Es muss eine Bildungsinitiative für OPC UA gestartet werden

OPC UA @NPE 2024 – What’s in it for the customer?

Branchen-Interview mit Tony Marchelletta, National Sales Manager Sumitomo (SHI) Demag Plastics Machinery N.A.
Bietet Sumitomo Demag seinen Kunden bereits Spritzgießmaschinen mit einer OPC UA-Schnittstelle an?

Ja, sie ist schon seit ein paar Jahren in einigen unserer höherwertigen Modelle verfügbar. Vor allem derjenigen, die in Europa gefertigt werden. Letztes Jahr haben wir auch unser in Japan hergestelltes Standardmodell SE-EV-S um OPC UA erweitert., das wir hauptsächlich in den USA verkaufen. Es hatte schon immer einen Ethernet-Anschluss, und jetzt übertragen wir die Daten einfach automatisch über die OPC UA-Schnittstelle

Wo bietet OPC UA die größte Verbesserung gegenüber anderen Schnittstellen?

Ich glaube, es geht im Kern um Standardisierung. Viele Drittanbieter haben schon seit Jahrzehnten unterschiedlichste Anlagenüberwachungssysteme, aber jeder hat seine eigene proprietäre Art der Kommunikation, der Datenübermittlung. Für uns als OEM war es immer eine Herausforderung, unsere Softwaretechniker und auch unsere Hardwaretechniker auf dem Laufenden zu halten, damit wir immer die richtige Schnittstelle für die Maschine haben. Ich glaube, jeder hat gehofft, dass wir endlich eine gemeinsame Sprache haben, eine Möglichkeit, nicht nur mit den Spritzgießmaschinen, sondern auch bei den Peripheriegeräten und der Automation zu kommunizieren.

Welches sind die größten Herausforderungen bei der Verbreitung von OPC UA in den USA?

In erster Linie ist es die Vielzahl der Geräte, mit denen wir oder unsere Kunden es zu tun haben. Hierher kommen Maschinen aus allen Teilen der Welt. Aus Europa, Indien, Taiwan, China, Japan, Korea. Da gibt es keine wirkliche Gemeinsamkeit. Auch nicht bei den Schnittstellen. Das Gleiche gilt für die Installation von Anlagenüberwachungssystemen oder ML-Systemen. Alle sind noch in ihren jeweiligen Methoden verwurzelt. Und dann sind die Maschinen und Anlagen unterschiedlich alt. Ich habe Kunden, die Maschinen betreiben, die wir vor über 30 Jahren gebaut haben. Sie sind mechanisch noch in Ordnung. Der Kunde fragt sich, warum er sie ersetzen soll. Bei fabrikneuen Anlagen sieht es durchaus anders aus. Schon vor zehn Jahren hatte ich einen Kunden, der OPC UA in seinem Werk verwenden wollte. Er war von den Möglichkeiten ganz begeistert und er wollte für die Zukunft gerüstet sein. Aber er hatte auch den Luxus, ein brandneues Anlagennetzwerk zu bauen. Vor zehn Jahren stand dieser Kunde mit seinem Wissen recht allein da. Ein weiteres Hindernis für die langsame Verbreitung der neuen Schnittstelle ist, dass zwar mittlerweile über OPC UA viel geredet wird, aber kaum jemand etwas konkret damit anfangen kann. Man sieht den Nutzen noch nicht.

Werden die großen Steuerungsanbieter auch auf den OPC UA-Zug aufspringen?

Auf jeden Fall. Wenn sie das nicht tun, könnte es für sie verhängnisvoll sein. OPC UA wird über kurz oder lang die gemeinsame Sprache werden. Nicht jeder auf der Welt spricht Siemens, nicht jeder spricht Rockwell, aber alle werden mit OPC UA kommunizieren können. Die Steuerungshersteller können dann immer noch einzigartige Technologien anbieten. Ich denke, dass es immer noch einige Unterscheidungsmerkmale geben wird, die ihre Interessen schützen können.

Wie wahrscheinlich ist es denn, dass die Akzeptanz von OPC UA in den Verinigten Staten mittelfristig steigt?

Es würde unser Leben als OEM einfacher machen, wenn OPC UA schon heute ein allseits akzeptiertes Protokoll wäre. Aber ich denke, dass es noch einige Zeit dauern wird. Es gibt viele Anlagen, die einfach nicht in der Lage sind, mit OPC UA zu kommunizieren. Es gibt noch viel Unbekanntes, vor allem auf dem nordamerikanischen Markt. Jeder hat schon von OPC UA gehört, aber niemand weiß wirklich, was es ist. Was kann es bewirken? Was kann man damit machen? Ich denke, dass es hier definitiv eine große Bildungsinitiative geben muss. In einem ersten Schritt müsste man die Betriebsleiter informieren und motivieren, mitzumachen. Aber die haben oft gar nicht die Mitarbeiter, die sie dafür brauchen. Es ist ein hoher Aufwand, vor allem, wenn viele Geräte an das eine Protokoll angeschlossen werden müssen. Deshalb wird es auch noch eine Weile dauern, bis eine breite Implementierung von OPC UA auf Werksebene hier in Nordamerika stattfindet.

Könnte die NPE ein guter Ort sein, mit der Bildungsinitiative anzufangen?

Ja, absolut. Für unsere Industrie ist es die maßgebliche Messe in Nordamerika. Es werden sehr viele Besucher kommen, hier gibt es das größte Publikum. Deshalb ist die NPE eine großartige Plattform und ein großartiger Kanal, die Botschaft von OPC UA zu verbreiten. Natürlich muss man später noch in die Firmen gehen und den Leuten dort im persönlichen Gespräch erklären, wie sie OPC UA konkret in ihr Anlagensystem einbinden können. Aber der Anfang wäre mit der NPE gemacht.