Ein Katalysator für die Stabilität globaler Lieferketten
Die südostasiatischen Länder, die zusammen als ASEAN bekannt sind, haben ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt, sich an wirtschaftliche Unsicherheiten anzupassen und zu prosperieren. Insbesondere die Kunststoffindustrie der Region hat ihre strategische Position innerhalb globaler Lieferketten und ihre diversifizierte industrielle Basis – darunter Automobilindustrie, Biokunststoffe, medizinische Geräte, Verpackungen und Chemikalien – genutzt.
Der Kunststoffmarkt in der Region wächst bereits aufgrund eines boomenden Fertigungssektors, einer steigenden Nachfrage nach Konsumgütern und einer zunehmenden Urbanisierung. Angesichts der momentan verhängten Einfuhrzölle auf Importe in die USA könnte er jedoch auch von einer Art Glücksfall profitieren. Da die Zölle die Lieferketten gefährden und die Kosten für US-Hersteller erhöhen werden, ist zu erwarten, dass US-Unternehmen nach anderen Beschaffungsstandorten suchen werden, möglicherweise sogar in Asien.
Vorläufige Wachstumsberichte deuten darauf hin, dass der Kunststoffsektor in Südostasien in diesem Jahr einen Umsatz von 32 Millionen Tonnen erzielen und bis 2030 um 4 % auf fast 39 Millionen Tonnen wachsen wird, so Mordor Intelligence.
Regionales Wachstum bei Elektrofahrzeugen beschleunigt sich
In den letzten Jahren hat Südostasien seine Bemühungen zur Förderung der Einführung von Elektrofahrzeugen (EVs) intensiviert, um auf die weltweit zunehmenden Bemühungen zur Reduzierung der CO₂-Emissionen zu reagieren. Nach Angaben des ASEAN-Sekretariats gehören die Pro-Kopf-CO₂-Emissionen der Region mit 3,9 Tonnen weiterhin zu den niedrigsten der Welt und liegen deutlich unter denen Chinas (7,1) und der Vereinigten Staaten (14). Mit seinem starken Wachstumspotenzial in den Bereichen Produktion und natürliche Ressourcen wird der EV-Markt in Südostasien laut Mordor Intelligence von 1,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 auf 6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 wachsen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 32 % entspricht.
Thailand, bekannt als das „Detroit Asiens“, treibt die Entwicklung voran und strebt bis 2030 einen Produktionsanteil von 30 % (725.000 Autos, 675.000 Motorräder) an. Das Land hat außerdem die Verbrauchsteuer für Elektroautos von 8 % auf 2 % gesenkt und bietet Importzollermäßigungen von bis zu 40 %, was Hersteller wie das chinesische Unternehmen BYD anzieht, das dort kürzlich sein erstes EV-Werk in Südostasien eröffnet hat.
Der Nachbar Malaysia lässt seinen Worten Taten folgen und hat kürzlich sein erstes lokal produziertes Elektroauto namens e-Mas auf den Markt gebracht, das vom nationalen Automobilhersteller Proton in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Autohersteller Geely hergestellt wird. Proton hat außerdem ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum in China gegründet, um die Entwicklung von Elektrofahrzeugen voranzutreiben.
Als weltweit größter Nickelproduzent konzentriert sich Indonesien auf die Batterieproduktion. Im Jahr 2023 produzierte das Land 55 Millionen Tonnen Nickel – 42 % des weltweiten Angebots. Es ist auf dem besten Weg, bis 2030 140 Gigawattstunden (GWh) Batterien zu produzieren, und hat im vergangenen Jahr in Karawang, Westjava, sein erstes 1 Milliarde US-Dollar teures Werk für Elektrofahrzeugbatterien in Betrieb genommen, das jährlich 150.000 Elektrofahrzeuge mit Strom versorgen kann.
Die Philippinen hingegen befinden sich noch in der frühen Planungsphase. Und das, obwohl der Verkehrssektor in städtischen Gebieten wie Metro Manila über 50 % zur Luftverschmutzung beiträgt. Die Umstellung auf Elektrofahrzeuge wird als entscheidende Lösung für die Verbesserung der Luftqualität in Städten angesehen.
