Die Mehrheit der Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus plant, die Stammbelegschaft zu vergrößern und möchte dafür zusätzliche Stellen schaffen. Auch Nachwuchskräfte profitieren, denn das Angebot für Ausbildung und duales Studium soll ausgebaut werden. Die Personalengpässe haben sich zuletzt verschärft und könnten zur Wachstumsbremse werden.
Im Maschinen- und Anlagenbau sind die Chancen für Bewerber auf einen Arbeitsplatz derzeit exzellent. Laut einer aktuellen Umfrage des VDMA möchten von den 356 befragten Personalverantwortlichen rund 82 Prozent in den nächsten sechs Monaten die Stammbelegschaft im Unternehmen vergrößern – und suchen dafür händeringend qualifiziertes Personal. Viele Unternehmen planen daher, in den kommenden sechs Monaten ihr Stellenangebot auszuweiten. Gut 60 Prozent der Befragten wird mehr Stellen für Fachkräfte (Beschäftigte mit abgeschlossener Ausbildung) anbieten. Bei den Expertinnen und Experten (AkademikerInnen wie IngenieurInnen) planen dies knapp 40 Prozent der Firmen. Die Mehrheit der Befragten sieht aktuell jedoch bei allen Beschäftigtengruppen Engpässe, mit Ausnahme der Hilfskräfte. Dies trifft insbesondere auf die Expertinnen und Experten (81 Prozent) und Fachkräfte (90 Prozent) zu. Damit hat sich die Lage insbesondere bei den Fachkräften seit der vorangegangenen Befragung im Juni nochmals verschärft.
„Voranschreitende Digitalisierung, Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Mobilitätswende – der Maschinen- und Anlagenbau steht vor gewaltigen Herausforderungen. Damit die Transformation der Industrie in ein neues Zeitalter gelingt, benötigen die Unternehmen viele gut ausgebildete Menschen“, betont Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. „Der Maschinenbau als beschäftigungsstärkste Industrie wird seine Schlüsselrolle als Wegbereiter der Zukunft annehmen und gestalten. Im Zuge des technologischen Wandels werden in den nächsten Jahren viele hochattraktive und wertvolle Arbeitsplätze entstehen. Gleichzeitig gehen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Rente und müssen ersetzt werden. Der Personalengpass darf sich nicht zur Fortschrittsbremse entwickeln“, warnt Rauen.
Weiterer Ausbau des Angebots für Nachwuchskräfte
Zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses setzen die Maschinenbaufirmen weiterhin auf Ausbildung und duales Studium. Die Personalverantwortlichen der Unternehmen, die sich in diesen Bereichen engagieren, planen mit einem weiteren Ausbau des Angebots von dualen Studienplätzen in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik sowie von gewerblich-technischen Ausbildungsplätzen. 34 Prozent der Personalverantwortlichen wollen künftig mehr duale Studienplätze im technischen Bereich anbieten, im Juni waren dies noch 30 Prozent. 30 Prozent der Befragten planen mit mehr technisch-gewerblichen Ausbildungsplätzen; im Juni waren es noch 21 Prozent.
Stellenwert der Weiterbildung nimmt zu
Etwa jeder dritte Personalverantwortliche gab an, dass es aktuell mehr Weiterbildungsangebote im Unternehmen für Beschäftigte im Vergleich zu 2019 gibt. In den kommenden Jahren dürfte der Bedarf an Weiterbildungsmöglichkeiten weiter kräftig an Fahrt aufnehmen. Knapp 60 Prozent der Befragten gaben an, das Angebot erweitern zu wollen.
„Die Rekrutierung von Nachwuchs- und Arbeitskräften wird viele Unternehmen in den nächsten Jahren vor zunehmende Herausforderungen stellen, allein schon aufgrund des demografischen Wandels“, sagt Jörg Friedrich, Leiter der VDMA-Bildungsabteilung. „Die Unternehmen können aber auch gegensteuern, zum Beispiel indem sie mobiles Arbeiten anbieten oder gezielt ausländische Fachkräfte anwerben. Auch die Kooperationen mit Schulen oder Hochschulen können intensiviert werden“, ergänzt Friedrich. So könnten insbesondere potenzielle Bewerberinnen und Bewerber angesprochen werden, die den Maschinen- und Anlagenbau mit seinen spannenden, innovativen Arbeitsplätzen bislang noch nicht auf dem Schirm haben.
