2. Corona-Blitzumfrage zum Fachkräftenachwuchs: Maschinenbau hält an Ausbildungsplänen fest

Die große Mehrheit der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau hält trotz Pandemie an ihren Plänen für Ausbildung und duales Studium fest. Für Hochschulabsolventinnen und -absolventen zeigt sich im Vergleich zum Mai trotz der weiterhin schwierigen Lage eine leichte Entspannung.

Von der Corona-Krise unbeeindruckt planen die meisten Unternehmen im mittelständisch geprägten Maschinen- und Anlagenbau weiterhin mit Ausbildung und dualem Studium. Laut einer aktuellen Umfrage des VDMA unter 482 Mitgliedsfirmen gehen 67 Prozent der Befragten davon aus, dass sie künftig genauso viele gewerblich-technische Ausbildungsplätze anbieten können, wie vor der Pandemie. Ein schrumpfendes Ausbildungsplatzangebot im gewerblich-technischen Bereich erwarten 19 Prozent der befragten Firmen, etwa 8 Prozent sehen dagegen sogar einen Anstieg voraus. Die geringste Auswirkung wird die Pandemie laut VDMA-Umfrage auf das duale Studium haben. Die Einschätzung der Unternehmen vor allem bei beruflicher Ausbildung und dualem Studium deckt sich mit den Ergebnissen der vorangegangenen VDMA-Blitzumfrage im Mai. Im Bereich Praktikum hat sich die Situation dagegen etwas verschärft. 42 Prozent der Befragten gehen von einem Rückgang der Praktika für Schülerinnen und Schüler aus, 34 Prozent befürchten einen Rückgang für Studierende. (Im Mai war die Einschätzung der Unternehmen hier mit 34 Prozent für Schüler/-innen und 29 Prozent für Studierende noch etwas positiver.)

„Mit rund 1,3 Millionen Erwerbstätigen ist der Maschinen- und Anlagenbau größter industrieller Arbeitgeber im Land, dazu führend bei den Auszubildenden in der Industrie. Die Unternehmen setzen daher weiterhin auf Ausbildung, insbesondere um den eigenen Fachkräftenachwuchs zu sichern“, sagt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. „Die großen technologischen Aufgaben unserer Zeit wie nachhaltige Produktion, Klimaschutz und Digitalisierung sind nur mit gut ausgebildeten Menschen und deren Innovationsgeist zu lösen. Die Unternehmen wissen das“, betont Rauen.

Leicht verbessert im Vergleich zu Mai hat sich die Situation der Hochschulabsolventinnen und -absolventen. Zwar befürchten noch rund 30 Prozent einen Rückgang der Stellenangebote, doch die Mehrheit geht davon aus, dass sich die Angebotssituation durch Corona nicht verändern wird (60 Prozent). 11 Prozent erwarten sogar einen Anstieg. „Der Maschinenbau ist in der Ingenieurbeschäftigung führend unter allen Industriezweigen. Wir bleiben hier auf einem sehr hohen Niveau“, sagt Rauen. Die leicht positive Entwicklung seit Mai zeige, welch hohen Stellenwert junge Ingenieure und Ingenieurinnen im Maschinenbau genießen, auch wenn die Aussichten für Hochschulabsolventen noch immer nicht so gut sind wie vor Corona, erläutert er.

Eine große Herausforderung für die Unternehmen während der Pandemie bleibt die Rekrutierung. Vor allem Praktika für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende sind aktuell nur schwer zu realisieren. Das setzt auf der einen Seite die jungen Menschen unter Druck, andererseits aber auch die Unternehmen – nutzen sie doch Praktika als effizientes Recruiting-Tool für ihren Fachkräftebedarf.

„Für Bewerberinnen und Bewerber bleibt die Situation auf dem Ausbildungsmarkt im Maschinen- und Anlagenbau weiterhin gut“, sagt Jörg Friedrich, Leiter VDMA Bildung. „Gleichzeitig ist es aktuell für unsere Mitglieder deutlich schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu rekrutieren.“ Zuletzt hatte die Bundesagentur für Arbeit für den September gemeldet, dass es in den maschinenbaurelevanten Berufen noch rund 7000 unbesetzte Ausbildungsstellen gibt.

Die Ergebnisse der Blitzumfrage im Überblick

·                Die überwiegende Mehrheit – rund 70 Prozent der Befragten – rechnet mit einer stabilen Entwicklung bei der Anzahl an Ausbildungsplätzen, dualem Studium und Plätzen für Bachelor- und Master-Arbeiten. Mit einer abnehmenden Tendenz rechnen nur etwa 20 Prozent, während rund 10 Prozent von einer zunehmenden Tendenz ausgehen.

·                Die Erwartungen in Bezug auf die Anzahl an Praktikumsplätzen fällt etwas negativer aus. 40 Prozent der Befragten rechnen damit, dass die Zahl der Praktikumsplätze abnehmen wird. Das betrifft Schüler noch stärker als Studenten.

·                Für Hochschulabsolventinnen und -absolventen und Berufseinsteiger hat sich die Lage leicht verbessert im Vergleich zu Mai. Rund 30 Prozent der Befragten rechnen damit, dass weniger Absolventinnen und Absolventen eingestellt werden, 60 Prozent sehen dagegen eine stabile Situation, immerhin 11 Prozent gehen sogar davon aus, dass sie mehr Studienabgänger einstellen.

·                Stimmungsbarometer Ausbildungsmarkt: Insgesamt 69 Prozent gehen davon aus, dass sich der Ausbildungsmarkt entweder nicht verändern wird oder weniger Bewerber pro Ausbildungsplatz zur Verfügung stehen werden als bisher. Sollte sich das bewahrheiten, dürfte sich das Thema Fachkräftemangel weiter verschärfen. (Aktuell zählt die Bundesagentur für Arbeit bereits 7000 unbesetzte Ausbildungsplätze im Maschinenbau.)

·                Die Unternehmen haben aktuell Schwierigkeiten, Kontakt zu potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern aufzunehmen und Interesse für angebotene Stellen zu wecken. Veranstaltungen wie Ausbildungsmessen können nicht stattfinden und viele Praktikumsplätze fallen aufgrund von Kontaktbeschränkungen weg. Beides erschwert insbesondere die Suche nach geeigneten jungen Menschen für Ausbildungsplätze. Praktikanten und Auszubildende werden dementsprechend auch als die Gruppe wahrgenommen, die am stärksten von den veränderten Rekrutierungsbedungen betroffen ist.

·                Während die genannten Schwierigkeiten in der Rekrutierung aufgrund der Kontaktbeschränkungen als größte Herausforderung bei Werbung und Einstellung von Nachwuchskräften betrachtet werden (genannt von mehr als jedem Zweiten), erwähnt jeder vierte Befragte Budgetbeschränkungen und Einstellungsstopps. Immerhin fast jedes fünfte Unternehmen spürt bislang keine Auswirkungen bei Werbung und Einstellung von Nachwuchskräften durch die Corona-Krise.