Geschäftsjahr 2021: Autoneum legt bei Profitabilität und Ergebnis zu in schwierigem Umfeld

Alle vier Business Groups haben zur deutlichen Verbesserung des Konzern-EBITs beigetragen,
das sich um 29.7 Mio. CHF auf 57.5 Mio. CHF mehr als verdoppelte, entsprechend
einer EBIT-Marge von 3.4%. Dies trotz einem leicht rückläufigen konsolidierten Umsatz von
1.7 Mrd. CHF. Der Konzerngewinn betrug 30.1 Mio CHF. Entsprechend der langjährigen Dividendenpolitik
beantragt der Verwaltungsrat für das Geschäftsjahr 2021 eine Dividende von
1.50 CHF pro Aktie.
2021 stand erneut im Zeichen globaler Herausforderungen. Der weltweite Halbleitermangel
dämpfte die Marktentwicklung in der Automobilbranche. Bei annähernd gleichem Produktionsvolumen
war das Jahr 2021 operativ noch anspruchsvoller als 2020; Engpässe in der Lieferkette
führten das ganze Jahr über zu kurzfristigen und ungeplanten Produktionsausfällen bei Fahrzeugherstellern.
Aufgrund der eng vernetzten Fertigungsabläufe kam es deshalb auch bei Autoneum zu
häufigen Unterbrechungen der Produktion. Steigende Rohstoff-, Energie- und Transportkosten
stellten weitere Herausforderungen dar.
Trotz des herausfordernden Umfelds und der schwachen globalen Produktionsvolumen ist es
Autoneum 2021 gelungen, in die Gewinnzone zurückzukehren und ein positives Konzernergebnis
zu erwirtschaften. Dank weiterer operativer Verbesserungen und Optimierungsmassnahmen in
allen Bereichen der Organisation konnte in allen vier Business Groups eine Steigerung der
Ergebnisse erzielt werden.

Umsatzentwicklung geprägt durch den Halbleitermangel
Die Automobilproduktion stieg im Gesamtjahr 2021 um 3.4% auf 77.1 Mio. Fahrzeuge und blieb
damit noch immer deutlich unter dem Niveau von 2019 (89.0 Mio. Fahrzeuge). Der Umsatz von
Autoneum in Lokalwährungen ging im Vergleich zum Vorjahr um 1.6% zurück. Obwohl sich
der Umsatz in drei von vier Regionen besser als der Markt entwickelte, bewegte sich das Unternehmen
unter der globalen Marktentwicklung. Zum einen ist dies darauf zurückzuführen, dass
einige Fahrzeugmodelle US-amerikanischer Hersteller, die Autoneum hauptsächlich beliefert,
überproportional von der Halbleiterknappheit betroffen waren. Zum anderen hatte die Business
Group Asia, die sich besser als der Markt behauptete, einen geringeren Anteil am Gesamtumsatz
von Autoneum. Der konsolidierte Umsatz in Schweizer Franken reduzierte sich gegenüber dem
Vorjahr um 2.3% auf 1 700.4 Mio. CHF (2020: 1 740.6 Mio. CHF).
Operativer Gewinn und positives Konzernergebnis dank Verbesserungen in allen Segmenten
Bei etwa gleich hohen Volumen wie 2020 war die Ausbringung der Produktion im Geschäftsjahr
2021 um einiges anspruchsvoller als im Vorjahr. Die Produktion bei den Fahrzeugherstellern wurde
immer wieder unterbrochen und ging nur stotternd voran. Dies führte zu Planungsunsicherheit und
erforderte eine laufende Anpassung von Ressourcen (Personal, Rohstoffe) an das sich kurzfristig
ändernde Abrufverhalten der Kunden. Zudem beeinflusste die global anziehende Inflation nicht nur
die Rohstoffpreise nachteilig, sondern erhöhte auch die Energie- und Transportkosten.
Der Einfluss des Halbleitermangels auf das Geschäft hat sich im Verlauf des Jahres verstärkt, wobei
der Tiefpunkt im September und Oktober durchschritten wurde. Die Halbleiterknappheit ist noch
nicht überwunden, aber eine Verbesserung und leichte Erholung zum Jahresende war im Markt
spürbar.
Autoneum hat sich in diesem anspruchsvollen Marktumfeld erfolgreich behauptet und konnte im
Geschäftsjahr 2021 einen Konzerngewinn erzielen. Trotz der erheblichen Herausforderungen ist es
gelungen, in allen vier Business Groups die Profitabilität zu verbessern. Wesentliche Treiber dafür
waren die konsequent durchgesetzten Effizienzoptimierungen in den Werken und die damit gesteigerte
operative Leistung sowie weitere Verbesserungen aus dem Turnaround in Nordamerika. Die
positiven Effekte des planmässig voranschreitenden Turnaroundprogramms wurden durch das
tiefe Produktionsvolumen zwar gedämpft, doch war die Ergebnisverbesserung auch im Geschäftsjahr
2021 klar erkennbar. In der Summe konnte Autoneum das EBIT 2021 gegenüber dem Vorjahr
um 29.7 Mio. CHF auf 57.5 Mio. CHF mehr als verdoppeln. Die EBIT-Marge verbesserte sich auf
3.4% (2020: 1.6%). Nach Abzug des Finanz- und Steuerergebnisses resultierte für das Gesamtjahr
2021 ein Konzerngewinn von 30.1 Mio. CHF (2020: Konzernverlust von 10.7 Mio. CHF).

