Der effiziente und verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen spielt schon lange eine wichtige Rolle in der deutschen Kunststoffverpackungsbranche – unter ökologischen wie ökonomischen Gesichtspunkten. Dabei stand in den vergangenen Jahren vor allem die Steigerung der Materialeffizienz an vorderster Stelle, wodurch Kunststoffverpackungen durchschnittlich um ein Viertel leichter geworden sind im Vergleich zu Anfang der 90er Jahre.

Heute gilt es, die notwendige Markttransformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft aktiv mit zu gestalten und die mittelständische Industrie zukunftssicher aufzustellen. Deswegen hat sich der Verband Ende 2018 erstmalig in seiner Geschichte ambitionierte Ziele zum Ausbau der Kreislaufführung gesetzt, welche im Einklang mit der politischen Agenda in Deutschland und der EU liegen.

Die Verpackungshersteller wollen ihren Beitrag zur Schließung der Stoffkreisläufe leisten, indem sie innovative Verpackungen entwickeln und zur Marktreife bringen, die sich besser recyceln lassen und mehr Recyclingkunststoffen beinhalten. Denn in der Verpackungsentwicklung liegt ihre Kernkompetenz.

Ziel 1: Mindestens 90 % recycling- oder mehrwegfähige Haushaltsverpackungen bis 2025

Plastik Recycling ziele 2025 Kunststoff VerpackungBis zum Jahr 2025 sollen mindestens 90 Prozent der Haushaltsverpackungen auf dem deutschen Markt recycling- oder mehrwegfähig sein, ausgehend von einem derzeitigen Niveau von 75 Prozent. Bei der Recyclingfähigkeit geht es nicht nur um die Materialeigenschaften der Verpackung. Nur wenn die Verpackungsart auch unter den gegebenen wirtschaftlichen Voraussetzungen tatsächlich einem Verwertungsstrom zugeführt werden kann, zählt sie als recyclingfähig.

Zur Förderung des recyclinggerechten Designs hat die IK-Akademie 2019 zwei Workshops veranstaltet, auf denen Kenntnisse über die Bemessung der Recyclingfähigkeit auf Grundlage des Mindeststandards der Zentralen Stelle Verpackungsregister vermittelt wurden. Das Interesse innerhalb der Verpackungsbranche und darüber hinaus war groß.

Außerdem ist das Recycling zu einem Schwerpunktthema der Fachgruppen geworden. Durch Besuche von Sortier- und Aufbereitungsanlagen sowie die Einladung von Fachreferenten sorgt der Verband für den notwendigen Dialog zwischen den Mitgliedsunternehmen und der Recyclingwirtschaft. Der Wissensaustausch hat bereits viele Innovationen und Design-Änderungen ermöglicht, so beispielsweise im Bereich schwer recyclingfähiger Verbundfolien und schwarzgefärbter Verpackungen.

Eine andere Strategie zur Erreichung des Verbandsziels verfolgt der 2018 eigens gegründete IK-Arbeitskreis PET-Schalen. Hier geht es nicht um Anpassungen des Verpackungsdesigns, denn die Monomaterial-Schalen sind bereits (theoretisch) bestens recyclingfähig. Vielmehr arbeitet die Wertschöpfungskette zusammen, um einen Verwertungsstrom für die Aussortierung und das Recycling aller Schalen aus dem Gelben Sack aufzubauen. Aus einem erfolgreichen Sortier- und Recyclingversuch konnten probeweise bereits neue PET-Schalen produziert werden, die aus 100 Prozent Alt-PET aus dem Gelben Sack bestehen.

Ziel 2: Einsatz von 1 Million Tonnen Recyclingmaterial in der Kreislaufwirtschaft bis 2025

Plastik aus Recycling-Material Recyclingziele 2025 1 Millionen Tonnen Rezyklat Kunststoff für KunststoffverpackungDie Hersteller von Kunststoffverpackungen haben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Einsatz von Recyclingmaterial von 400 Tausend Tonnen auf eine Million Tonnen mehr als zu verdoppeln. Damit reagiert die Branche auch auf den Aufruf der EU-Kommission an die Kunststoff verarbeitende Industrie bis zum Jahr 2025 europaweit 10 Millionen Tonnen Rezyklate in der Kreislaufwirtschaft zu verarbeiten.

Während der gegenwärtige Rezyklateinsatz noch zu einem hohen Anteil aus den zugekauften und aufbereiteten Produktionsabfällen anderer Produktionsunternehmen besteht (so genannte Post-Industrial Rezyklate), kann die Mengensteigerung nur auf Basis von gebrauchten Kunststoffabfällen (Post-Consumer Rezyklaten) gelingen.

Dabei stellen die verschiedenen Verpackungssegmente unterschiedliche Anforderungen an die Qualität der Rohstoffe, sei es aufgrund der Verarbeitung, der benötigten Materialeigenschaften der Verpackung oder aufgrund gesetzlicher Bestimmungen. Insbesondere im großen Bereich der Lebensmittelverpackungen, die einen großen Teil des Marktes ausmachen, ist der Rezyklateinsatz aus Gründen des Verbraucherschutzes derzeit noch kaum möglich.

