Interview auf dem Weg zur K 2025 mit Markus Gschwandtner, Geschäftsführer und Chief Sales Officer (CSO) bei Brückner Maschinenbau
Herr Gschwandtner, wie gelingt es Brückner, im zunehmenden internationalen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen?
Das schaffen wir durch Innovation. Wir verfolgen das Ziel, technologisch immer die Nase vorn zu haben. Der Wettbewerb ist tatsächlich intensiver geworden, neue Anbieter in unserem Branchensegment kommen vor allem aus den asiatischen Ländern. Deshalb müssen wir mit Innovation gegenhalten. Im Zentrum steht dabei unser Bereich Forschung und Entwicklung. Der ist bei uns relativ groß und wurde in der letzten Zeit noch weiter ausgebaut. Eine ganz besondere Rolle spielt dabei unser Technikum. Es ist in unserer Industrie das Technologiezentrum schlechthin. Über dieses Technikum sind alle namhaften Partner unserer Wertschöpfungskette vereint. Vom Rohstoffhersteller bis zum Anwender, von Dow oder Total bis Pepsico, alle probieren ihre Neuerungen bei uns aus, testen, was geht und was nicht.
Können Sie ein Beispiel geben?
In unserem Technikum werden zum Beispiel Strukturen getestet, die wir im Zuge der Umstellung auf die Kreislaufwirtschaft brauchen. Wir machen Versuche mit Monomaterialien bei Verpackungen, die üblicherweise aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Etwa einer Schale mit einem Deckel darauf. Die Entwicklung geht dahin, dieses Produkt bloß aus einem Material herzustellen, damit man es später recyceln kann. Diese Monomaterialstrukturen werden heute immer häufiger nachgefragt. Die Kreislaufwirtschaft ist hier ganz klar der Treiber. Noch vor einigen Jahren war die Funktionalität das wichtigste Ziel. Eine Verpackung musste gut zu bedrucken sein, sie musste gute Barrierefunktionen haben und sie musste aus Gründen der Hygiene gut zu versiegeln sein. All das hatte man mit verschiedenen Materialien, unterschiedlichen Kunststoffen, aber auch Papier oder Aluminium erzielt. Der Trend, diesen Materialmix zu verringern, wurde ganz klar durch die EU-Regeln gepusht, mit der die Kreislaufwirtschaft angeschoben werden soll. Wir können in unserem Technikum zeigen, dass wir ein Produkt aus Monomaterial herstellen können, das zuvor aus fünf und mehr Materialien bestand.
Wenn die Monomaterial-Produkte gut recyclingfähig sind, sind die Rezyklate dann auch wieder für den Einsatz in Lebensmittelverpackungen geeignet?
Bislang nur sehr eingeschränkt. Dazu braucht man eine Zulassung der Lebensmittelüberwachungsbehörden in den einzelnen Ländern. Ein Food-Approval der amerikanischen FDA, zum Beispiel. Sehr wichtig ist neben dem Sammeln das Sortieren der Kunststoffe, um möglichst sortenrein zu bleiben. Beim mechanischen Recycling werden die Kunststoffe zerkleinert, aufgeschmolzen, filtriert und wieder zu Rohstoffen verarbeitet. Hier ist es nicht sehr einfach, auch wieder das gleiche Food-Approval zu bekommen. Beim chemischen Recycling ist es sehr wohl der Fall. Dort kann es tatsächlich auch wieder in die gleiche Anwendung gehen.
Wie bekommen Sie das technische Personal, das Sie für Ihre Innovationen brauchen?
Der Nachwuchs spielt bei uns eine sehr große Rolle. Die Mitarbeiter, die schon lange bei uns sind, bringen natürlich ihre Erfahrung ein. Aber die neuen Mitarbeiter bringen neue Technologien mit und sie können damit auch umgehen. Zum Beispiel mit künstlicher Intelligenz. Damit wir diesen Nachwuchs bekommen, haben wir Partnerschaften mit Universitäten und Hochschulen geschlossen. Junge Talente machen heute bei uns ihre Praktika, sie schreiben ihre Bachelor- und ihre Masterarbeiten bei uns. Diese gut ausgebildeten Leute kennen sich mit allen neuen Technologien sehr gut aus. Wenn sie erst einmal bei uns sind, führen wir sie an unser Geschäft heran. Wir ziehen auch junge Leute in der dualen Ausbildung an. Immer mit dem Ziel, deren Wissen im Umgang aus anderen Bereichen auch bei Brückner zu nutzen.
Wie sieht es in Ihren internationalen Niederlassungen aus?
Wir haben dort mittlerweile auch hervorragenden Nachwuchs, vor allem in Indien und China. Die jungen Leute, die dort zu uns kommen, sind sehr gut ausgebildet. Sie verfeinern ihre technologischen Kenntnisse bei Brückner auf den Baustellen unserer Kunden. Sie zeigen sehr viel Eigeninitiative. Und sie sind bereit, sich auf Kulturunterschiede einzulassen. Gleichzeitig hilft uns ihre länderspezifische Sichtweise dabei, unterschiedliche Gepflogenheiten und Bedürfnisse unserer Kunden in diesen Ländern besser zu verstehen und zu bedienen. Die neuen Mitarbeiter im In- und Ausland sind zusammen mit unserem Technikum der Garant dafür, dass wir innovativ bleiben.
Spielen Kooperationen dabei auch eine Rolle?
Wir hatten in den letzten 50 Jahren immer mit Partnern zu tun. Die frühen Innovationen kamen aus der Kooperation mit diesen Fertigungspartnern. Diese Partnerschaften haben wir ausgeweitet. Heute machen wir auch gemeinsame Projekte mit Forschungsinstituten wie Fraunhofer oder den Universitäten in Rosenheim und Aachen, die wichtige Kunststoffforschung betreiben. Wieder ist hier unser Technikum der Dreh- und Angelpunkt. Ein großes Thema aktuell neben der Kreislaufwirtschaft sind dort biologische Rohstoffe, sowohl biologisch abbaubare als auch aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellte.
Wohin entwickelt sich der Kunststoffmaschinenbau?
Kunststoff hat eine gute Zukunft. Der Werkstoff hat unbestreitbar große Vorteile. Er ist leicht, gut formbar, preisgünstig und im Vergleich zu anderen Materialien wie Metallen oder Glas derjenige Wertstoff mit dem geringsten Carbon Footprint in der Herstellung. Wenn er dann auch noch recyclingfähig wird, ist er der nachhaltigste überhaupt. Das zu erreichen ist großenteils die Aufgabe des Kunststoffmaschinenbaus. Er hat daher auch eine gute Zukunft.