– Umsatz- und Ergebnisentwicklung profitieren im dritten Quartal von verbesserten Märkten und striktem Kostenmanagement
– Konzernumsatz bei 461,7 Millionen Euro und damit nur 7,3 Prozent unter dem Vorjahresquartal, nach 30-prozentigem Rückgang im ersten Halbjahr
– Operative EBIT-Rendite von rund 5 Prozent als Ergebnis des erfolgreichen Krisenmanagements
– Restrukturierungsmaßnahmen stellen die Weichen für eine nachhaltige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
– Weitere Meilensteine beim Geschäftsaufbau in der Region APAC erreicht
– Kapitalerhöhung von 40 Millionen Euro aus genehmigtem Kapital mit Bezugsrecht der Aktionäre beschlossen
Nachdem die Geschäftsentwicklung des Unternehmens in den ersten sechs Monaten maßgeblich von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie beeinträchtigt war, verbesserte Grammer sich mit der Erholung der Märkte im dritten Quartal signifikant. So belief sich der Konzernumsatz im Zeitraum von Juli bis September auf 461,7 Millionen Euro (Q3 2019: 498,1 Millionen Euro) und lag damit nur noch 7,3 Prozent unter dem Wert des Vorjahresquartals. Diese Entwicklung ist maßgeblich auf ein Wachstum in der Region APAC (Asia Pacific) sowie verbesserte Märkte in den Regionen Americas (Nord-, Mittel- und Südamerika) und EMEA (Europe, Middle East and Africa) zurückzuführen. In den ersten neun Monaten lag der Konzernumsatz mit 1.197,5 Millionen Euro fast 23 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Signifikante Verbesserung des operativen EBIT
Im dritten Quartal lag das operative EBIT bei 22,4 Millionen Euro und mit einer EBIT-Rendite von 4,9 Prozent signifikant über dem Vorjahreszeitraum (Q3 2019: 9,1 Millionen Euro bzw. 1,8 Prozent). Diese Verbesserung resultierte insbesondere aus der weltweiten Umsatzerholung, der erfolgreichen Umsetzung operativer Maßnahmen und dem weiterhin strikten Kostenmanagement. Neben den negativen Wechselkurseffekten in Höhe von 3,1 Millionen Euro wurde das operative Ergebnis im dritten Quartal um direkt zurechenbare Kosten für Corona-Schutz- und Handlungsmaßnahmen (1,3 Millionen Euro) sowie Aufwendungen für Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen in Höhe von 12,2 Millionen Euro bereinigt.
Das operative EBIT von Januar bis September 2020 belief sich somit auf -23,3 Millionen Euro (01-09 2019: 59,2 Millionen Euro).
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug in den ersten neun Monaten -47,2 Millionen Euro (01-09 2019: 61,9 Millionen Euro). Es war geprägt von signifikanten Volumenrückgängen infolge der weltweiten COVID-19-Pandemie, negativen Einzelsachverhalten im ersten Halbjahr sowie Restrukturierungsaufwendungen im dritten Quartal.
„Nachdem uns die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie insbesondere im zweiten Quartal in Americas und EMEA sehr stark getroffen haben, hat sich unser operatives Geschäft im dritten Quartal weltweit äußerst positiv entwickelt. Während wir in der Region APAC bereits seit April Umsatzzuwächse verzeichnen können, sehen wir nun auch in Americas und EMEA verbesserte Märkte“, erläutert Thorsten Seehars, Vorstandsvorsitzender der Grammer AG, die aktuelle Entwicklung. „Um eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmen sicherzustellen, haben wir die weltweite Organisation schlanker und flexibler aufgestellt und erste Restrukturierungs- maßnahmen eingeleitet. Die Effekte der Kostendisziplin spiegeln sich bereits in der positiven Entwicklung unserer operativen EBIT-Rendite im dritten Quartal wider. Für das vierte Quartal sehen wir insbesondere vor dem Hintergrund der sich aktuell wieder verschärfenden Corona-Situation weiterhin hohe Unsicherheiten.“
Restrukturierungsmaßnahmen stellen die Weichen für eine nachhaltige Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
Das im vierten Quartal 2019 initiierte Effizienzsicherungsprogramm zur Optimierung der operativen Prozesse und Kostenstrukturen wurde im laufenden Jahr in allen Bereichen fortgeführt und intensiviert. Eine neue, stärker regional fokussierte Organisation, die Entscheidungswege im Konzern beschleunigt, sowie zahlreiche Maßnahmen, die die Kostenstruktur des Konzerns nachhaltig verbessern, konnten in den ersten neun Monaten trotz der COVID-19 Pandemie umgesetzt werden.
