- Positives Konzernergebnis trotz Umsatzrückgangs auf 11,7 Milliarden Euro
- Höhere Profitabilität von 3,6 Prozent (EBIT-Marge) dank Kosten- und Effizienzverbesserungen
- Verschuldungsgrad reduziert und Liquidität gesichert
- Innovationsstärke ungebrochen: Fokus bleibt auf den Kernprodukten für Elektrifizierung, Thermomanagement und nachhaltige Verbrennungsmotoren
- CEO Arnd Franz: „Wir haben Kurs gehalten. Unsere Strategie MAHLE 2030+ greift und ermöglicht uns, trotz schwieriger Marktbedingungen profitabel zu sein.“Für 2025 erwartet MAHLE verschärfte Rahmenbedingungen und bleibt daher vorsichtig und kostenbewusst
Der Automobilzulieferer MAHLE hat das Geschäftsjahr 2024 trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit einem positiven Konzernergebnis abgeschlossen. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg im Vergleich zum Vorjahr von 304 Millionen auf 423 Millionen Euro, was einer EBIT-Marge von 3,6 Prozent entspricht. Der Umsatz ging, bereinigt um Wechselkurs- und Dekonsolidierungseffekte organisch um 5,6 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro zurück. Gründe waren vor allem die schwachen Märkte in Europa und Nordamerika sowie die schleppende Nachfrage nach E-Fahrzeugen außerhalb Chinas. „Nur dank harter Arbeit haben wir uns operativ gut behauptet“, sagte Arnd Franz, Vorsitzender der Konzern-Geschäftsführung und CEO, am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. „Unsere Strategie MAHLE 2030+ greift und ermöglicht uns, trotz schwieriger Marktbedingungen profitabel zu sein. Unsere Transformation gewinnt weiter an Dynamik.“ MAHLE arbeitete konsequent in vielen Bereichen an der Verbesserung seiner Ertragskraft. Außerdem bereinigte das Unternehmen sein Portfolio, um seinen Fokus auf Produkte in den Strategiefeldern Elektrifizierung, Thermomanagement und effiziente, nachhaltige Verbrennungsmotoren zu schärfen. Dadurch reduzierte MAHLE seine Verschuldung deutlich um
186 Millionen Euro. Die Liquidität des Unternehmens ist dank einer erfolgreichen Refinanzierung gesichert. Aufgrund der nicht zuletzt durch die jüngst verhängten US-Zölle verschärften Rahmenbedingungen bleibt MAHLE für 2025 vorsichtig und kostenbewusst.
Marktentwicklungen und Herausforderungen
„Wir haben uns trotz extremer Widrigkeiten und dem daraus resultierenden Umsatzrückgang stabilisieren können. Das ist ein Erfolg und das Resultat fortlaufender und konsequenter Transformationsarbeit“, sagte Markus Kapaun, Mitglied der Konzern-Geschäftsführung und CFO.
Die Entwicklung der Märkte spiegelt sich in fast allen Geschäftsbereichen wider. Im Thermomanagement erwirtschaftete MAHLE einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro, bereinigt um negative Wechselkurseffekte sowie um Dekonsolidierungseffekte war das ein organischer Rückgang von 9,9 Prozent. Der Umsatz des Geschäftsbereichs Elektronik und Mechatronik lag mit
1,3 Milliarden Euro wechselkursbereinigt 5,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das klassische Verbrennergeschäft ging ebenfalls zurück – Motorsysteme und
-komponenten erzielten Umsatzerlöse von 2,4 Milliarden Euro und lagen damit wechselkursbereinigt 8,0 Prozent unter dem Vorjahreswert. Allein der Geschäftsbereich Aftermarket verzeichnete wechselkursbereinigt ein Umsatzwachstum um 6,2 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro – vor allem dank eines organischen Wachstums von mehr als 10 Prozent in der Region Asien/Pazifik.
