Verbesserte Profitabilität trotz leicht sinkender Umsätze

Die schwache Nachfrage in einigen unserer Absatzmärkte hemmt zunehmend das Umsatzwachstum der SGL Carbon. Nach neun Monaten im Geschäftsjahr 2024 erzielt die SGL Carbon einen Umsatz von 781,9 Mio. € und lag mit minus 4,8 % leicht unter Vorjahr (9M 2023: 821,7 Mio. €). Bereinigt um Währungs- und Struktureffekte reduzierte sich der Konzernumsatz um 3,6 %. Das bereinigte EBITDA als wichtige Kennzahl des Konzerns blieb mit 127,6 Mio. € im Berichtszeitraum auf vergleichbarem Niveau (9M 2023: 130,0 Mio. €). Trotz des leichten Umsatzrückgangs verbesserte sich die bereinigte EBITDA-Marge nach 15,4 % im Q1, 16,7 % im Q2 auf 16,9 % im Q3 und beträgt nach neun Monaten 16,3 % (9M 2023: 15,8 %). Gründe für die verbesserte bereinigte EBITDA-Marge sind insbesondere Produktmixeffekte in den Geschäftsbereichen Graphite Solutions und Process Technology. Im Gegenzug belastete die anhaltende Nachfrageschwäche und der damit verbundene Preisdruck für Carbon- und Textilfaserprodukte im Geschäftsbereich Carbon Fibers weiterhin die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Konzerns.

„Dem allgemein schwachen wirtschaftlichen Umfeld können auch wir uns mit unserem diversifizierten Produktportfolio nicht mehr vollständig entziehen. Hinzu kommt im 3. Quartal ein Nachfragerückgang nach Spezialgraphitprodukten für die Halbleiterindustrie. Vor allem unsere Produkte für die Herstellung von Siliziumkarbid-basierten Halbleitern leiden unter der zurückhaltenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen seitens der Endverbraucher“, erläutert CEO Dr. Torsten Derr. „Waren die letzten 18 Monate von einer enormen Nachfrage nach Siliziumkarbid-Halbleitern und nicht ausreichenden Produktionskapazitäten geprägt, hat sich der Markt deutlich abgekühlt. Aufgrund fehlender Nachfrage aus der Automobilindustrie haben unsere Halbleiterkunden ihre Bestellvolumina deutlich zurückgefahren. Erst mit Anziehen der Absatzzahlen für Elektrofahrzeuge erwarten wir wieder einen deutlichen Aufschwung für unsere Spezialgraphitprodukte.“

Ausgehend vom bereinigten EBITDA von 127,6 Mio. € und unter Berücksichtigung der Abschreibungen von 41,0 Mio. € (9M 2023: 43,3 Mio. €) sowie von Einmal- und Sondereffekten von minus 18,3 Mio. € (9M 2023: minus 47,2 Mio. €) ergibt sich nach neun Monaten in 2024 ein EBIT von 68,3 Mio. € (9M 2023: 39,5 Mio. €). Die Einmaleffekte und Sondereinflüsse resultieren unter anderem aus den Restrukturierungsmaßnahmen für Carbon Fibers und die Business Line Battery Solutions sowie aus Aufwendungen für ein Strategieprojekt. Beim Vorjahresvergleich ist zu berücksichtigen, dass die ersten neun Monate in 2023 durch eine Wertminderung auf die Vermögenswerte der Carbon Fibers überproportional belastet wurden (44,7 Mio. €).

Entwicklung der Geschäftsbereiche

Nach neun Monaten in 2024 stagnierte der Umsatz des Geschäftsbereichs Graphite Solutions mit 412,5 Mio. € auf dem Niveau der Vorjahresperiode (9M 2023: 418,4 Mio. €). Während im ersten Halbjahr 2024 der Umsatz in diesem Geschäftsbereich noch leicht um 1,3 % gewachsen war, belastete die nachlassende Nachfragedynamik im Marktsegment Halbleiter & LED das 3. Quartal 2024. Grund für die schwächelnde Nachfrage nach unseren Graphitprodukten ist die deutlich unter den Erwartungen liegende Abnahme von Elektrofahrzeugen, bei denen insbesondere Siliziumkarbid-Halbleiter zum Einsatz kommen. Unsere Produkte werden bei der Herstellung von Siliziumkarbid-basierten Halbleitern benötigt, so dass sich deren Marktentwicklung unmittelbar auf unser Geschäft auswirkt. Betrachtet man die ersten neun Monate 2024 insgesamt, wurden leichte Umsatzanstiege in den Marktsegmenten Halbleiter & LED sowie bei Automobil & Transport durch den Nachfragerückgang in den anderen Marktsegmenten aufgezehrt.

Im Vergleich zum niedrigeren Umsatz stieg das bereinigte EBITDA der Graphite Solutions im Neunmonatsvergleich um 4,8 % auf 104,3 Mio. € an (9M 2023: 99,5 Mio. €). Dies ist insbesondere auf den geänderten Produktmix im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres zurückzuführen. Trotz der rückläufigen Nachfrage im 3. Quartal 2024 wurden insgesamt mehr Produktionskapazitäten für unsere Siliziumkarbid-Halbleiter-Kunden als im Vorjahr genutzt. Entsprechend verbesserte sich die bereinigte EBITDA-Marge im Neunmonatsvergleich auf 25,3 % (9M 2023: 23,8 %).

