Way2K 2025 “Für gute Lösungen müssen alle Player in der Wertschöpfungskette zusammengebracht werden”


Interview mit Dr. Torsten Schmitz (Managing Director Business Unit Extrusion) und Hermann Veismann (Managing Director, Business Unit Printing und Finishing) bei Windmöller & Hölscher

Warum wird W&H auf der nächsten K nicht nur mit dem Bereich Extrusion, sondern auch mit dem Bereich Druck vertreten sein?
Hermann Veismann: Viele unserer Kunden sind in beiden Bereichen unterwegs. Deshalb haben wir uns entschlossen, erstmals unsere Leistungsfähigkeit in beiden Bereichen zu präsentieren. Das Angebot im Druck- wie im Extrusionsbereich ist sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal von W&H.
Dr. Torsten Schmitz: Unsere Kunden stehen vor einem Umbruch: Die Forderungen nach mehr Monomaterialverpackungen, nach Verarbeitung von neuen Rohstoffen und vielem mehr zwingen sie, die ganze Weltschöpfungskette zu betrachten. Bei jedem Prozessschritt muss berücksichtigt werden, was der Nächste braucht. Und das treibt die Veränderungsgeschwindigkeit einfach hoch. Wir merken, dass da unser integrierender Fokus auf die Gesamtanwendung sehr gut ankommt. Auf unserer Hausmesse Expo war das schon immer ein Schlüssel. Das wollen wir jetzt nochmals sichtbarer auch in Düsseldorf transportieren.

Warum geht jetzt alles schneller? 
Dr. Schmitz: Die neue EU-Verpackungsverordnung PPWR ist sicherlich ein Beschleuniger. Aber es gibt auch andere Zwänge. Zum Beispiel der Ersatz der PFAS-Stoffe. Letztlich muss man seinen ganzen Rohstoffpark umstellen, muss andere Additive fahren. Hinzu kommt die Lieferkettenproblematik. Das sind alles Veränderungen, die mit einer sehr hohen Geschwindigkeit kommen. In Verbindung mit einem sehr starken Kostendruck zwingt das unsere Kunden dazu, ihre bisherige Arbeitsweise zu hinterfragen und Innovationen stark zu treiben.
Veismann: Das trifft auch für den Bereich Druck zu. Diese neuen Materialzusammensetzungen gehen einher mit neuen Materialeigenschaften, die müssen wir beherrschen. Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, übergreifend zu arbeiten. Die Entwicklungen durch die nachhaltigere Ausrichtung fordert dies geradezu ein.

Das Motto der K ist ja selbstbewusst: Green – Smart – Responsible. Finden Sie das passend? 
Dr. Schmitz: Die Schlagwörter Green, Smart, Responsible sind schon die richtigen. Sie klingen selbstbewusst. Das Selbstbewusstsein als Branche ist ein wichtiges Zeichen. Aber wir müssen alle mit auf den Weg nehmen. Unsere täglichen Gespräche mit unseren Kunden zeigen, dass da jeder vor großen Herausforderungen steht: bei der Produktentwicklung, bei Produktentwicklungszyklen, bei Investitionen. Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam mit unseren Kunden eine Lösung für sie zu finden. Das können wir gut, weil wir alle Player kennen.

Was sind denn konkrete Herausforderungen?
Dr. Schmitz: Da steht jeder vor seiner individuellen Problemstellung. Viele fragen sich zum Beispiel, wie es mit PCR weitergeht, wieviel PCR-Content sie brauchen, wie es um die Recyclingfähigkeit steht, was bei den Exportmärkten zu beachten ist. Viele Rahmenbedingungen sind noch gar nicht klar. Das verunsichert unsere Kunden sehr. Wir wollen sie in diesem Umfeld technologieoffen beraten, damit sie auch in fünf Jahren noch wettbewerbsfähig sind und möglichst auch stärker wachsen als der Markt. Ein Schlüssel ist da wiederum das Zusammenspiel der Bereiche.
Veismann: Für unsere Kunden ist Modularität mit Blick auf die Zukunft von großer Bedeutung. Stichwort Retrofit-Fähigkeit. Wenn eine Maschine für irgendein Material optimal ausgelegt ist, dann denken wir jetzt schon, wie wir sie anders einstellen oder nachrüsten können oder mit kleinem Invest umbauen können, um auch künftigen Anforderungen zu genügen. Die Kunden investieren viel Geld in eine Maschine und haben natürlich Bedenken, wenn sie selbst und ihre Lieferanten nicht exakt wissen, wo es hingeht.