Profitabilität gesteigert durch Portfoliobereinigung und Effizienzmaßnahmen
Trotz des Umsatzrückgangs schaffte es MAHLE, seine Umsatzrendite auf
3,6 Prozent zu steigern. Grund dafür ist eine konsequente Portfoliobereinigung. So hat der Konzern unter anderem seinen Anteil am Joint Venture Behr-Hella Thermocontrol (BHTC) und sein Erstausrüstungsgeschäft mit Thermostaten verkauft.
Zudem hat MAHLE im Jahr 2024 einen umfangreichen Maßnahmenkatalog für Prozess- und Effizienzverbesserungen umgesetzt. Die Vertriebs- und Verwaltungsstrukturen wurden optimiert. Das Produktionsnetzwerk wurde überprüft und weiter angepasst. Nicht benötigte Immobilien wurden veräußert und die Zahl der Beschäftigten an den rückläufigen Umsatz angepasst.
Verschuldung reduziert, Eigenkapitalquote verbessert
Durch diese Maßnahmen konnte MAHLE seine Verschuldung im Jahr 2024 deutlich um 186 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden Euro reduzieren. Der Verschuldungsgrad, das Verhältnis von Nettofinanzschulden zu EBITDA, verringerte sich von 1,5 auf 1,2. MAHLE sicherte sich mit einer erfolgreichen Refinanzierung seine Liquidität und kann seinen Transformationskurs damit erfolgreich weitergehen. Die Eigenkapitalquote bewegte sich erstmalig seit fünf Jahren wieder nach oben und verbesserte sich auf 20,1 Prozent.
Forschung und Entwicklung
Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung betrugen 2024 630 Millionen Euro. Im Verhältnis zum Umsatz ergab sich damit eine F&E-Quote von
5,4 Prozent, leicht über der des Vorjahres. Im Berichtsjahr verzeichnete MAHLE
536 Erfindungsmeldungen und 427 Patentneuanmeldungen. Diese Zahlen verdeutlichen die Innovationskraft des Unternehmens sowie den Willen, die Position als Treiber des Technologiefortschritts in der Branche weiter zu festigen.
Innovationen und Auftragseingang
Innovations-Highlight 2024 war der neue bionische Hochleistungslüfter: Sein geräuschmindernder Effekt ist so stark, dass Brennstoffzellen- und batterieelektrische Lkw beim Laden und unter Volllast nur etwa halb so laut sind wie Fahrzeuge mit herkömmlichen Lüftern. Neu waren auch die Verdunstungskühlung für Brennstoffzellen-Trucks sowie die Integration des Superior Continuous Torque E-Motors samt Liquid-Management in eine vollelektrische Antriebsachse für Schwerlast-Lkw.
Die konsequente Ausrichtung auf Innovationen zahlte sich aus. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte MAHLE Neuaufträge mit einem Gesamtvolumen von
10,3 Milliarden Euro verbuchen – über alle drei Strategiefelder, Antriebsarten und Fahrzeugklassen hinweg. Den mit 1,2 Milliarden Euro Umsatzvolumen bislang größten Auftrag der Unternehmensgeschichte erhielt MAHLE für ein Thermomanagement-Modul. Zusätzlich bekam der Konzern Aufträge für Batteriekühlung und E-Kompressoren mit einem Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro.
Bei der Umsetzung seiner Konzernstrategie MAHLE 2030+ bleibt MAHLE auf Kurs. Ein wichtiger Wachstumsmarkt ist China, wo das Unternehmen bereits mit allen internationalen Fahrzeug- und Motorenherstellern und wesentlichen chinesischen OEMs zusammenarbeitet. Besonders bei New Energy Vehicles (NEV) sieht MAHLE mit den Angeboten für Elektrifizierung und Thermomanagement Wachstumschancen.
Neue Konzernstruktur und neue Geschäftsfelder
Ende des Berichtsjahres hat MAHLE seine neue Konzernorganisation auf den Weg gebracht. Das Unternehmen hat Geschäftsbereiche zusammengeführt, um die Zukunftsfelder Elektrifizierung und Thermomanagement strukturell und industriell zu stärken, sowie seine Geschäftsführung verkleinert. Die verschlankte Konzernstruktur wird die interne Zusammenarbeit effizienter und schneller machen und die Voraussetzungen dafür schaffen, ein leistungsfähiges, zukunftsfestes Produktionsnetzwerk zu bilden. Darüber hinaus werden die Regionen gestärkt.