Trotz des starken Wachstumspotenzials steht die Elektrofahrzeugindustrie in Südostasien nach Angaben der Malaysian Investment Development Authority weiterhin vor großen Herausforderungen, darunter hohe Kosten für Elektrofahrzeugbatterien, Teilemangel, fehlende Fachkräfte und Ausbildungsprogramme, Probleme mit dem Stromnetz sowie uneinheitliche Standards für das Laden von Elektrofahrzeugen und Installationsrichtlinien.
Der US-ASEAN Business Council betont, dass ausländische Direktinvestitionen entscheidend sind, um diese Hindernisse zu überwinden und die Einführung von Elektrofahrzeugen in Südostasien zu beschleunigen.
Medizintechnik als Wachstumsmotor
Der Medizintechniksektor in Südostasien wächst rasant, angetrieben durch die steigende Nachfrage im Gesundheitswesen, die alternde Bevölkerung und den technologischen Fortschritt. Laut Statista wird der Markt bis 2025 ein Volumen von 12 Milliarden US-Dollar und bis 2029 von 16 Milliarden US-Dollar erreichen (+7,5 % CAGR).
Die rasche Integration fortschrittlicher Technologien wie Automatisierung, Telemedizin, KI-gestützte Gesundheitslösungen und Robotik sowie der Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur – neue Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und die Stärkung des medizinischen Personals – werden den Bedarf an Kapital und Geschäftsmöglichkeiten weiter erhöhen.
Malaysia entwickelt sich laut Fitch Solutions zum am schnellsten wachsenden Markt mit einem Schwerpunkt auf Ultraschallgeräten, MRT-Geräten, In-vitro-Diagnostik sowie orthopädischen und zahnmedizinischen Implantaten.
Vietnam stärkt seine Position durch Investitionen in Anlagen zur Herstellung von medizinischen Verbrauchsmaterialien auf Kunststoffbasis, während die Philippinen und Indonesien sich auf die Binnennachfrage nach PSA und medizinischen Verbrauchsmaterialien konzentrieren.
In Singapur verzeichnet der Markt für medizinische Geräte ein rasantes Wachstum, da die Regierung den Schwerpunkt auf die Verbesserung der Gesundheitsinfrastruktur und die Förderung von Innovationen im Bereich der Medizintechnik legt. Allerdings sieht sich der Markt mit regulatorischen Hürden konfrontiert, wie beispielsweise dem kürzlich eingeführten Cybersecurity Labelling Scheme for Medical Devices, das die Compliance-Kosten für Hersteller erhöhen und den Marktzugang für nicht gekennzeichnete Produkte einschränken könnte.
Hotspots für nachhaltige Kunststofflösungen
Im Bereich nachhaltiger Kunststoffe sind Malaysia und Thailand führend auf dem südostasiatischen Markt.
Malaysia nutzt leere Fruchtbüschel (EFBs) und Palmölabfälle, um durch mikrobielle Fermentation Biokunststoffe wie Polymilchsäure (PLA), Polysaccharide, Lignin und Polyhydroxyalkanoate (PHA) herzustellen. Laut dem Malaysian Palm Oil Council positioniert sich das Land als starker Konkurrent Thailands im Bereich nachhaltiger Kunststoffe. Thailand hingegen exportiert 90 % seiner Biokunststoffe in Märkte wie Italien, die Niederlande, China, Südkorea und die USA.
Zu den wichtigsten Investoren in Thailand gehören das französische Energieunternehmen Total und das Joint Venture des niederländischen Biochemie-Riesen Corbion, Total Corbion PLA, das PLA auf Zuckerrohrbasis herstellt und die Produktion von 75.000 auf 100.000 Tonnen pro Jahr gesteigert hat und nun mit voller Kapazität läuft.
