Way2K 2025 “Lokale Lösungen für globale Herausforderungen”

Interview auf dem Weg zur K 2025 mit Carl Litherland, CMO der motan Gruppe

Herr Litherland, wie stellt sich die gesamtwirtschaftliche Lage aktuell für motan dar?
Die weltwirtschaftlichen Voraussetzungen haben sich in den vergangenen Jahren seit der letzten K spürbar gewandelt. Globale Lieferketten stehen zunehmend unter Druck, und die Tendenz zur Deglobalisierung – insbesondere durch neue handelspolitische Maßnahmen der USA – stellt viele Unternehmen vor neue Herausforderungen. Steigende Zölle und Logistikkosten belasten nicht nur uns, sondern auch unsere Kunden. Wir haben frühzeitig begonnen, unsere Strukturen an diese veränderte Situation anzupassen. Auch wenn unsere Wurzeln im deutschen Mittelstand liegen, entwickeln wir uns konsequent weiter zu einem dezentral aufgestellten, international agierenden Konzern. Neben unseren bestehenden Operation Centers in Deutschland und China haben wir vor Kurzem eines in Indien eröffnet. Dabei geht es nicht nur um Vertrieb und Service, sondern gezielt auch um lokale Produktion – mit regionalem Personal und regionalen Lieferketten. So können wir flexibler auf Marktanforderungen reagieren, regulatorische Hürden besser bewältigen und uns effizienter im lokalen Wettbewerb positionieren. Ein zusätzlicher Vorteil: Kürzere Transportwege entlasten die Umwelt und tragen zu einer nachhaltigeren Wertschöpfung bei. Unsere dezentrale Strategie ist also nicht nur eine wirtschaftlich notwendige Reaktion auf globale Entwicklungen, sondern auch ein Beitrag zu mehr ökologischer Verantwortung.

Wie reagiert motan auf die konjunkturellen Schwierigkeiten der Kunden?
Viele unserer Kunden – insbesondere in Europa – stehen aktuell unter erheblichem wirtschaftlichem Druck. Eine schnelle, verlässliche Lösung ist in solchen Phasen besonders gefragt. Genau hier setzt unsere swift-Linie an. Wir bieten unseren Kunden standardisierte Produkte mit kurzen Lieferzeiten ohne die Notwendigkeit individueller Anpassung – aber mit der gewohnten Qualität, Funktionalität und Bedienfreundlichkeit. Unser Kerngeschäft bleibt die Entwicklung maßgeschneiderter Anlagen für komplexe Anwendungen. Doch gerade im Spritzguss lassen sich viele Standardanwendungen – die mehr als die Hälfte ausmachen – effizient mit swift abdecken. Damit bieten wir unseren Kunden eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung, ohne Kompromisse bei der Technik. Für schnell wachsende Märkte wie Indien, Afrika, Osteuropa oder Südamerika, in denen andere Anforderungen im Vordergrund stehen als in den etablierten Märkten, ist unsere swift-Linie ideal. Somit können wir dort gezielt und wettbewerbsfähig agieren und haben damit passende Lösungen für die Bedürfnisse unserer Kunden.

Welche Rolle spielt Kunststoff als Material in der aktuellen Marktlage?
Kunststoff ist nach wie vor ein Schlüsselmaterial, etwa in der Medizintechnik. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für nachhaltigere Lösungen. Monomaterialien, die besser recycelbar sind, gewinnen an Bedeutung und Rezyklate kommen vermehrt zum Einsatz. Das stellt auch neue Anforderungen an unsere Technik: Trocknen, Dosieren und Mischen sowie Fördern wird komplexer, da Rezyklate oft schwankende Qualitäten haben. Unsere Aufgabe ist es, auch unter diesen Bedingungen stabile Prozesse zu ermöglichen. Gleichzeitig bleibt die Wirtschaftlichkeit entscheidend. Wegen der aktuell niedrigen Rohstoffpreise greifen viele Kunden wieder häufiger zu Neuware. Kunststoff wird bleiben – aber wie wir damit umgehen, verändert sich. Und genau hier unterstützen wir unsere Kunden mit passenden Lösungen.

Technisch gibt es keine Probleme mehr?
Die grundlegenden Anforderungen haben sich nicht stark verändert, wohl aber die Lösungen. Rezyklate bringen häufig Materialschwankungen mit sich – insbesondere bei der Restfeuchte. Diese muss jederzeit zuverlässig kontrolliert werden. Wichtig ist, klar beurteilen zu können, in welchem Toleranzbereich wir uns bewegen: Was kann der Trockner ausgleichen, was die Spritzgussmaschine? Hier sind schnelle Reaktionszeiten gefragt – und genau dabei leistet die Digitalisierung wertvolle Unterstützung. Sie ermöglicht mehr Transparenz, bessere Prozessüberwachung und eine deutlich höhere Stabilität im laufenden Betrieb.

Wie trägt die motan Stiftung dazu bei, gesellschaftliche Verantwortung in der Kunststoffindustrie zu fördern?
Die motan Stiftung wurde mit dem klaren Ziel gegründet, gesellschaftliche Verantwortung im Umgang mit Kunststoff zu übernehmen. Ihr Fokus liegt auf Projekten, die sich mit dem sinnvollen Einsatz von Kunststoff nach seiner Erstverwendung beschäftigen – idealerweise mit der Rückführung in die Kreislaufwirtschaft, um Umweltbelastungen zu minimieren. Viele der geförderten Initiativen finden in wirtschaftlich schwächeren oder aufstrebenden Ländern statt. Denn oft entstehen in diesen Regionen die größten ökologischen Schäden, während der wirtschaftliche Nutzen aus Kunststoffprodukten überwiegend in den Industrienationen bleibt. Hier setzt die Stiftung an – mit Bildungsarbeit und ganz konkreten Hilfsprojekten. Ein Beispiel: In Kambodscha wurde ein kleiner Lkw gespendet, um die Müllsammlung und das Recycling vor Ort zu verbessern. Solche Projekte stoßen auch innerhalb unseres Unternehmens auf große Resonanz – viele Mitarbeitende bringen eigene Ideen ein. Unser Ziel ist es, Engagement zu fördern – denn jeder Beitrag zählt, um globale Herausforderungen Schritt für Schritt zu lösen.