Mit der Entwicklung ganzheitlicher Lösungen rund um die Mobilität und den Fahrzeuglebenszyklus bleibt der Geschäftsbereich Lifecycle and Mobility ein wichtiges Standbein für Wachstum und Ertrag von MAHLE. Beträchtliches Wachstumspotenzial sieht der Konzern im Non-Automotive-Geschäft, vor allem dank seiner Expertise im Thermomanagement und bei kompakten E-Motoren sowie dank seines breiten Technologieportfolios.
Nachhaltigkeitsstrategie erzielt Erfolge
MAHLE schaffte es 2024 erstmals in die „A-Liste“ der unabhängigen Organisation Carbon Disclosure Project. Mit der konsequenten Reduzierung der CO2-Emissionen in der Produktion, der vorgelagerten Wertschöpfungskette sowie der Nutzungsphase gehört MAHLE zu den Besten in der Automobilindustrie. Seinem Ziel, bis 2030 die CO2-Emissionen in Scope 1 und 2 um 49 Prozent zu senken, ist das Unternehmen mit bislang erreichten
minus 47 Prozent einen großen Schritt nähergekommen.
(Geo-)politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen müssen stimmen
Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr sprach MAHLE CEO Arnd Franz von verschärften Rahmenbedingungen. „Zu den Herausforderungen der Transformation unserer Branche, die in Europa durch das fehlende Bekenntnis zur Technologieoffenheit deutlich erschwert wird, kommen nun massive Belastungen durch die jüngst verhängten US-Zölle auf sämtliche Einfuhren hinzu. Für uns als global agierender Konzern, der für freien und fairen Handel einsteht, ist diese Handelspolitik nicht nachvollziehbar.“ Die Zölle würden die automobilen Lieferketten enorm belasten, zu Kostensteigerungen für die Automobilindustrie und schließlich zu Verteuerungen für die Verbraucher führen. Franz appellierte an die Politik, nachhaltige Lösungen zu verhandeln, um diese Belastungen abzuwenden.
Der MAHLE CEO begrüßte die von der EU-Kommission angekündigte beschleunigte Überprüfung der CO2-Regulierung und forderte erneut ein klares Bekenntnis zur Technologievielfalt. „In Europa und Deutschland hängen zwei Drittel unserer Arbeitsplätze am Verbrennungsmotor. Diese Technik bietet fünfmal mehr Jobs als die E-Mobilität. Deshalb müssen wir uns ehrlich mit der Frage auseinandersetzen, wie wir den Weg zur CO2-Neutralität politisch und industriell wirkungsvoll gestalten – mit Blick auf Klimaschutz, aber auch auf die Beschäftigungs- und Sozialpolitik.“
An die neue Bundesregierung in Deutschland appellierte Franz, den angekündigten Kurs zur Stärkung der Wirtschaft entschlossen zu verfolgen und zügig umzusetzen. „Der Koalitionsvertrag enthält vielversprechende Ansätze zur Entlastung der Wirtschaft. Deutschland zurück in die industrielle Weltspitze zu bringen, ist eine Mammutaufgabe, für die im harten globalen Wettbewerb nicht viel Zeit bleibt. Es braucht jetzt Klarheit, Mut und Umsetzungsstärke“, sagte der CEO.
Die Transformation der Automobilindustrie und von MAHLE werde beherrscht von wirtschaftspolitischen und regulatorischen Entscheidungen. Deshalb begrüße MAHLE das klare Bekenntnis der neuen Bundesregierung zur Technologieoffenheit und zum Automobilstandort Deutschland. „Dieses Signal ist ein wichtiger Schritt. Nun gilt es, das Prinzip der Technologievielfalt in konkrete Politik zu übersetzen und auch auf EU-Ebene fest zu verankern“, so Franz weiter. Erst wenn die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich dauerhaft verbesserten, könne MAHLE wieder Arbeitsplätze schaffen.