Die im dritten Quartal beschlossenen Restrukturierungsmaßnahmen umfassen unter anderem die Konsolidierung von Standorten in Europa und Americas sowie einen Abbau von rund 300 Stellen im indirekten Bereich an mehreren deutschen Standorten, der möglichst sozialverträglich bis Mitte 2021 umgesetzt werden soll. Dazu wurde gemeinsam mit den Sozialpartnern ein umfangreiches Freiwilligenprogramm verabschiedet.
Verbesserte Märkte in allen Regionen
Die Region APAC war vor allem im ersten Quartal durch die staatlich angeordneten Werksschließungen in China beeinträchtigt. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz aufgrund von Neuanläufen und der Markterholung und lag im dritten Quartal mit 84,9 Millionen Euro 10,7 Prozent über dem Vorjahresquartal (Q3 2019: 76,7 Millionen Euro). Von Januar bis September belief sich der Umsatz in der Region APAC auf 224,6 Millionen Euro und befand sich damit nur 1,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums (01-09 2019: 228,4 Millionen Euro).
Die Region EMEA verzeichnete insbesondere im zweiten Quartal infolge der Corona-bedingten Produktionsstopps einen signifikanten Umsatzrückgang von 48,8 Prozent auf 147,7 Millionen Euro. Im dritten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal dagegen deutlich und lag mit 229,4 Millionen Euro nur noch rund 15 Prozent unter dem Vorjahresquartal (Q3 2019: 268,6 Millionen Euro). Im Zeitraum von Januar bis September betrugen die Umsatzerlöse in EMEA 640,6 Millionen Euro. Dies entspricht einem Rückgang von 25,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (01-09 2019: 863,8 Millionen Euro).
Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich in der Region Americas, die in den ersten neun Monaten einen Umsatzrückgang von 27,3 Prozent auf 332,3 Millionen Euro verzeichnete (01-09 2019: 457,4 Millionen Euro). Dort stieg der Umsatz von 47,1 Millionen Euro im zweiten Quartal auf 147,4 Millionen Euro im dritten Quartal ebenfalls signifikant an.
Weitere Meilensteine beim Geschäftsaufbau in der Region APAC erreicht
Als weltweit größter Einzelmarkt für Pkw und Nutzfahrzeuge stellt China für Grammer ein enormes Potential dar. Das Unternehmen erzielt derzeit rund 19 Prozent seines globalen Gruppenumsatzes im chinesischen Automobilmarkt. Mit zwei neuen Werken in Ningbo und Shenyang erweitert Grammer bis Anfang nächsten Jahres seinen Footprint in China und positioniert sich durch eine bessere räumliche Nähe zu wichtigen Kunden für das weitere geplante Wachstum in beiden Segmenten.
Ein weiterer Schwerpunkt für Grammer ist die strategische Partnerschaft mit Ningbo Jifeng. Seit Beginn des Jahres arbeiten beide Firmen an einer Vielzahl von Kooperations-projekten zur Erzielung von Synergien im Bereich Einkauf und Fertigung, einem erweiterten Produktportfolio und verbessertem Marktzugang in gewissen Regionen. Ende März wurde der Vertrag zur Gründung einer weltweiten Einkaufskooperation unter-zeichnet, von dem sich die Partner über die nächsten Jahre Einsparungen im zweistelligen Millionenbereich versprechen. Im Oktober haben Grammer und Ningbo Jifeng die Gründung einer Vertriebskooperation für den japanischen Markt beschlossen, von dem Grammer sich einen besseren Zugang zu den japanischen Automotive-OEMs verspricht.
Mit nun insgesamt sieben Produktions- und zwei Entwicklungsstandorten in China verfügt Grammer über eine hervorragende Plattform, um seine Kundenbasis in der Region APAC weiter auszubauen und die eigenen Wachstumsziele in Asien zu unterstützen.
Beide Segmente entwickeln sich besser als der Markt
Trotz der COVID-19-bedingten Umsatzrückgänge hat sich Grammer von Januar bis September in seinen beiden Segmenten besser als der Gesamtmarkt entwickelt.
