Interview auf dem Weg zur K 2025 mit Thorsten Jacoby, Geschäftsführer der Erlenbach GmbH, Teil der hetech group
Herr Jacoby, wie trägt Erlenbach zum Ressourcenschutz und zur Nachhaltigkeit bei?
Als mittelständisches Maschinenbauunternehmen mit einem Fokus auf Verarbeitungstechnologien für Partikel-Schäume leisten wir einen erheblichen Beitrag zum Ressourcenschutz und auch zur Nachhaltigkeit. Zum einen durch eine kontinuierliche Steigerung der Effizienz, mit der der Energieverbrauch in der Verarbeitung der Partikelschäume auf ein Minimum reduziert wird. Durch den Einsatz dieser energieeffizienten Technologien wird auch der CO2-Fußabdruck der Produkte reduziert, die auf diesen Anlagen hergestellt werden. Hinzu kommt, dass zum Beispiel EPS und EPP in hohem Maße recyclingfähig sind. Wenn das Material sortenrein und kaum verschmutzt ist, ist eine Recyclingquote von nahezu 100 Prozent möglich. Schließlich können auch biobasierte Partikelschäume mit Anlagen der hetech group, zu der Erlenbach gehört, hergestellt werden. Weil das Material nachwachsend ist, fällt der CO2-Fußabdruck hier noch einmal geringer aus.
Welche Voraussetzungen sind nötig, damit man eine hohe Rezyklatqualität bekommt?
Die Qualität hängt wesentlich von der Sortenreinheit einerseits und vom Recyclingverfahren andererseits ab. Technisch ist da schon viel möglich. Auch die vorgelagerten Prozesse des Sortierens und Reinigens sind schon recht ausgereift. Letztlich ist es aber auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit. All diese Prozessschritte sind kostenintensiv. Wenn der Preis für Virgin-Material aber niedrig ist, lohnt sich die Herstellung und Verarbeitung von Rezyklat nicht. Wichtig ist auf jeden Fall ein bewusster Umgang mit den Rohstoffen in der Nutzung. Ein Beispiel: Auf den Baustellen wird heute schon Kunststoffabfall gesammelt. Aber in einem Müllsack sind dort Dämmplatten aus EPS, die zum Teil stark verunreinigt sind. Hier werden dann zusätzliche Sortiereinrichtungen erforderlich, um die Materialien zu trennen. Viel besser wäre es aber, wenn die Verunreinigungen erst gar nicht auf den Platten wären. Der Umgang mit den Produkten ist das Entscheidende, und diese müssten dann so designt sein, dass sich etwa Bedrucktes oder Klebstoffe sehr einfach wieder entfernen lassen. Das Bewusstsein, wenn man schon sammelt, es auch richtig zu tun, ist noch nicht sehr ausgeprägt. Im Gegensatz dazu können beispielsweise EPS Verpackungen in der sortenreinen Sammlung sehr einfach wiederaufbereitet werden.
Wo stehen wir auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe?
In der Anlagentechnik ist vieles schon möglich, aber es kann noch weiter optimiert werden. Das Recycling findet durchaus auch schon statt. Es gibt viele Bemühungen im Markt, das Sammeln besser zu organisieren und zu strukturieren. Bei den Verarbeitern gibt es häufig das Bewusstsein für das Recycling. Die Umsetzung hängt dann auch von den Abnehmern ab, die teilweise noch immer Virgin-Material vorgeben.
Was kann man in dieser Situation tun?
Man muss das Bewusstsein schaffen, dass ein recyceltes Produkt bei entsprechender Qualität dieselben Anforderungen erfüllen kann, wie eines, das aus Virgin-Material hergestellt wird. Die Qualität des Rezyklats ist zentral. Ein Weg, diese Qualität zu garantieren, wären einheitliche Standards für Rezyklate. Dann wüsste ein Verarbeiter immer genau, welches Material er bestellt und bekommt. Das würde die Akzeptanz von Rezyklat und von Produkten aus Rezyklat erhöhen und damit auch deren Einsatz sicher vergrößern.
Macht der Kunststoffbranche ihr Image noch zu schaffen?
Es gibt Aufrufe für eine plastikfreie Welt. Welch ein Unsinn. Kunststoff ist aus unserer modernen Welt überhaupt nicht wegzudenken. Die Frage ist, wie man mit den Kunststoffen umgeht, die wiederverwertbar sind. Inwieweit man sie im Kreis führt. Da gibt es ganz viele gute Ansätze im eigentlichen Prozess, aber auch in übergeordneten Prozessen. Wir können zum Beispiel heute schon aus einem EPS ein rEPS herstellen und im gleichen Prozess verarbeiten. Eine große Herausforderung ist das Sammeln des Materials, um es im gleichen Verarbeitungsverfahren wieder zum Einsatz zu bringen.
Welche Rolle spielt das chemische Recycling?
Um alle Kreisläufe zu schließen und entsprechend hochwertige Rohstoffe herzustellen, bedarf es aller Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft. Dazu zählt auch chemisches Recycling für jene Fraktionen, die für ein niedrigschwelligeres Recycling, zum Beispiel mechanisches, nicht geeignet sind. Damit kann man die ursprünglichen Rohstoffe wieder zurückgewinnen. Im Prinzip wird aus dem Urmonomer wieder ein PS und ein EPS gemacht. Das chemische Recycling ist allerdings ein sehr aufwändiger Prozess mit entsprechend hohen Kosten.
Was kann die K leisten, um die Kreislaufwirtschaft zu pushen?
Die K ist nach wie vor eine der weltweit wichtigsten Fachmessen für Kunststoff und Kautschuk. Deshalb kann sie eine wesentliche Rolle bei der Förderung von nachhaltigen Lösungen wie der Kreislaufwirtschaft spielen und mithelfen, sie marktfähiger zu machen. Die K ist eine große Technologie- und Innovationsplattform. Alle renommierten Hersteller aus allen Regionen stellen ihre neuesten Entwicklungen, ihre Anlagentechnologien vor, alle Rohstoffhersteller sind dort mit Ihren neusten Entwicklungen vertreten. Das fördert natürlich den Austausch von Best-Practices untereinander und schafft auch neue Ideen für die Kreislaufwirtschaft.