Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene
Rahmenbedingungen
Die Nachfrage nach langfristigen Investitionsgütern wie
Möbel korreliert erfahrungsgemäß mit dem allgemeinen Wirtschaftswachstum.
Insofern dürfte die Möbel- und die Zulieferindustrie
die weltweiten Zinserhöhungen der Notenbanken
zur Bekämpfung der allgemeinen Inflation gespürt haben.
So geht die Commerzbank in ihrem Research vom Juli 20231
von einem Anstieg des weltweiten Bruttoinlandsprodukts
von +2,9 % im aktuellen Jahr aus, nachdem in 2022 noch ein
Wachstum von +3,6 % ermittelt wurde. Dem Euroraum wird
dabei ein Zuwachs von +0,5 % (2022: +3,5 %) zugesprochen.
Deutschland dürfe laut Commerzbank in 2023 mit einem
Rückgang von -0,5 % (2022: +1,8 %) in eine leichte Rezession
rutschen, während für Frankreich (+0,5 % nach +2,5 % in
2022) und Italien (+1,0 % nach +3,8 % in 2022) noch ein leichtes
Wachstum prognostiziert wird. Das Bruttoinlandsprodukt
von Großbritannien soll in 2023 laut Commerzbank +0,2 %
(2022: +4,1 %) und das der USA +1,5 % (2022: +2,1 %) betragen.
Die zurückhaltende Nachfrage ist auch innerhalb der deutschen
Möbelindustrie nachvollziehbar. Die Möbelindustrie,
der Möbelhandel und die Möbelzulieferindustrie sehen momentan
eine große Unsicherheit bei den Verbrauchern, die
sich in einer starken Kaufzurückhaltung in den unteren und
mittleren Möbel-Preissegmenten niederschlage.
Akquisition der Omnova Geschäftsbereiche
Am 28. Februar 2023 erwarb die Gesellschaft die Geschäftsbereiche
“Laminates and performance films and coated fabrics”
von der Omnova Solutions Inc, USA, (Omnova) einer
Tochtergesellschaft der britischen Synthomer plc. Die Geschäftsbereiche
ergänzen mit thermoplastischen und
papierbasierenden Laminaten und Spezialfolienlaminaten für
Küche, Bad, Caravan und für Luxury Vinyl Tiles das Produktangebot.
Zudem wird mit Coated Fabrics, das unter anderem
im Transportsektor und in Marineanwendungen Verwendung
findet, ein weiteres Standbein zur Differenzierung der Branchen
aufgebaut. Die Transaktion wurde überwiegend mit
Fremdkapital finanziert. Zu weiteren Details wird auf den Anhang
verwiesen.
Geschäftsverlauf Konzern
Im ersten Halbjahr 2023 stiegen die Umsatzerlöse der
SURTECO Gruppe um +3 % auf 428,8 Mio. € (Vorjahr: Mio. €
415,1). Wesentlich hierfür waren die erworbenen Geschäftsbereiche
von Omnova ab dem 1. März 2023. Bereinigt um diese
Umsätze war weiterhin eine deutlich rückläufige Nachfrage
in unseren Branchen zu verzeichnen. Da diese zu fehlender
Auslastung und somit zu Produktivitätsverlusten führt und
Kosten im Zusammenhang mit der Omnova Akquisition das
Ergebnis belasteten, lag im ersten Halbjahr 2023 das Ergebnis
vor Ertragsteuern und Finanzergebnis (EBIT) mit Mio. € 7,6
um -77 % unter dem Vorjahreswert von Mio. € 33,5. Bereinigt
um Akquisitions- und Integrationskosten sowie die Kaufpreisallokation
(PPA) für Omnova und Beratungskosten für ein
Programm zur Ergebnisverbesserung in Höhe von insgesamt
Mio. € 13,3 lag das EBIT adjusted bei Mio. € 20,9.
SURFACES
Im Segment SURFACES sind die Oberflächenaktivitäten des
Konzerns inklusive Melaminkanten in Europa und Südamerika
zusammengefasst. Die Umsatzerlöse des Segments sanken
im ersten Halbjahr 2023 auf Mio. € 142,3 nach einem Pro
Forma Umsatz von Mio. € 164,8 im Vorjahreszeitraum. Dieser
Rückgang von -14 % dürfte im Wesentlichen der verhaltenen
Nachfrage in Deutschland und Europa aufgrund der hohen
Inflation und des gestiegenen Zinsniveaus geschuldet sein.
Dies belastet auch die Auslastung der Produktionswerke bei
weiterhin hohen Fixkosten. Insofern sank das EBIT des Segments
auf Mio. € -1,7 nach einem Pro Forma EBIT von Mio. €
9,7 im Vorjahreszeitraum.