Konzerngewinn und positiver Free Cashflow ermöglichen Erhöhung der Eigenkapitalquote
und weitere Reduktion der Nettoverschuldung
Die Eigenkapitalquote ist per 31. Dezember 2021 auf 30.0% und damit um 7.2 Prozentpunkte gegenüber
dem Vorjahr (31. Dezember 2020: 22.9%) gestiegen. Sie lag damit auch über dem Wert
von 2019 (27.1%). Ausschlaggebend dafür waren die Verbesserung des Nettoergebnisses um
40.7 Mio. CHF auf 30.1 Mio. CHF sowie die Reduktion der Bilanzsumme um 306.1 Mio. CHF.
Diese Reduktion resultierte primär aus der Rückführung von Kreditlinien, welche im Jahr 2020
vorsorglich abgerufen worden waren. Das Unternehmen konnte im Geschäftsjahr 2021 zudem die
zwei subordinierten Aktionärsdarlehen zurückbezahlen. Auf Basis des verbesserten Konzernergebnisses
wurde ein positiver Free Cashflow von 71.1 Mio. CHF generiert (2020: 112.5 Mio. CHF).
Mithilfe des positiven Free Cashflows wurde ein weiterer Abbau der Nettoverschuldung (exklusive
Leasingverbindlichkeiten) um 20.3 Mio. CHF auf 251.4 Mio. CHF (31. Dezember 2020: 271.7 Mio.
CHF) ermöglicht.

Verwaltungsrat beantragt Dividende von 1.50 CHF
Auf Basis dieser Fortschritte und des positiven Konzernergebnisses wird der Verwaltungsrat der
Autoneum Holding AG der Generalversammlung am 23. März 2022 eine Dividende von 1.50 CHF
je Aktie vorschlagen.

Personelle Veränderung im Verwaltungsrat
This E. Schneider hat den Verwaltungsrat informiert, dass er an der nächsten Generalversammlung
vom 23. März 2022 nicht mehr für die Wiederwahl als Mitglied des Verwaltungsrats
zur Verfügung stehen wird. This E. Schneider ist seit der Gründung des Unternehmens im Jahr
2011 Mitglied des Verwaltungsrats und Vorsitzender des Vergütungsausschusses. Er hat mit
seinem unternehmerischen Wissen und seiner grossen Industrieerfahrung einen wesentlichen
Beitrag zum Aufbau von Autoneum geleistet. Der Verwaltungsrat dankt ihm herzlich für sein grosses
Engagement und die hervorragende Zusammenarbeit und wünscht ihm weiterhin viel Erfolg.