„Wir engagieren uns als Verband vielfältig in der beruflichen und akademischen Bildung junger Menschen. In unserem Maschinenhausprojekt kooperieren wir eng mit den Hochschulen für mehr Qualität und Studienerfolg im Ingenieurstudium. Unsere Nachwuchsstiftung Maschinenbau unterstützt Ausbildungsbetriebe und Berufliche Schulen bei der dualen Berufsausbildung. Und über unsere neue virtuelle Nachwuchsmesse ,TechTalents‘ unterstützen wir unsere Mitglieder bei der Nachwuchsgewinnung”, resümiert Rauen die vielfältigen Aktivitäten des VDMA.
Die Ergebnisse der Blitzumfrage im Überblick
- Die Mehrheit der Unternehmen plant, in den nächsten sechs Monaten Personal aufzustocken. Mehr als drei von vier Befragten (82 Prozent) möchte die Stammbelegschaft ausweiten. Von diesen Unternehmen gehen 60 Prozent von einer moderaten Personalaufstockung von bis zu 5 Prozent aus.
- Um dem gewachsenen Bedarf an Personal gerecht zu werden, sollen insbesondere für Fachkräfte mehr Stellen geschaffen werden: 61 Prozent der Befragten möchten in den nächsten 6 Monaten mehr Stellen für Fachkräfte anbieten. 39 Prozent möchten mehr Stellen für Expertinnen und Experten (i. d. R. Ingenieurinnen und Ingenieure) und 38 Prozent für Spezialistinnen und Spezialisten anbieten. In allen erwähnten Gruppen planen weniger als 5 Prozent mit weniger Stellen.
- Die Mehrheit der Befragten sieht mit Ausnahme der Hilfskräfte aktuell bei allen Beschäftigtengruppen Engpässe. Bei den Expertinnen und Experten sehen aktuell 81 Prozent der Befragten leichte bis starke Engpässe; bei den Fachkräften sind es sogar 90 Prozent. Insbesondere bei den Fachkräften hat sich damit die Situation zuletzt verschärft.
- Im Bereich der Nachwuchskräfte hat sich das Angebot von dualen Studienplätzen in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik und von gewerblich-technischen Ausbildungsplätzen weiter erhöht. 34 Prozent der Personalverantwortlichen wollen künftig mehr technische duale Studienplätze in ihren Unternehmen anbieten, vor einem halben Jahr waren es noch 30 Prozent. 30 Prozent der Befragten planen zudem mit mehr technisch-gewerblichen Ausbildungsplätzen; im Juni 2021 waren es noch 21 Prozent.
- Der Ausbau des mobilen Arbeitens dürfte in Zukunft zu einem Anstieg qualifizierter Bewerber führen. Durch Digitalisierung entstehen darüber hinaus mehr Jobs in den Unternehmen: Auf einer Skala von 1 (kein Einfluss) bis 10 (viel größere Auswahl qualifizierter Bewerber) lagen die Antworten im Schnitt beim mobilen Arbeiten bei 6,9. Der demografische Wandel dürfte hingegen zu einem Rückgang des Arbeitsangebots führen. Nach Ansicht der Personalverantwortlichen dürfte das Voranschreiten der Digitalisierung zu einem leichten Zuwachs an Arbeitsplätzen im Maschinen- und Anlagenbau führen.
- Der Stellenwert der Weiterbildung nimmt deutlich zu: Im Vergleich zu 2019 gaben 35 Prozent der Befragten an, derzeit mehr Weiterbildungsangebote anzubieten. Nur 16 Prozent haben ihr Angebot zurückgefahren. Die Bedeutung der Weiterbildung wird auch im Hinblick auf die kommenden Jahre zunehmen: 59 Prozent der Befragten gaben an, das Weiterbildungsangebot in den nächsten Jahren ausweiten zu wollen, nur 2 Prozent planen eine Kürzung.
- Vom Fachkräfteeinwanderungsgesetz konnten bislang nur wenige Unternehmen profitieren. Lediglich 6 Prozent der Befragten konnten dadurch zusätzliche Arbeitskräfte gewinnen. Weniger als jeder vierte Befragte rechnet damit, dass das Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Zukunft Früchte tragen wird und dadurch zusätzliche Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden. 44 Prozent der Befragten können die Folgen jedoch nicht einschätzen und haben mit „weiß nicht“ geantwortet.
Im Anhang finden Sie ausgewählte Ergebnisse der VDMA Blitzumfrage „Arbeitsmarkt und Nachwuchswerbung im Maschinen- und Anlagenbau“.