Die Process Technology generierte einen Umsatz von 106,2 Mio. € und setzt mit einem Umsatzanstieg von 11,0 % im Neunmonatsvergleich ihre positive Geschäftsentwicklung weiter fort. Dies spiegelt sich auch im bereinigten EBITDA wider, welches sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 17,5 Mio. € auf 25,6 Mio. € erhöhte (+ 46,3 %). Eine höhere Kapazitätsauslastung sowie positive Produktmixeffekte führten zur Verbesserung der bereinigten EBITDA-Marge von 18,3 % im Dreivierteljahr 2023 auf 24,1 % im Berichtszeitraum.

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Carbon Fibers betrug nach neun Monaten in 2024 157,1 Mio. € und lag damit deutlich unter dem Wert der Vorjahresperiode von 179,6 Mio. €. Der Rückgang beruht insbesondere auf der weiterhin zurückhaltenden Nachfrage aus der Windindustrie und dem zunehmenden Wettbewerbsdruck aufgrund weltweiter Überkapazitäten für Carbon- und Textilfasern.

Ruhende Produktionskapazitäten und die damit einhergehende fehlende Fixkostenabsorption sowie sinkende Margen für Commodity-Produkte führten zu einer weiteren Verschlechterung des bereinigten EBITDA der Carbon Fibers. Das bereinigte EBITDA des Geschäftsbereichs Carbon Fibers sank nach neun Monaten in 2024 auf minus 7,9 Mio. € (9M 2023: 3,2 Mio. €). Dabei ist zu berücksichtigen, dass das bereinigte EBITDA des Geschäftsbereichs Carbon Fibers einen Ergebnisbeitrag in Höhe von 11,6 Mio. € aus dem At-Equity bilanzierten Joint Venture BSCCB enthält (9M 2023: 14,1 Mio. €). Ohne diesen Ergebnisbeitrag der At-Equity bilanzierten BSCCB läge das bereinigte EBITDA der Carbon Fibers bei minus 19,6 Mio. € (9M 2023: minus 10,5 Mio. €).

Die SGL Carbon geht davon aus, dass sich die Nachfrage nach Carbonfasern in den nächsten Monaten nicht erholen wird und die erzielbaren Preise für diese Produkte über das Jahr 2025 hinaus auf einem niedrigen Niveau verbleiben. Daher erwartet SGL Carbon, dass sich die erwartete Verbesserung der Umsatz- und Ertragslage für den Geschäftsbereich Carbon Fibers verzögert und überarbeitet ihre bestehende Mittelfristplanung für diesen Bereich.

Aufgrund der damit verbundenen voraussichtlichen Abweichung wird derzeit eine anlassbezogene Werthaltigkeitsprüfung durchgeführt. Daraus zeichnet sich ein nicht zahlungswirksamer Wertminderungsaufwand von 60 – 80 Mio. € ab, der im 4. Quartal 2024 gebucht wird. Der initiierte strukturierte Transaktionsprozess für Carbon Fibers dauert weiter an.

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Composite Solutions betrug in den ersten neun Monaten in 2024 95,8 Mio. € und war damit mit minus 16,2 % rückläufig (9M 2023: 114,3 Mio. €). Der Rückgang basiert insbesondere auf der vorzeitigen Beendigung eines projektgebundenen Liefervertrags mit einem Automobilkunde. Ferner machen sich auch bei der Composite Solutions die geringeren Absatzzahlen bei Elektrofahrzeugen bemerkbar.

Insbesondere infolge niedriger Volumina sank das bereinigte EBITDA der Composite Solutions im Periodenvergleich von 16,6 Mio. € auf 10,7 Mio. € (minus 35,5 %). Die bereinigte EBITDA-Marge schwächte sich entsprechend auf 11,2 % ab (9M 2023: 14,5 %).

Verschuldung, Eigenkapital und Investitionen

Die Nettofinanzschulden zum 30. September 2024 erhöhten sich leicht um 6,9 % auf 123,8 Mio. € (31.12.2023: 115,8 Mio. €). Der Verschuldungsfaktor blieb unverändert bei 0,7. Aufgrund des positiven Konzernergebnisses von 32,8 Mio. € erhöhte sich die Eigenkapitalquote im Vergleich zum 31.12.2023 leicht auf 43,3 % (31.12.2023: 41,1 %).

Das Investitionsvolumen in den ersten neun Monaten 2024 betrug 66,5 Mio. € (9M 2023: 59,1 Mio. €) und lag damit über den Abschreibungen von 41,0 Mio. € (9M 2023: 43,3 Mio. €).

Ausblick

Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, unter den Erwartungen liegende Absatzzahlen bei einigen Kundengruppen und der Preisdruck für Commodity-Produkte hemmen zunehmend die Wachstumsambitionen der SGL Carbon. Thomas Dippold, CFO der SGL Carbon, erläutert dazu: „Aufgrund der vielfältigen und diversifizierten Industrieanwendungen unserer Produkte und unseres strikten Kostenmanagements gehen wir jedoch weiterhin davon aus, dass wir unsere Prognose für 2024 am unteren Ende der Spanne von 160 bis 170 Mio. € erreichen werden. Die kommenden Monate werden nicht einfacher werden. Wir müssen uns auf eine Nachfragestagnation in einigen unserer Absatzmärkte vorbereiten.“

Weitere Details zur Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten 2024 können der Quartalsmitteilung entnommen werden.