Composites Germany – Ergebnis der 19. Composites-Markterhebung liegt vor

– Aktuelle Krisen belasten Stimmung in der Composites-Industrie
– Zukunftserwartungen pessimistisch
– Investitionsklima trübt sich ein
– Erwartungen an Anwendungsindustrien unterschiedlich
– GFK bleibt Wachstumstreiber
– Composites-Index rutscht ab

Zum 19. Mal hat Composites Germany (www.composites-germany.de) aktuelle
Kennzahlen zum Markt für faserverstärkte Kunststoffe erhoben. Befragt wurden alle
Mitgliedsunternehmen der drei großen Trägerverbände von Composites Germany:
AVK, Leichtbau Baden-Württemberg und VDMA-Arbeitsgemeinschaft Hybride
Leichtbau Technologien.
Um die problemlose Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Erhebungen zu
gewährleisten, wurden auch in diesem Halbjahr keine Änderungen bei der Befragung
durchgeführt. Erhoben wurden erneut überwiegend qualitative Daten in Bezug auf die
aktuelle und zukünftige Marktentwicklung.

Aktuelle Krisen belasten Stimmung in der Composites-Industrie

Die Wirtschaft generell, aber auch die Industrie im Speziellen hat derzeit mit
zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Die mittlerweile über 2 Jahre
andauernden negativen Effekte der Corona-Pandemie treffen nach wie vor einzelne
Teilsegmente der Composites-Industrie. Von entsprechenden Rückgängen war und ist
der Mobilitätsbereich besonders betroffen. Hinzu kommen in jüngster Zeit stark
steigende Energiekosten, die eine enorme Belastung darstellen. Vor allem
entsprechende Aufschläge auf Kraftstoff und Gas dürften ein zentrales Thema in den
nächsten Monaten werden. Hinzu kommen weiterhin Probleme in den internationalen
Lieferketten und teils stark steigende Rohstoffpreise bei teilweise mangelnder Verfügbarkeit.
Der Krieg in der Ukraine hat viele Bereiche, vor allem in den
Zulieferketten zusätzlich belastet.
Insgesamt haben diese und weitere Effekte die Stimmung in der Composites-Industrie
bei der aktuellen Befragung stark belastet.
Der entsprechende Index für die Bewertung der aktuellen generellen Geschäftslage
gibt deutlich nach.

Die Bewertung der eigenen Geschäftslage der Unternehmen gibt im Vergleich zur
letzten Befragung deutlich nach und sackt erstmals seit eineinhalb Jahren wieder
deutlich ab. Die Massivität des Rückganges ist allerdings deutlich weniger stark als im
Rahmen der einsetzenden Corona-Pandemie.

Zukunftserwartungen pessimistisch
Auch die Erwartungen an die zukünftige Marktentwicklung ziehen deutlich nach unten.
Die entsprechenden Kennwerte für die generelle Geschäftslage sind stark rückläufig
und rutschen auf einen historischen Tiefstand seit Beginn der Erhebung.
Auch für das eigene Unternehmen zeigen sich die Befragten hinsichtlich ihrer
Zukunftserwartungen weniger optimistisch.
Hier zeigt sich die Bewertung der Geschäftslage des eigenen Unternehmens weniger
drastisch. Die Kurve verläuft trotz negativer Ausschläge deutlich weniger steil. Die
Effekte auf das eigene Unternehmen werden damit weniger massiv erwartet als auf die
Industrie insgesamt.

Investitionsklima trübt sich ein
Erwartungsgemäß trübt sich auch das Investitionsklima ein. Es lässt sich jedoch feststellen,
dass die Werte insgesamt relativ hoch bleiben. 70 % der Befragten halten
Maschineninvestitionen für möglich oder planen diese. Dieser Wert sackt im Vergleich zur
vorherigen Markterhebung etwas ab, zeigt aber eine deutlich weniger dramatische
Entwicklung als die vorgenannten Faktoren.

Erwartungen an Anwendungsindustrien unterschiedlich
Die starke Heterogenität der Anwendungen im Composites-Bereich wurde bereits
angesprochen. In der Befragung werden die Teilnehmer gebeten, ihre Einschätzung
hinsichtlich der Marktentwicklung unterschiedlicher Kernbereiche zu geben.

Die Erwartungen zeigen sich äußerst unterschiedlich.
Generell steigt über alle Anwendungsfelder der Anteil der pessimistischen Erwartungen.
Liegt dieser fast durchweg im einstelligen Bereich, so nimmt der Anteil der derjenigen, die
eine Verschlechterung der Marktsituation in den jeweiligen Anwendungsindustrien
annehmen deutlich zu. Größere Rückgänge werden, analog zu den letzten Erhebungen, vor
allem für die Bereiche Automobil, Luftfahrt und Maschinenbau erwartet. Erstmals zeigt sich
aber auch der Bereich Infrastruktur/Bau mit stärkeren negativen Erwartungen. Speziell
dieses Segment reagiert oftmals eher langsam auf entsprechende kurzfristige, wirtschaftliche
Schwankungen und zeigte sich bislang relativ robust gegenüber den oben genannten Krisen.
Es bleibt abzuwarten, ob sich entsprechende Vorahnungen erfüllen, oder sich die
Bauindustrie weiterhin gegen entsprechend negative Einflussfaktoren behaupten kann.

Wachstumstreiber bleiben unverändert

Regional bleiben in der aktuellen Erhebung Deutschland, Europa und Asien die
Weltregionen, aus denen die wesentlichen Wachstumsimpulse für das Composites-Segment
erwartet werden.
Werkstoffseitig setzt sich der Paradigmenwechsel weiter fort. Wurde von den Befragten in
den ersten 13 Erhebungen stets CFK als Material genannt, aus dessen Umfeld die
wesentlichen Wachstumsimpulse für den Composites-Bereich zu erwarten sind, so werden
die wesentlichen Impulse mittlerweile durchweg von GFK, oder materialübergreifend erwartet.

Composites-Index rutscht ab
Die Industrie befindet sich derzeit in einem äußerst schwierigen Spannungsfeld aus
steigenden Kosten, Problemen in den Lieferketten, mangelnder Verfügbarkeit
bestimmter Halbzeuge und Rohstoffe, zunehmender politischer Instabilität und sehr
pessimistischer Zukunftserwartungen. Alle relevanten Indikatoren der aktuellen
Composites-Erhebung zeigen derzeit nach unten. Der Composites-Index gibt daher,
nach einer leichten Erholung über die letzten 1 ½ Jahre diesmal deutlich nach und fällt,
vor allem im Hinblick auf die Zukunftserwartungen auf neue Tiefststände ab.

Die Industrie generell, aber vor allem auch die Composites-Industrie in Deutschland
hat sich in der Vergangenheit gegenüber Krisen stets als sehr stabil gezeigt und war
vielfach in der Lage entsprechende Negativentwicklungen schnell wieder aufzufangen.
Die gesamte Produktionsmenge für Composites in Europa konnte im letzten Jahr
bereits wieder das Vorkrisennievau von 2019 erreichen. Deutschland bleibt weiterhin
das wichtigste Herstellungsland in Europa mit einem Marktanteil von fast 20 %. Es
bleibt zu hoffen, dass die Rückgänge in den kommenden Monaten weniger stark
werden als erwartet und die Composites-Industrie weiter auf Wachstumskurs bleiben
kann. Wir bleiben optimistisch, denn Composites sind in ihrer Vielfältigkeit ein zentraler
Werkstoff der Zukunft.

Die nächste Composites-Markterhebung erscheint im Januar 2023.