In ähnlicher Weise baut NatureWorks, ein Joint Venture zwischen Thailands PTT Global Chemical und Cargill, eine Anlage mit einer Kapazität von 75.000 Tonnen PLA pro Jahr in der Provinz Nakhon Sawan, die noch in diesem Jahr die volle Produktion aufnehmen soll. Es wird sich um eine integrierte Anlage mit Produktionsstätten für Milchsäure, Lactid und Polymer handeln, die den asiatisch-pazifischen Raum in Bereichen wie 3D-Druck, Vliesstoffe für Hygieneartikel, kompostierbare Kaffeekapseln/Lebensmittelverpackungen, Teebeutel und flexible Verpackungen versorgen wird.
Darüber hinaus haben der brasilianische Biopolymerhersteller Braskem und das thailändische Unternehmen SCG Chemicals ein Joint Venture namens Braskem Siam Company gegründet und werben mit der Produktion von „in Südostasien einzigartigem“ Bio-Ethylen und biobasiertem Polyethylen, um die regionale und globale Nachfrage zu bedienen.
Unterdessen produziert PTT MCC, ein Joint Venture zwischen PTT Global Chemical und der japanischen Mitsubishi Chemical Corporation, seit 2017 Bio-Polybutylensuccinat (Bio-PBS), das aus einer aus Zucker/Maniok gewonnenen Bernsteinsäure und 1,4-Butandiol besteht.
Herausforderungen für das Wachstum von Biokunststoffen in Asien
Obwohl der Markt für Biokunststoffe in Asien von wachsenden Umweltbedenken und sich ändernde Verbraucherpräferenzen, insbesondere im Verpackungssektor, angetrieben wird, könnte sein Wachstum durch eine Vielzahl von Faktoren behindert werden.
Ein wesentliches Hindernis ist das Fehlen einer kohärenten Regierungspolitik in Bezug auf die Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Biokunststoffen. Diese regulatorische Unsicherheit erschwert es den Akteuren, strategisch zu planen oder in Verbesserungen der Wertschöpfungskette zu investieren. Ein weiterer wichtiger Hemmfaktor sind die hohen Kosten, insbesondere bei der Verarbeitung von Biokunststoffharzen aus Zuckerrohr und Maniok. Darüber hinaus gibt es in der Region nur eine begrenzte Anzahl von Biokunststoffherstellern, von denen die meisten in kleinem Maßstab produzieren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kunststoffen, die von einer ausgereiften Infrastruktur und Skaleneffekten profitieren, sind Biokunststoffe strukturell nach wie vor benachteiligt.
Die Preisvolatilität von landwirtschaftlichen Rohstoffen wie Zuckerrohr und Mais trägt ebenfalls zur wirtschaftlichen Unsicherheit bei, da die Preise stark von Wetterbedingungen und Ernteerträgen beeinflusst werden. Außerdem sind nicht alle Biokunststoffe biologisch abbaubar, und selbst diejenigen, die es sind, benötigen unter Umständen bestimmte Bedingungen, um sich effektiv zu zersetzen. So müssen beispielsweise einige biologisch abbaubare Kunststoffe in industriellen Kompostieranlagen zersetzt werden, die in den meisten asiatischen Ländern nicht flächendeckend vorhanden sind.
Boom bei Recyclinginvestitionen in Südostasien
Da Plastikmüll die Umwelt in Südostasien zunehmend verschmutzt, wird der Schwerpunkt verstärkt auf das Recycling von Plastikmüll gelegt.
Indonesien, wo derzeit nur 10 % des Plastikmülls recycelt werden, strebt eine Reduzierung des Plastikmülls im Meer um 70 % an. Dazu soll eine von der Regierung unterstützte Strategie (2017–2040) mit einem Volumen von 18 Milliarden US-Dollar umgesetzt werden, die die Sammlung ausweiten, die Recyclingkapazitäten erhöhen und die Entsorgungssysteme verbessern soll.
Zu den wichtigsten Initiativen gehören eine Anlage von PT Alba Tridi Plastics Recycling (ein Joint Venture mit Alba Group Asia) mit einer Kapazität von 36.000 Tonnen pro Jahr und eine große PET-Recyclinganlage in Ostjava von Danone-Aqua und Veolia. Indorama Ventures baut außerdem einen Standort in Karawang, um 2 Milliarden PET-Flaschen pro Jahr zu recyceln, und hat sich einen IFC-Kredit in Höhe von 200 Millionen US-Dollar gesichert, um seine Anlagen in Nakhon Pathom und Rayong (Thailand) zu erweitern.