Einzig PET-Rezyklat aus Getränkeflaschen lässt sich bereits sicher im Lebensmittelkontakt einsetzen. Aber auch im Bereich der Verpackungen für Körperpflegeprodukte und bei Gefahrgutverpackungen muss für der Einsatz von Rezyklaten noch über Weiterentwicklung der Normung geebnet werden. Ein höheres Potenzial besteht im Bereich vieler Industrieverpackungen. Auf Initiative der IK wird derzeit eine Konsortialstudie unter Beteiligung der Entsorgungswirtschaft durchgeführt, um die Qualitätsanforderungen und Mengenpotenziale für den Rezyklateinsatz in verschiedenen Verpackungssegmenten genauer zu analysieren und Empfehlungen an die Wertschöpfungskette zu geben.

So liegt die Erreichung der gesteckten Ziele nicht in der alleinigen Kontrolle der Verpackungshersteller. Zum einen sind auf Seiten der Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft noch erhebliche Investitionen nötig, damit in ausreichenden Mengen konstante und möglichst hochwertige Rezyklat-Qualitäten für Verpackungen zur Verfügung stehen.

Zugleich ist es auch wichtig, die Marktnachfrage zu fördern. Denn das veränderte Verpackungsdesign kann sich sowohl preislich als auch in der Anmutung von den bisherigen Verpackungen unterscheiden. So führt die Verarbeitung von Kunststoffrezyklaten, ähnlich wie bei Recyclingpapier, meist zu einer gewissen Graufärbung. Deshalb engagiert sich die IK intensiv im Dialog mit der gesamten Wertschöpfungskette, zum Beispiel in Form der Rezyklattreffen mit Verbänden der Recyclingindustrie.

Koordinierung in der Wertschöpfungskette

Die Erreichung der Ziele des Verpackungsgesetzes, insbesondere die Erfüllung der Recyclingquoten und die Anforderungen des § 21 zum Design für Recycling und zum Rezyklateinsatz, erfordert eine koordinierte Zusammenarbeit der beteiligten Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette innerhalb der Kreislaufwirtschaft. Das beginnt beim Design für Recycling der Verpackung, betrifft die Sammlung und Sortierung des Endverbrauchers einschließlich der regionalen Informationsmaßnahmen, geht über die Qualitätssicherung bei der Sortierung und Verwertung sowie der Rezyklatproduktion bis zur Förderung des Rezyklateinsatzes einschließlich durch die öffentliche Beschaffung.

Mikronetzwerke Produktgruppen RezyklateinsatzVon dieser Kenntnis getragen haben die vier Stifterverbände der Zentralen Stelle bereits Mitte 2018 die „Qualitätsoffensive Verpackungsgesetz“ initiiert. Beteiligt sind neben den vier Stifterverbänden BVE, HDE, Markenverband und IK, der BDI, die beiden Entsorgerverbände BDE (und über den BDE auch die integrierten Dualen Systeme) und BVSE sowie die beiden kommunalen Spitzenverbände Landkreistag und Städtetag und die Zentrale Stelle als Gast.

Die Moderation der Qualitätsoffensive Verpackungsgesetz wurde der IK angetragen. Auf den Sitzungen wurde sowohl über die Aktivitäten der einzelnen Verbände in Umsetzung des Verpackungsgesetzes berichtet (z. B. Kommunikations-Kampagne der Dualen Systeme im Landkreis Euskirchen, DfR-Workshops des IK, Regelungsbedarf zur öffentlichen Beschaffung – kommunale Spitzenverbände) als auch gemeinsame Aktivitäten beschlossen.

Eine der herausgearbeiteten gemeinsamen Aktivitäten ist das regelmäßige BDE/BVSE/IK-Rezyklattreffen, um den Rezyklateinsatz in Kunststoffverpackungen durch konkrete Aktivitäten zu erhöhen. An diesen Treffen, ebenfalls unter IK-Moderation, nehmen auch Experten aus Unternehmen der Recyclingindustrie und der Verpackungsindustrie teil, um ganz gezielt nach Lösungen zu suchen.

So wurden auf einer der letzten Sitzungen Mikronetzwerke gegründet, die für bestimmte Produktgruppen im Bereich der gewerblichen Verpackungen die Hemmnisse des Rezyklateinsatzes in der Kreislaufwirtschaft, deren Ursachen und Wege zur Überwindung als auch das mögliche Potenzial herausarbeiten sollen. Die Mikronetzwerke bestehend aus Experten der Recycling- und Verpackungsindustrie haben inzwischen ihre Tätigkeit aufgenommen.

Die konkrete produktgruppenbezogene Analyse zum Rezyklateinsatz ist ein erfolgversprechender Weg, um mit konkreten Maßnahmen die Hemmnisse abzubauen und damit den Rezyklateinsatz gemäß den IK-Recyclingzielen schrittweise zu steigern. Gleichzeitig wird damit auch eine Voraussetzung geschaffen, um bei der geplanten Rezyklatinitiative des Bundesumweltministeriums mit konkreten Vorschlägen für die weitere Entwicklung der Kreislaufwirtschaft an dieser Stelle aufzuwarten.