Im Jahr ihres 70. Jubiläums setzte die Fraunhofer-Gesellschaft ihre erfolgreiche Entwicklung mit neuen Rekordwerten fort. Mit rund 2,8 Milliarden Euro erreichte das Finanzvolumen eine Steigerung von 8 Prozent; die Vertragsforschung allein ist mit einem Ergebnis von 2,3 Milliarden Euro um 6 Prozent gewachsen. Die Basis für diese Erfolge bilden die 28 000 Mitarbeitenden in 74 Instituten und Forschungseinrichtungen, die mit erstklassiger Kompetenz und großem Engagement jeden Tag wissenschaftlich, organisatorisch und administrativ Herausragendes leisten.
Die Fraunhofer-Gesellschaft mit Sitz in Deutschland ist die weltweit führende Organisation für anwendungsorientierte Forschung. Mit ihrer Fokussierung auf zukunftsrelevante Schlüsseltechnologien sowie auf die Verwertung der Ergebnisse in Wirtschaft und Industrie spielt sie eine zentrale Rolle im Innovationsprozess. Gemeinsam mit Vertragspartnern aus Wirtschaft und öffentlicher Hand setzen interdisziplinäre Forschungsteams der Fraunhofer-Gesellschaft originäre Ideen in Innovationen um, koordinieren und realisieren systemrelevante, forschungspolitische Schlüsselprojekte und stärken mit werteorientierter Wertschöpfung die deutsche und europäische Wirtschaft. Internationale Kooperationen mit exzellenten Forschungspartnern und Unternehmen weltweit sorgen für einen direkten Austausch mit den einflussreichsten Wissenschafts- und Wirtschaftsräumen.
Die 1949 gegründete Organisation betreibt in Deutschland derzeit 74 Institute und Forschungseinrichtungen. Rund 28 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, überwiegend mit natur- oder ingenieurwissenschaftlicher Ausbildung, erarbeiten das jährliche Forschungsvolumen von 2,8 Milliarden Euro. Davon fallen 2,3 Milliarden Euro auf den Bereich Vertragsforschung. Rund 70 Prozent davon erwirtschaftet Fraunhofer mit Aufträgen aus der Industrie und mit öffentlich finanzierten Forschungsprojekten. Rund 30 Prozent steuern Bund und Länder als Grundfinanzierung bei, damit die Institute schon heute Problemlösungen entwickeln können, die in naher Zukunft entscheidend wichtig werden für Wirtschaft und Gesellschaft.
Sicherung nachhaltiger Wertschöpfung
Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, sagt: »Getreu dem Motto ›70 Jahre Fraunhofer. 70 Jahre Zukunft. #WHATSNEXT‹ nutzten wir unser Jubiläumsjahr dazu, den Blick auf die Erfolge der Vergangenheit mit den Perspektiven für die Zukunft zu verbinden und stellten unsere Ziele für Deutschland und Europa dar – als Ideengeber, Partner und agiler Akteur, der nachhaltige Wertschöpfung und technologische Souveränität für Deutschland und Europa sichert und ausbaut, der dank Vorlaufforschung strategische Forschungsthemen frühzeitig erkennt und in Innovationen für neuen Wohlstand in der Zukunft umsetzt.« Mit Blick auf die aktuelle Corona-Krise ergänzt Prof. Neugebauer: »Engagement und anhaltende Tatkraft werden uns auch beim Kampf gegen das Coronavirus leiten. Vorstand und Präsidium haben beschlossen, dazu ein nachhaltiges Aktionsprogramm aufzusetzen mit dem erklärten Ziel, Impact und Innovationskraft auch in Zeiten der Krise intensiv voranzutreiben.«
Als führende Forschungsorganisation trägt Fraunhofer steigende Verantwortung im Umfeld von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Die Sicherung nachhaltiger Wertschöpfung bleibt daher ein vorrangiges Ziel aller Forschungsarbeit, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fraunhofer-Gesellschaft mit zahlreichen Projekten, etwa dem Reallabor für Erzeugung, Transport, Speicherung und Nutzung von regenerativem Wasserstoff, und vielen weiteren Initiativen angehen.