Gibt es Materialien, die für Ihre Maschinen eine Herausforderung darstellen?
Dr. Schmitz: Grundsätzlich können unsere Maschinen alle Materialen verarbeiten. Wichtig ist die Beratung unserer Kunden. Wir müssen verstehen, was ihre Bedarfe sind, wohin sie sich entwickeln wollen. Wenn es zum Beispiel um das Thema MDO geht, haben wir Kunden, die bereits in der 24/7- Produktion sind. Was aber nicht funktionieren wird, ist ein sehr breites Produktportfolio mit einer Maschine abzudecken. Man kann nicht heute PCR fahren und morgen MDO-PE. Es geht darum, auf einer Maschine sinnvoll und wirtschaftlich zu produzieren und dann die Richtige auszuwählen.

Wie ist die Regelungsdichte in der EU im Vergleich zu anderen Märkten?
Veismann: Auf den Wachstumsmärkten in Asien, also in Indien und in China finden wir unterschiedliche Regulierungen, die mit unterschiedlicher Geschwindigkeit angepasst werden. Aber die Regulierungsdichte in der EU ist besonders hoch. Sowohl was die Anforderungen an die Wirtschaftsunternehmen selbst als auch die Anforderungen an den Verpackungsmarkt angeht. Man denke nur an die Nachhaltigkeits-Reporting-Pflichten oder das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Das alles verursacht erhebliche Kosten für europäische Unternehmen. Kosten, die natürlich an Kunden weitergegeben werden und damit ein Wettbewerbsnachteil sind.
Dr. Schmitz: Die Regeln in der EU sind alle gut gemeint. Insbesondere bei nachhaltiger Verpackung schauen alle ja auch auf Europa, was Monomaterialverbunde und Lebenszyklus der Verpackung insgesamt angeht. Diese Vorreiter-Position ist richtig für Europa. Aber es gibt auch Anforderungen, die völlig unrealistisch sind. Warum zum Beispiel muss ich eine Lebensmittelverpackung zwingend wieder zu einer Lebensmittelverpackung machen?

Der European Green Deal scheint zugunsten einer wirtschaftsorientierteren Denkweise in den Hintergrund gerückt. 
Veismann: Es gibt Hoffnung, dass eine Veränderung der politischen Schwerpunkte stattfindet. Bei aller Richtigkeit, die hinter der Regulierung steckt: Die Geschwindigkeit, die Konsequenz und die Sprunghöhe, die wir in Europa generieren, sind eine Gefährdung für unseren Standort, und das bekümmert uns natürlich. Meine Überzeugung ist: Es hilft niemandem, wenn wir Europa aus dem Spiel nehmen, weil es unwirtschaftlich wird.

Was erwarten Sie von der K?
Dr. Schmitz:
Die K ist für mich ein Familientreffen, die Gelegenheit sich auszutauschen, Orientierung zu geben. Diese persönlichen Treffen sind dabei sehr wertvoll und alle nehmen Impulse mit, nicht nur unsere Kunden, auch wir profitieren sehr davon.
Veismann: Wer die Messe besucht, kommt chancengetrieben. Wir wollen Begeisterung für die Maschinen vermitteln, für die Chancen, die sich daraus ergeben. Wir versuchen, Visionen zu transportieren. Wir definieren uns weniger über den Maschinenverkauf, wir definieren uns über die Partnerschaftlichkeit und die Mehrwerte, die sich daraus bieten.