Thailand hat eine starke Nachfrage nach recycelten Kunststoffen und verfügt über eine nationale Recycling-Infrastruktur, insbesondere in Bangkok, Chon Buri und Rayong – allerdings ist das Land bei der Sammlung noch immer auf den informellen Sektor angewiesen. In Rayong produzieren Indorama und das österreichische Unternehmen Alpla gemeinsam jährlich 30.000 Tonnen lebensmitteltaugliches rPET und 15.000 Tonnen rHDPE. SCG und Dow streben bis 2030 durch fortschrittliche Sortiertechnologien ein Recyclingvolumen von 200.000 Tonnen Kunststoff pro Jahr an. In Malaysia baut das nationale Petrochemieunternehmen Petronas Chemicals Group Berhad in Zusammenarbeit mit dem britischen Unternehmen Plastic Energy Limited eine moderne chemische Recyclinganlage in Pengerang, Johor. Die Anlage soll bis 2026 in Betrieb gehen und 33 Kilotonnen Altkunststoffe pro Jahr verarbeiten.
Vietnam produziert jährlich rund 3,7 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle, von denen jedoch nur 11 % recycelt werden. Dies ändert sich jedoch gerade. Duytan Recycling hat in Zusammenarbeit mit Ajinomoto Vietnam im Rahmen des EPR-Programms im Jahr 2023 94 Tonnen Kunststoff gesammelt und recycelt und will seine PET-Recyclingkapazität bis 2026 von 60.000 auf 100.000 Tonnen erhöhen.
Mit seiner strategisch günstigen Lage, niedrigen Arbeitskosten und Steueranreizen ist Vietnam ein attraktiver Standort für Recyclingbetriebe und neue Investitionen. Das chinesische Recyclingunternehmen Intco Recycling Resources investiert 60 Millionen US-Dollar in den Ausbau seiner Anlage im Land, um recycelte Kunststoffe für dekorative Baumaterialien herzustellen, die vor allem nach Europa und in die USA exportiert werden sollen. Intco verfügt über sechs Kunststoffrecyclinganlagen, darunter eine Anlage für recycelte Kunststoffe in Lebensmittelqualität in Malaysia.
Im Jahr 2024 übernahm das britische Unternehmen Cedo den vietnamesischen Recyclingunternehmen Vinatic und steigerte damit seine weltweite Recyclingkapazität auf 100 Kilotonnen. Dieser Schritt stärkt die Präsenz von Cedo in Asien und ergänzt seine Aktivitäten in den Niederlanden.
Andere Länder wie Kambodscha, Laos und Myanmar sehen sich einem steigenden Kunststoffverbrauch gegenüber, verfügen jedoch nicht über ausreichende Recyclingsysteme. Allein in Phnom Penh werden täglich 10 Millionen Plastiktüten verbraucht, was den dringenden Handlungsbedarf unterstreicht.
An der K 2025 nehmen 50 Aussteller aus Südostasien teil. Malaysia ist mit 15 Ausstellern am stärksten vertreten, gefolgt von Thailand und Singapur mit jeweils 11 Ausstellern.
Die K 2025 ist von Mittwoch, 08. Oktober, bis Mittwoch, 15. Oktober, täglich von 10.00 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. Tickets gibt es online. Die Tageskarte kostet 60 Euro, die Dreitageskarte 125 EUR. Schüler und Studenten zahlen 20 Euro für die Tageskarte.
Über die K in Düsseldorf:
Im Jahr 1952 wurde die K erstmals von der Messe Düsseldorf veranstaltet und findet im Drei-Jahres-Turnus statt. Die letzte K im Jahr 2022 verzeichnete 3.020 Aussteller aus 59 Ländern auf über 177.000 m² netto Ausstellungsfläche und 177.486 Fachbesucher, davon 71 Prozent aus dem Ausland. Weitere Informationen unter: www.k-online.de