KONZERN | LAGEBERICHT |
EDGEBANDS
Das Segment EDGEBANDS umfasst alle Kunststoffkantenaktivitäten
des Konzerns in Europa und Südamerika. Mit Mio. €
78,8 liegt der Segmentumsatz in den Monaten Januar bis Juni
2023 zwar um -13 % unterhalb des Pro Forma Vorjahreswerts
von Mio. € 90,4. Aufgrund der derzeit verhaltenen Nachfrage
gegenüber der noch zufriedenstellenden Entwicklung im Vorjahreszeitraum
liegt dieser Wert jedoch im Rahmen der Erwartungen.
Ebenso verhält es sich mit dem Segment EBIT von
Mio. € 9,4 nach Pro Forma Mio. € 10,9 im Vorjahr.
PROFILES
Das Segment PROFILES bündelt in Europa und Südamerika
die Aktivitäten mit technischen Profilen, Sockelleisten und
zugehörigen Produkten. Mit Mio. € 73,1 lag der Umsatz des
Segments im ersten Halbjahr 2023 um -9 % unter dem Pro
Forma Wert des Vorjahres von Mio. € 80,6. Dementsprechend
gab auch das Segment EBIT auf Mio. € 6,8 (Vorjahr Pro Forma:
Mio. € 9,4 ) nach.
NORTH AMERICA
Im Segment NORTH AMERICA finden sich die Aktivitäten mit
allen Produkten des Konzerns in dieser Region wieder. Die Umsätze
der erworbenen Geschäftsbereiche von Omnova werden
auch für das Werk in Thailand diesem Segment zugeordnet.
So stieg der Halbjahresumsatz in 2023 um +112 % auf Mio. €
108,9 nach Pro Forma Mio. € 51,5 im ersten Halbjahr des Vorjahres.
Einmalige Akquisitionsaufwendungen und laufende
Integrationskosten durch die erworbene Geschäftsbereiche
führten zu einem Rückgang des EBIT auf Mio.€ -6,3 nach Pro
Forma Mio. € 4,4 im Vorjahreszeitraum.
ASIA / PACIFIC
Das Segment ASIA / PACIFIC fasst die Geschäfte mit allen
Produktgruppen im Raum Asien, Australien und Ozeanien zusammen.
Auch der asiatische Markt war in der ersten Jahreshälfte
2023 von einer eher rückläufigen Nachfrage betroffen.
Insofern gab der Umsatz um -8 % auf Mio. € 25,6 (Vorjahr Pro
Forma: Mio. € 27,9) nach. Das Segment-EBIT sank dabei auf
Mio. € 3,8 nach Pro Forma Mio. € 5,6 im ersten Halbjahr 2022.
Vermögens,- Finanz- und
Ertragslage
Bilanzentwicklung / Kapitalflussrechnung
Im Wesentlichen aufgrund der Akquisition der Geschäftsbereiche
von Omnova und der Finanzierung über Fremdkapital
erhöhte sich die Bilanzsumme des Konzerns von Mio. € 851,8
zum Jahresende 2022 auf Mio. € 1.086,9 zum 30. Juni 2023.
Die kurzfristigen Vermögenswerte stiegen dabei von Mio. €
341,8 zum Jahresende 2022 auf Mio. € 381,9 und die langfristigen
Vermögenswerte von Mio. € 510,0 auf Mio. € 705,0.
Auf der Passivseite der Bilanz erhöhten sich zum Bilanzstichtag
des ersten Halbjahres 2023 die kurzfristigen Schulden
auf Mio. € 367,6 (31.12.2022: Mio. € 114,7) und die langfristigen
Schulden auf Mio. € 313,2 (31.12.2022: Mio. € 311,0).
Das Eigenkapital minderte sich auf 406,1 (31.12.2022: Mio. €
426,1). Aufgrund der erheblich gestiegenen Bilanzsumme gab
die Eigenkapitalquote von 50,0 % zum Jahresende 2022 auf
37,4 % zum 30. Juni 2023 nach. Die Nettofinanzverschuldung
erhöhte sich von Mio. € 152,8 auf Mio. € 381,0, was zu einem
Verschuldungsgrad von 94 % (31.12.2022: 36 %) führt.
Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit lag im ersten
Halbjahr 2023 bei Mio. € 37,2 nach Mio. € 18,8 im Vorjahr. Durch
den Erwerb der Omnova Geschäftsbereiche betrug der Cashflow
aus Investitionstätigkeit Mio. € -242,4 nach Mio. € -21,2 im
Vorjahr. Insofern beträgt der Free Cashflow in den ersten sechs
Monaten 2023 Mio. € -205,2 nach Mio. € -2,4 im Vorjahr.
Sämtliche genannten Beträge wurden bis zur vollständigen
unabhängigen Bewertung bzgl. der Omnova Akquisition vorläufig
bewertet.