Business Groups
Die Business Group Europe verzeichnete einen Umsatzrückgang von 1.6% in Lokalwährungen und
lag damit deutlich über der Marktentwicklung, die einen Produktionsrückgang von 3.9% aufwies.
In Schweizer Franken sank der Umsatz auf 636.9 Mio. CHF (2020: 641.8 Mio. CHF). Umso erfreulicher
ist es, dass die Business Group Europe bei rückgängigem Marktniveau das EBIT gegenüber
dem Vorjahr um 10.8 Mio. CHF auf 32.2 Mio. CHF (2020: 21.5 Mio. CHF) steigern konnte. Folglich
erhöhte sich die EBIT-Marge um 1.7 Prozentpunkte auf 5.1% (2020: 3.3%). Auf operativer Ebene
wurde die Digitalisierung mit Autoneums Manufacturing Excellence System (MES) weiter vorangetrieben.
In mehreren europäischen Werken wurden Projekte zur automatisierten Logistik mit fahrerlosen
Transportsystemen (FTS) eingeführt und die Automatisierung der Produktion systematisch
umgesetzt.
Der Umsatz der Business Group North America in Lokalwährungen reduzierte sich hingegen
um 7.2% und schnitt damit klar unter dem Markt ab, der geringfügig um 0.2% zunahm. Die von
Autoneum überwiegend belieferten Fahrzeugmodelle US-amerikanischer Kunden waren überproportional
vom Halbleitermangel betroffen, weshalb Autoneum in dieser Region hinter der
Marktentwicklung zurückblieb. Inflation und die unregelmässige Auslastung der Produktionskapazitäten
stellten eine besonders grosse Herausforderung dar. Aufgrund der rückläufigen
Entwicklung und durch negative Währungseffekte reduzierte sich der Umsatz der Business Group
North America in Schweizer Franken um 66.5 Mio. CHF auf 687.0 Mio. CHF (2020: 753.5 Mio. CHF).
Trotz des tieferen Umsatzes und des damit entgangenen Deckungsbeitrags sowie gestiegener
Rohmaterialkosten konnte die Business Group North America ihr Defizit auf Stufe EBIT im Jahr
2021 um 6.1 Mio. CHF auf –37.5 Mio. CHF reduzieren (2020: –43.6 Mio. CHF). Massgebliche
Treiber dieser Ergebnissteigerung waren die kontinuierlichen Verbesserungen im Rahmen des
umgesetzten Turnaroundprogramms.
Der asiatische Markt war im Geschäftsjahr am wenigsten von der globalen Halbleiterknappheit
betroffen. Entsprechend schnitt die asiatische Automobilproduktion 2021 im Regionenvergleich mit
einem Plus von 6.4% am besten ab. Die Business Group Asia hat mit ihrem organischen Umsatzwachstum
von 6.7% erneut besser als der gesamtasiatische Markt abgeschnitten. In Schweizer
Franken stieg der Umsatz auf 281.0 Mio. CHF (2020: 254.1 Mio. CHF) und lag damit sogar leicht
über dem Vorkrisenniveau von 2019 (275.7 Mio. CHF). Die Business Group Asia konnte durch die
erhöhte Auslastung ihrer Kapazitäten ihr EBIT im Geschäftsjahr 2021 um 17.1 Mio. CHF auf
39.3 Mio. CHF (2020: 22.2 Mio. CHF) steigern, wovon positive Effekte in Höhe von 4.8 Mio. CHF
aus der Auflösung von Sonderwertberichtigungen stammen. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die
EBIT-Marge um bemerkenswerte 5.3 Prozentpunkte auf 14.0% verbessert (2020: 8.7%).
Auch die Business Group SAMEA (Südamerika, Mittlerer Osten und Afrika) hat den Markt in
diesem Jahr wiederum signifikant übertroffen. Während in der Region im Vergleich zum Vorjahr
10.4% mehr Fahrzeuge produziert wurden, stieg der Umsatz der Business Group SAMEA
inflations- und währungsbereinigt um beeindruckende 24.8%, wesentlich unterstützt durch die
volumenstarken Programme in der Türkei und in Südafrika. Der in Schweizer Franken konsolidierte
Umsatz stieg aufgrund der starken Abwertung verschiedener Währungen in der Region SAMEA
um lediglich 7.1% auf 94.7 Mio. CHF (2020: 88.4 Mio. CHF). Einhergehend mit der verbesserten
Kapazitätsauslastung konnte die Business Group SAMEA ihr EBIT im Berichtsjahr auf 15.7 Mio.
CHF erhöhen (2020: 10.9 Mio. CHF); dies entspricht einer um 4.2 Prozentpunkte stärkeren EBITMarge
von 16.6% (2020: 12.3%).