Der Umsatz im Segment Automotive sank in den ersten neun Monaten um 24,1 Prozent auf 844,0 Millionen Euro (01-09 2019: 1.112,3 Millionen Euro). Der deutliche Rückgang ist wesentlich von den Folgen der COVID-19-Pandemie im ersten Halbjahr 2020 geprägt und trifft dabei auf bereits seit dem zweiten Halbjahr 2019 rückläufige Fahrzeugmärkte. Im dritten Quartal zeichnete sich mit einem Umsatz von 344,9 Millionen Euro (Q3 2019: 367,3 Millionen Euro) eine deutliche Erholung ab. Dadurch lag das dritte Quartal nur 6,1 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Die infolge der COVID-19-Pandemie eingeleiteten Maßnahmen konnten den deutlichen Umsatzrückgang im Ergebnis lediglich abfedern. Des Weiteren belasteten außerordentliche Einzelsachverhalte das EBIT im zweiten Quartal. Im dritten Quartal wurden zudem Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen in Höhe von 5,0 Millionen Euro gebildet. Das EBIT von Januar bis September lag bei -52,0 Millionen Euro (01-09 2019: 34,3 Millionen Euro). Das operative EBIT wurde um Währungsverluste, direkt zurechenbare Kosten für Corona-Schutz und Handlungsmaßnahmen und Aufwendungen für Abfindungen bereinigt und lag in den ersten drei Quartalen bei -40,5 Millionen Euro.
Das Segment Commercial Vehicles verzeichnete in den ersten neun Monaten einen Umsatzrückgang von 17,5 Prozent auf 391,4 Millionen Euro (01-09 2019: 474,6 Millionen Euro). Dieser Umsatzrückgang war ebenfalls maßgeblich durch die COVID-19-Pandemie beeinflusst. Zudem war der Umsatz im Vorjahres-Vergleichszeitraum durch eine außergewöhnlich hohe Nachfrage im Segment Commercial Vehicles gekennzeichnet. Im dritten Quartal lagen die Umsatzerlöse mit 134,8 Millionen Euro 5,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals (Q3 2019: 142,4 Millionen Euro). Die in Folge der COVID-19-Pandemie eingeleiteten Maßnahmen konnten den deutlichen Umsatzrückgang sowie die negativen Auswirkungen der Einzelsachverhalte im zweiten Quartal 2020 allerdings nicht vollständig kompensieren. Das EBIT erreichte im Zeitraum Januar bis September 12,1 Millionen Euro. Innerhalb des operativen EBIT wurden Währungsverluste in Höhe von 3,3 Millionen Euro, direkt zurechenbare Kosten für Corona-Schutz- und Handlungsmaßnahmen sowie Aufwendungen für Restrukturierungen bereinigt. Das operative EBIT belief sich demnach von Januar bis September auf 20,9 Millionen Euro (01-09 2019: 38,9 Millionen Euro).
Kapitalerhöhung im Volumen von 40 Millionen Euro beschlossen
Als Reaktion auf die durch COVID-19 ausgelöste weltweite Absatzkrise hat der Vorstand der Grammer AG frühzeitig umfangreiche Maßnahmen zur Liquiditätssicherung umgesetzt. Neben einer vorzeitigen Refinanzierung und Aufstockung des Konsortialkreditvertrags mit 150 Millionen Euro und der Ablösung der Brückenfinanzierung mit 80 Millionen US-Dollar nahm Grammer im März ein Hybriddarlehen mit Eigenkapitalcharakter im Volumen von 19,1 Millionen Euro auf und erweiterte den im ersten Quartal abgeschlossenen Konsortialkreditvertrag im August um eine dritte Tranche C in Höhe von 235 Millionen Euro.
Darüber hinaus beschloss der Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrats heute eine Kapitalerhöhung über 40 Millionen Euro aus genehmigtem Kapital mit Bezugsrecht der Aktionäre zur Stärkung des Eigenkapitals. Der Bezugspreis beträgt 15,21 Euro je neuer Aktie. Die Bezugsfrist beginnt am 30. Oktober 2020 und endet am 12. November 2020 um 24:00 Uhr. Die Hauptaktionärin der Grammer AG hat sich verpflichtet, die ihr im Rahmen der Bezugsrechtskapitalerhöhung zustehenden Bezugsrechte auszuüben und die entsprechenden neuen Aktien direkt zu zeichnen. Zudem wird die Hauptaktionärin sämtliche neuen Aktien, die nicht im Rahmen des Bezugsangebots bezogen werden, zum Bezugspreis erwerben.
Prognose für das Gesamtjahr 2020 weiterhin ausgesetzt
Für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2020 ist eine konkrete Prognose angesichts der äußerst dynamischen Entwicklung der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheit weiterhin nicht möglich. Für das Gesamtjahr 2020 erwartet Grammer, dass sowohl der Umsatz als auch das operative Ergebnis deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen werden.