Ergebnis Konzern
Im ersten Halbjahr 2023 stellte sich bei den wichtigsten
Rohstoffen des Konzerns eine stabile Preissituation ein. Insofern
gab die Materialkostenquote von 51,5 % im Vorjahr
leicht auf 50,9 % im Berichtszeitraum nach. Hingegen stiegen
die Personalkosten im Verhältnis zur Gesamtleistung von
22,1 % im Vorjahr auf 25,2 % im ersten Halbjahr 2023. Auch
die Quote der sonstigen betrieblichen Aufwendungen stieg
überwiegend aufgrund Integrationskosten für die Omnova
Geschäftsbereiche von 14,0 % im Vorjahr auf 16,5 % in den
Monaten Januar bis Juni 2023. Insgesamt betrugen die Aufwandspositionen
Mio. € -394,4 nach Mio. € -369,2 im Vorjahr.
Ausgehend von einer Gesamtleistung von Mio. € 425,9 (Vorjahr:
Mio. € 421,1) und sonstigen betrieblichen Erträgen von
Mio. € 3,8 (Vorjahr: Mio. € 3,4) gab somit das Ergebnis vor Abschreibungen,
Finanzergebnis und Steuern (EBITDA) um -36 %
auf Mio. € 35,3 (Vorjahr: Mio. € 55,2) nach. Die EBITDA-
Marge (EBITDA/Umsatz) betrug 8,2 % nach 13,3 % im Vorjahr. Die
Abschreibungen lagen unter Anderem durch die Kaufpreisallokation
(PPA) aus der Omnova Akquisition mit Mio. € -27,7
über dem Vorjahreswert von Mio. € -21,7. Insofern betrug
das Ergebnis vor Finanzergebnis und Ertragsteuern (EBIT)
des Konzerns Mio. € 7,6 im ersten Halbjahr 2023 nach Mio. €
33,5 im Vorjahr. Im Verhältnis zum Umsatz lag die EBIT-Marge
bei 1,8 % (Vorjahr: 8,1 %). Wegen der Brückenfinanzierung
zum Erwerb der Omnova Geschäftsbereiche erhöhten sich
die Zinsaufwendungen. So betrug das Finanzergebnis Mio. €
-4,7 nach Mio. € -1,6 im Vorjahr. Das Vorsteuerergebnis (EBT)
minderte sich demnach um -91 % auf Mio. € 2,9 (Vorjahr:
Mio. € 31,9). Abzüglich von Mio. € -6,9 (Vorjahr: Mio. € -9,5)
Ertragsteuern und Minderheitenanteile von Mio. € 0,1 (Vorjahr:
Mio. € 0,0) ergibt sich ein Konzerngewinn von Mio. € -4,0 nach
Mio. € 22,5 im Vorjahr.
Ausblick auf das Gesamtjahr 2023
Die Rahmenbedingungen für die Geschäftsentwicklung sind
derzeit aufgrund der hohen Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheiten
ungünstig. Insbesondere in den wichtigen Absatzmärkten
in Europa und in Nordamerika ist eine anhaltend
schwache Nachfrage zu beobachten. Zudem belasten Einmalkosten
im Zusammenhang mit der Omnova Akquisition
sowie die Kaufpreisallokation (PPA) das Ergebnis. Insofern
wurde ein Programm in den Bereichen Pricing, Personal,
Einkauf, Operations und Working Capital zur Ergebnisverbesserung
aufgelegt. Die erwarteten Potentiale daraus dürften
jedoch für ein Erreichen der ursprünglichen Prognose für
das EBIT von Mio. € 45 bis Mio. € 55 nicht mehr ausreichen.
Zudem werden im zweiten Halbjahr 2023 Restrukturierungsaufwendungen
anfallen. Insofern wird nun für das Geschäftsjahr
2023 mit einem EBIT im Bereich von Mio. € 20 bis Mio. €
30 gerechnet. Das EBIT adjusted (bereinigt um Akquisitionsund
Integrationskosten, die Kaufpreisallokation aus dem Erwerb
der Omnova Geschäftsbereiche und Kosten aus dem
Restrukturierungsgrogramm) soll im Bereich von Mio. € 45
bis Mio. € 55 liegen.
Alle Maßnahmen sollen dazu führen, dass ab dem Geschäftsjahr
2024 dauerhaft ein EBIT von über Mio. € 60 und ein EBITDA
(Ergebnis vor Abschreibungen, Finanzergebnis und Steuern)
über Mio. € 110 vor Sondereffekten erzielt werden.
Aufgrund der weiterhin schwachen Nachfrage wird auch der
Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2023 leicht unter der ursprünglichen
Prognose von Mio. € 920 bis Mio. € 950 liegen.