Innovationsführerschaft für eine sichere Fahrt in eine klimafreundliche Zukunft
Die fortschreitende Elektrifizierung und die Nachhaltigkeit sind die für Autoneum dominierenden
Trends in der Automobilindustrie. Autoneum hat weitere Projekte lanciert, um den Verbrauch von
fossilen Brennstoffen, Energie und Wasser in den eigenen Produktionsprozessen weiter zu reduzieren
und den Anteil an rezyklierten sowie rezyklierbaren Materialien in den Produkten zu erhöhen.
Darüber hinaus wird die Anwendung von künstlicher Intelligenz und Simulationssoftware in der
Weiterentwicklung des akustischen Fahrkomforts für das Elektroauto der Zukunft immer wichtiger.
Dieses und weitere Themen standen im Mittelpunkt der Automotive Acoustics Conference 2021.
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte fand die renommierte internationale Fachtagung für Fahrzeugakustik
unter der wissenschaftlichen Leitung von Autoneum im digitalen Raum statt. In virtuellen
Ausstellungs- und Networking-Räumen gewährten führende Industrie- und Akustikexperten Einblicke
in die steigenden Anforderungen an alternative, umweltschonende Antriebe und tauschten sich
mit den Teilnehmenden über neueste Methoden zur akustischen Optimierung im Fahrzeug aus.
Autoneum hat 2021 weitere Produktinnovationen auf den Markt gebracht, wie die filzbasierte
Flexi-Loft-Technologie, die Lärmschutz und Nachhaltigkeit in idealer Weise verbindet. Flexi-Loft
zeichnet sich nicht nur durch eine erstklassige akustische Leistung und geometrische Flexibilität
aus, sondern auch durch eine hervorragende Umweltbilanz: So besteht Flexi-Loft aus mindestens
50% rezyklierten Baumwollfasern und weist dank einer einzigartigen Fasermischung im Vergleich
zu herkömmlichen Filzen ein bis zu dreimal geringeres Flächengewicht auf. Dies reduziert das
Gewicht von Komponenten für den Autoinnenraum und damit des gesamten Fahrzeugs deutlich,
was zu einem niedrigeren CO2-Ausstoss und einer höheren Fahrreichweite beiträgt. Darüber
hinaus ermöglicht Flexi-Loft eine präzise Anpassung an komplexe Formen und verbessert dadurch
die schallabsorbierenden Eigenschaften von Stirnwandisolationen und Teppichen. Die nachhaltige
Technologie ist zudem äusserst vielseitig einsetzbar und bietet in Kombination mit bestehenden
Akustikkonzepten wie Hybrid-Acoustics und Prime-Light eine leichte, anpassungsfähige und umweltfreundliche
Alternative zu herkömmlichen Filzen und Schäumen.
Mit ABC – «Alternative Backcoating» – hat Autoneum ein weiteres innovatives Verfahren auf den
Markt gebracht, bei dem ein thermoplastischer Klebstoff zur Beschichtung von Teppichen verwendet
wird. Das thermoplastische Monomaterial ist nicht nur einfacher zu rezyklieren als herkömmliche
Latex-Beschichtungen, das Auftragen des Klebstoffs mithilfe des ABC-Verfahrens benötigt im
Gegensatz zur Herstellung von latexbasierten Materialien auch weniger Energie und kommt gänzlich
ohne Wasser aus. Damit wird die Umweltbilanz der Nadelvliesteppiche von Autoneum, die
bereits heute einen hohen Anteil an rezykliertem PET enthalten, weiter verbessert.

10 Jahre Autoneum
Das Jahr 2021 war in mancher Hinsicht ein besonderes Jahr. Autoneum feierte sein 10-jähriges
Bestehen als unabhängiges, börsenkotiertes Unternehmen und blickte mit Stolz auf eine ganze
Reihe von Erfolgen der ersten Dekade zurück. In diesen zehn Jahren wurde nicht nur das globale
Netzwerk ausgebaut, sondern es wurden auch die Geschäfts- und Produktionsprozesse weltweit
standardisiert sowie die Produkte und Dienstleistungen verbessert. Das gesamte Unternehmen
wurde Schritt für Schritt auf nachhaltigere Prozesse und Produkte ausgerichtet. Seit dem Börsengang
im Jahr 2011 hat sich Autoneum eine unverwechselbare Identität und eine feste Position als
etablierte Marke in der Branche erarbeitet. Zum Jubiläum fanden an allen Standorten weltweit
Feierlichkeiten statt.

Ausblick
Den Marktprognosen1) zufolge wird die weltweite Automobilproduktion im Jahr 2022 im Vergleich
zum Vorjahr um rund 9% steigen. Die Halbleiterknappheit dürfte noch länger bis ins Jahr 2023
andauern, allerdings gehen wir davon aus, dass sich die Situation im Laufe des Geschäftsjahres
2022 zunehmend stabilisiert, wobei wir mit einer höheren Volatilität im ersten Halbjahr rechnen.
Die Umsatzentwicklung von Autoneum dürfte sich im Rahmen des Marktes bewegen. Ausgehend
von der Marktentwicklung strebt Autoneum eine EBIT-Marge von 4–5% und einen Free Cash Flow
im hohen zweistelligen Millionenbereich an. Neben der Bewältigung der aktuellen Situation der
Halbleiterknappheit wird die Umsetzung der strategischen Prioritäten und Initiativen weiter konsequent
vorangetrieben. Die möglichen Auswirkungen der gegenwärtigen Ukraine-Krise auf unser
Geschäft können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht einschätzen.