaklubs“ müssten den Vorgaben der Welthandelsorganisation WTO entsprechen. Ferner müsste er für den Beitritt anderer Staaten offen sein. „Wir haben nur ein sehr begrenztes Zeitfenster, um einen solchen Prozess einzuläuten, daher sollte die Politik rasch die entsprechenden Schritte tun“, forderte der VDMA-Präsident. „Insbesondere das neu erwachte Engagement der USA im Klimaschutz kann genutzt werden, um auch die transatlantischen Handelsbeziehungen wieder auf eine bessere Stufe zu bringen“, resümierte er.