Way2K 2025:“Die Kreislaufwirtschaft kommt nur voran, wenn wir über die gesamte Wertschöpfungskette gemeinsam entwickeln”

Interview auf dem Weg zur K 2025 mit Manfred Hackl, CEO der EREMA Group

Herr Hackl, EREMA feierte 2023 sein 40. Firmenjubiläum. Wie hat sich das Recycling in dieser Zeit entwickelt? 
Wenn man diese 40 Jahre Revue passieren lässt, stellt man fest, dass im Kunststoffrecycling unglaublich viel entstanden ist. Heute ist technologisch möglich, was man sich vor 40 Jahren, vor 20 Jahren oder auch vor 5 Jahren nicht vorstellen konnte. Die Technologien im Recycling haben sich rasant entwickelt. Wir haben als EREMA immer wieder Meilensteine gesetzt und waren immer Innovationstreiber. Wir werden auch auf der diesjährigen K wieder viele Neues vorstellen, vor allem Lösungen, die die Rezyklatqualität weiter erhöhen.

Können Sie ein paar Beispiele für die Entwicklung geben?
2016 kam das Thema Kreislaufwirtschaft auf der K erstmals groß raus. Seitdem ist enorm viel passiert. Vor neun Jahren gab es zum Beispiel noch keine rHDPE-Verpackung für Food Contact. Es gab keine Haushaltsflaschen oder Bodycareflaschen aus Post-Consumer-Material. Supermarktfolie mit Recycling-Content war damals noch Zukunftsmusik. All das gibt es heute und das zeigt, wie schnell die Entwicklung war. Aber es muss natürlich weitergehen. Es braucht weiterhin das Zusammenspiel innovativer Lösungen, um Kunststoffrecycling voranzutreiben: Die richtige Wäsche mit der richtigen Extrusion, mit der richtigen Filtration, um Regranulat mit höchster Qualität und Geruchsneutralität zu produzieren. Wir haben hierfür über den Firmenverbund die passenden Technologien. Grundsätzlich ist es aber so: Die Kreislaufwirtschaft kommt nur voran, wenn wir über die ganze Kunststoffwertschöpfungskette gemeinsam entwickeln.

Das konjunkturelle Umfeld ist nicht rosig. Wie sieht es in Ihrer Branche aus?
Die wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen aus unserer Branche hat sich zuletzt weniger gut entwickelt. Denn durch die vielen geopolitischen Verwerfungen ist die Investitionszurückhaltung bei den Kunden groß. Wir alle hoffen darauf, dass die K eine positive Wirkung auf die Geschäfte der Unternehmen haben wird. Positiv stimmt mich, dass der Clean Industrial Deal der EU ebenso wie der Green Deal sehr stark auf Kreislaufwirtschaft setzt. Und wir spüren auch, dass die großen Markenartikler ebenso wie die Verbraucher mittlerweile Materialien im Kunststoffkreislauf halten wollen.

Welcher Logik folgt die Kooperation von EREMA und Lindner?
Es ist tatsächlich mehr als eine Kooperation. Wir haben gemeinsam die Holding Blueone Solutions gegründet, an der EREMA und Lindner jeweils 50 Prozent der Anteile halten. Wir sind jetzt ein Firmenverbund. Durch das Joint Venture schaffen wir einen digitalisierten und industrialisierten Prozess vom Abfall bis zum fertigen Pellet. Auf der K werden wir neue Lösungen präsentieren und zeigen, dass wir gesamtheitlich denken müssen, wenn wir das nächste Level der Rezyklatqualität erreichen wollen.

Was muss geschehen, damit Recycling dauerhaft wirtschaftlich ist? 
Die Wirtschaftlichkeit ist im Recycling immer abhängig vom Preis der Neuware. Ist der niedrig, wie aktuell, ist Recycling teurer. Hier bräuchte es gesamtheitliche Gegenmaßnahmen, damit eine langfristige Planung möglich ist. Wie soll jemand ein Werk, das über fünf, zehn Jahre abgeschrieben wird, wirtschaftlich darstellen können, wenn er seinen Input, seinen Rohstoff, auf Monatspreisen beziehen muss, wie das heute der Fall ist? Anstelle einer Kunststoffsteuer wäre eine CO2-Bonifikation für das Regranulat wünschenswert. Würde der positive CO₂-Beitrag von Regranulat, der je nach Anwendung bei 25 bis 30 Prozent liegt, entsprechend berücksichtigt, könnte das zur dringend benötigten Preisstabilität beitragen. Beides wären wirkungsvolle Maßnahmen.

Sind die in der Praxis umzusetzen?
Ich bin überzeugt, dass man etwas tun muss, wenn man die Kreislaufwirtschaft promoten will. Das Ganze müsste von der EU ausgehen. Dann ist es gut möglich, dass andere dem Beispiel folgen. Es ist ja heute schon so, dass Länder wie Indien, China, Amerika und viele andere ihre Gesetzgebungen im Bereich der Kreislaufwirtschaft an die EU-Regularien angepasst haben. Sie haben erkannt, dass Kreislaufwirtschaft wertvolle Ressourcen schont. Die EU sollte aus meiner Sicht wieder eine Vorreiterrolle einnehmen und solche Modelle wie die eben genannten einführen. Wir hätten dann in Europa wieder gute Chancen, ein Vorzeigemodell zu sein.

Was planen Sie auf der K? 
Auf der K präsentieren wir, wie gewohnt, technologische Neuheiten. Auf dem Außengelände werden wir zudem gemeinsam mit Lindner Live-Recycling betreiben. Wir zeigen dort als Firmenverbund Lösungen entlang der Prozesskette. Im Mittelpunkt unseres Messeauftritts steht EREMA als größtes Unternehmen der Gruppe mit einem breiten Portfolio für verschiedenste Anwendungen, das wir zur K um neue Technologien erweitern. Unter dem Kampagnentitel „Edvanced Recycling – EREMA Prime Solutions for Advanced Recycling“ bringen wir auf den Punkt, was EREMA auszeichnet: langjährige Erfahrung kombiniert mit praxisorientierter Anwendungskompetenz und fortschrittlichen Recyclinglösungen. Die gewählte Schreibweise verdeutlicht, dass modernes Recycling zweifelsfrei mit EREMA verbunden ist. Edvanced Recycling macht sichtbar, wie EREMA gemeinsam mit unseren Kunden den Recyclinganteil in Kunststoffprodukten nachhaltig steigert.