Einer der größten Patentanmelder Deutschlands
Unter den Forschungseinrichtungen in Deutschland ist Fraunhofer nach wie vor Spitzenreiter bei der Anzahl der Erfindungen, der neu angemeldeten Patente und der Gesamtanzahl der gewerblichen Schutzrechte. Auch im Vergleich zu Industrieunternehmen belegt die Fraunhofer-Gesellschaft eine hervorragende Stellung. In den letzten zehn Jahren gehörte sie stets zu den 10 bis 20 größten Patentanmeldern beim Deutschen Patent- und Markenamt. Auch beim Europäischen Patentamt zählt Fraunhofer zu den aktivsten Patentanmeldern. Im Jahr 2019 meldeten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fraunhofer-Gesellschaft 733 Erfindungen an. Es wurden 623 prioritätsbegründende Patentanmeldungen bei den Patentämtern eingereicht; das entspricht mehr als zwei Patentanmeldungen pro Arbeitstag.
Impulsgeber und Innovationsmotor
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat im Jahr 2019 ihre erfolgreiche Entwicklung konsequent fortgesetzt. Ihre Arbeit als Impulsgeber und Innovationsmotor für die großen technischen Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft hat sie mit neuen Forschungseinheiten und -strukturen intensiviert. Damit verbunden war ein Ausbau der Forschungskapazitäten in den wichtigen Bereichen Energietechnik, Ressourcenschonung und Digitalisierung. So wurde zum 1. Dezember 2019 die »Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastruktur und Geothermie IEG« gegründet, um die Energiewende weiter voranzutreiben und das bestehende Fraunhofer-Portfolio zu ergänzen. Wesentliche Bestandteile der neuen Einrichtung sind die Integration des Internationalen Geothermiezentrums Bochum (GZB) in die Fraunhofer-Gesellschaft sowie der Aufbau zweier weiterer Einrichtungsteile zu Energieinfrastrukturen in Cottbus und zur Sektorkopplung in Jülich. Die Standorte schlagen eine Brücke zwischen den vom Strukturwandel besonders betroffenen Regionen im Westen und Osten Deutschlands. Das Fraunhofer IEG wird zudem an den Außenstellen in Aachen/Weisweiler und Zittau forschen.
Wissenschaftspolitische Rahmenbedingungen
Fraunhofer begrüßt, dass mit dem Forschungszulagengesetz nun auch in Deutschland ein Instrument geschaffen wurde, Forschung steuerlich zu fördern. Damit findet eine Debatte ein Ende, die über mehr als zehn Jahre lang geführt worden ist. Für Auftragsforschung sieht das Gesetz richtigerweise vor, dass von dieser Förderung der jeweilige Auftraggeber profitieren soll. Hierfür hat Fraunhofer sich während des gesamten Gesetzgebungsprozesses politisch stark gemacht. Nach der neuen Regelung sind nun grundsätzlich alle gewerblichen Unternehmen, die in Deutschland körperschaftsteuer- oder einkommensteuerpflichtig sind, anspruchsberechtigt.
Die Fraunhofer-Gesellschaft ist über ihren Präsidenten in den beiden wichtigsten Beratergremien der Bundesregierung zu Forschung & Innovation vertreten: im Hightech-Forum und im Innovationsdialog. Prof. Neugebauer leitet seit Anfang 2019 zusammen mit BMBF-Staatssekretär Christian Luft das Hightech-Forum. Das Gremium berät die Bundesregierung, wie die Hightech-Strategie 2025 umgesetzt und weiterentwickelt werden kann. Der Innovationsdialog erörtert als unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft innovationspolitische Zukunftsfragen.
