• Viele technologische Lösungen schon präsentabel
• Großes Bekenntnis der Brandowner
• Europa ist Treiber der Entwicklung
Journalisten der führenden nationalen und internationalen Branchenmedien haben am Mittwoch im VDMA-Pavillon eine durchweg positive Bilanz der Weltleitmesse K in Bezug auf das große Thema der Messe gezogen: die Kreislaufwirtschaft. „Es ist deutlich geworden, dass sich alle in der Wertschöpfungskette Kunststoff in der Verantwortung sehen, etwas dafür zu tun“, sagte Dr. Karlheinz Klotz von der Zeitschrift „Kunststoffe“. Alle technologischen Lösungen, die hierzu auf der K gezeigt wurden, seien vom Publikum begierig aufgenommen worden. Man habe aber auch gesehen, dass die praktische Umsetzung der Idee eines Kreislaufs an vielen Stellen schwierig sei. Das Fehlen von Standards etwa erschwere noch eine genaue Materialidentifikation, die aber für die Materialaufbereitung sehr wichtig sei. Klotz wertet die K als Startschuss für alle Player in der Kunststoffindustrie, sich intensiv um Lösungen zur Etablierung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft zu bemühen.
Für Naomi Lee vom China Plastics & Rubber Journal ist auf der Messe erkennbar gewesen, dass alle Teilnehmer in der Kunststoffkette das Thema an die Spitze ihrer Forschungs- und Entwicklungsagenda gesetzt haben. Es stimme sie optimistisch, dass die hohe Relevanz, die das Thema auf der diesjährigen K hatte, nicht folgenlos verpufft. „Nach allem, was ich gesehen habe, glaube ich jetzt, dass es realistisch ist, auf der ganzen Welt eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu etablieren“, sagte Lee.
Nachhaltigkeit hat schon häufiger auf einer K eine Rolle gespielt. Auch über Recycling wurde schon oft gesprochen. Don Loepp von Plastics News sieht auf der diesjährigen K aber einen bemerkenswerten Unterschied: „Diesmal haben sich durchweg alle zu dem Thema bekannt. Neu ist auch, dass sich viele Brandowner sehr ehrgeizige Ziele gesetzt haben“, sagte Loepp. Er hat auf der Messe auch viel Technologie gesehen, die dabei helfen wird, diese Ziele auch zu erreichen, etwa die Recyclingfähigkeit von Verpackungen. „Noch ist niemandem ganz klar, welches der richtige Weg ist, ob es nun das chemische Recycling ist, ob es biobasierte Kunststoffe sind. Aber ich habe sehr viel Fortschritt gesehen“, sagte Loepp.
„Auf der K konnten wir sehr gut erkennen, dass Europa Treiber der Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft ist“, sagte Günter Kögel von der „K-Zeitung“. Hier seien die Technologien verfügbar und hier sei auch der gesellschaftliche Druck am höchsten. Das führe dazu, dass die Bereitschaft, Produkte zu verändern, sehr hoch sei. „Auf der K waren das Interesse und die Neugier der Besucher mit Händen zu greifen“, sagte Kögel. Deshalb erwartet er auch, dass sich der Markt nach der Messe spürbar verändern wird und immer mehr der neuen Technologien für eine Kreislaufwirtschaft eingesetzt werden.
Für Markus Lüling von „K-Profi“ war die K 2019 eine sehr gute Messe. Die Kunststoffbranche habe gezeigt, dass sie nach wie vor in der Lage sei, Herausforderungen zu bewältigen. Nur hätten sich die Herausforderungen geändert. Bislang sei es immer in erster Linie um Leistungsfähigkeit und Effizienz gegangen. Die Diskussionen um Umwelt und Nachhaltigkeit habe das geändert. Jetzt gehe es zum Beispiel darum, recyclingfähige Produkte anzubieten und Werkstoffe entsprechend auszurichten. „Diese Herausforderung hat die Branche angenommen. Sie hat gezeigt, dass sie Lösungen hat. Die waren auf der Messe zu sehen. Die Firmen sind damit auf große Resonanz gestoßen“, hat Lüling beobachtet.
Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit sah auch Chris Smith von Applied Market Information (AMI) als die Themen der K an, die das meiste Interesse auf sich zogen. Das sei naheliegend, stehe doch Kunststoff derzeit stark unter Druck der Öffentlichkeit und auch der Regierungen. „Das ist ein Thema, das die Branche einfach wirksam angehen muss“, sagte er. Es seien auf der K vielversprechende Initiativen vorgestellt worden, zum Beispiel zum chemischen Recycling, in die Milliarden investiert würden. „Ich denke, es dämmert jetzt allen, dass sie nicht mehr einfach sagen können, dass etwas nicht geht. Man wird Lösungen liefern müssen“, sagte Smith. Diese Lösungen müssten auf jedem Level der Kunststoffindustrie gesucht werden.
„Unsere Industrie hat erkannt, dass sie etwas tun muss, um das Abfallproblem in den Griff zu bekommen. Auf der K waren bereits Lösungen zu sehen, die tatsächlich etwas ändern werden“, hatte Ulrich Reifenhäuser, Präsident der K und Vorsitzender des VDMA-Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen, zuvor auf der Abschlusspressekonferenz zur Messe gesagt. Dieses Angebot traf auf starke Nachfrage. „Die Besucher zeigten hohe Investitionsbereitschaft zum Aufbau von Kapazitäten, zusätzlich aber auch starkes Interesse an neuen Technologien, mit denen wir die Abfallprobleme beseitigen können.“ 225.000 Besucher kamen zu K 2019. Die nächste K findet im Oktober 2022 in Düsseldorf statt.
Der VDMA hat die Besucher des VDMA-Pavillons während der Messe darum gebeten, ihre Wünsche zum großen Thema Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe auszudrücken. Hier sind einige der am häufigsten genannten:
• Die Diskussion um Kunststoffabfall sollte mit mehr Vernunft und Realitätssinn geführt werden.
• Es ist wichtig, schon in der Schule die Werthaltigkeit von Rohstoffen zu erklären.
• Reden reicht nicht, es muss schnell etwas unternommen werden.
• Wir müssen einen Weg finden, wie wir die Geschäftsmodelle unserer Industrie mit der Fürsorge für unseren Planeten in Einklang bringen.
• Wir müssen uns noch mehr anstrengen, die falschen Mythen um den Kunststoff in der Gesellschaft zu entlarven.
• Es sollte möglichst schnell mehr recyceltes oder kompostierbares Material zur Verfügung stehen.
• Die Wiederverwertbarkeit von umweltschädlichen Produkten muss verbessert werden.
• Der Verbraucher sollte rezyklierte Produkte generell akzeptieren.
Programm, Videoclips der Beiträge und weitere Informationen zum VDMA Circular Economy Forum auf der K 2019 siehe https://plastics.vdma.org
Quelle: VDMA