Ausgründungen und Beteiligungen
Die Fraunhofer-Gesellschaft war zum Bilanzstichtag an insgesamt 90 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen beteiligt. Im Jahr 2019 gab es eine hohe Dynamik im Beteiligungsportfolio. Insgesamt investierte die Fraunhofer-Gesellschaft 3,1 Millionen Euro ins Eigenkapital der Beteiligungen. Es kamen neun Unternehmen hinzu, bei denen sich die Fraunhofer-Gesellschaft am Grund- bzw. Stammkapital beteiligt.
Ausgründungen sind ein integraler Bestandteil der Verwertungsaktivitäten bei Fraunhofer. Typischerweise unterstützt die Fraunhofer-Gesellschaft über die Abteilung Fraunhofer Venture die Gründerinnen und Gründer bei der Vorbereitung einer Ausgründung. Im Einzelfall übernimmt Fraunhofer im Rahmen des Technologietransfers eine gesellschaftsrechtliche Minderheitsbeteiligung. Im Jahr 2019 unterstützte Fraunhofer Venture 69 neue Ausgründungsprojekte, und es gingen 26 Spin-offs aus der Fraunhofer-Gesellschaft hervor. Fraunhofer hat sich zum Ziel gesetzt, sowohl die Anzahl der Ausgründungen als auch den Anteil des Wirtschaftsertrags mit Spin-offs am Gesamtwirtschaftsertrag zu steigern. Unterstützt wird dieses Ziel umfangreich mit zielgerichteten Maßnahmen und Programmen, die im Rahmen des integralen Ansatzes »AHEAD« inhaltlich gebündelt wurden.
Neuer Vorstand für den Verantwortungsbereich »Technologiemarketing und Geschäftsmodelle«
Der Senat der Fraunhofer-Gesellschaft hat Prof. Ralf B. Wehrspohn am 8. Mai 2019 einstimmig zum neuen Vorstand Technologiemarketing und Geschäftsmodelle gewählt. Der erfolgreiche Physiker, Experte für Werkstoffforschung und ehemalige Leiter des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle sowie Inhaber des Lehrstuhls für Mikrostrukturbasiertes Materialdesign an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg trat sein Amt zum 1. Oktober 2019 an. Das von Prof. Ralf Wehrspohn verantwortete Vorstandsressort ist dafür zuständig, den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis weiterzuentwickeln und auszubauen. Dazu zählen die Initiierung institutsübergreifender Projekte mit Kooperationspartnern in der Wirtschaft, die Förderung der Fraunhofer-Start-up-Kultur und der Ausbau forschungsbasierter Weiterbildungsangebote in technologischen Schlüsselfeldern.
Fraunhofer vs. Corona
Im Hinblick auf die nicht abschätzbaren Auswirkungen des Coronavirus SARS-CoV-2 bzw. der Lungenkrankheit COVID-19 wird die Fraunhofer-Gesellschaft auch 2020 die Wirtschaft am Standort Deutschland in allen wesentlichen Forschungsbereichen durch Forschungsdienstleistungen unterstützen und zu gesellschaftlich relevanten Fragen anwendungsorientiert forschen.
Seit Beginn der Krise arbeiten Expertinnen und Experten von Fraunhofer an der Bekämpfung der Pandemie an vorderster Front mit, um die medizinische Krise schnellstmöglich zu überwinden – jedoch auch, um unsere Wirtschaft für die Zeit nach Corona maximal zu ertüchtigen. Die Fraunhofer-Gesellschaft begegnet dieser Herausforderung mit einem nachhaltigen Aktionsprogramm – und dem erklärten Ziel, Impact und Innovationskraft auch in Zeiten der Krise zu erhalten und intensiv voranzutreiben. Gerade kleine und mittlere Unternehmen kann Fraunhofer jetzt mit FuE- und Qualifizierungsangeboten unterstützen und einen gezielten Innovations-Push geben, um den Erhalt hiesiger Kompetenz und Know-how-Kapazität zu fördern und zur Sicherung der Technologieführerschaft und Technologiesouveränität Deutschlands und Europas beizutragen.