Fachtagung „Kunststoff – Quo vadis?“

Am 23. Mai 2019 fand im Kunststoff-Institut Lüdenscheid eine Fachtagung statt, die die aktuellen Herausforderungen der Kunststoffbranche thematisiert hat. Dabei wurde einige Fakten, die in verschiedenen Studien erarbeitet wurden, präsentiert und schließlich auch Lösungsansätze von Verarbeitern aufgezeigt, wie eine moderne Fertigung zu einer nachhaltigeren Produktion werden kann.

Die Einführung in die sehr gut besetzte Veranstaltung nahm Herr Dr. Matthias Heider, MdB, in seiner Funktion als Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung Südwestfalen, die ihrerseits die sogenannte Kunststoffstudie in Auftrag gegeben hatte, vor. Dr. Konzak fasste die rechtlichen Rahmenbedingungen auf EU-Ebene für Kunststoffe im ersten Vortrag des Tages zusammen. Auch wenn sich zunächst die meisten Regelwerke scheinbar „nur“ auf Verpackungen beziehen, so wurde doch sehr deutlich, dass sich auch die Hersteller technischer Kunststoffprodukte zukünftig auf massive Änderungen einstellen müssen, was den Fußabdruck ihrer Produktion, die Reparaturfähigkeit ihrer Produkte bzw. die Kreislaufwirtschaft in Summe angeht.

In ihrem Vortrag beschrieb Dr. Nina Maier vom Umweltbundesamt die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) und das daraus entstandene Netzwerk Runder Tisch Meeresmüll, dessen Ziel u. a. die Operationalisierung des deutschen MSRL Maßnahmenprogramms darstellt. Insbesondere soll dabei das Ziel erreicht werden, dass es keine schädlichen Auswirkungen durch Meeresmüll auf die Küsten-und Meeresumwelt gibt.

Die Kunststoffproduktion nimmt seit Anfang der 1950er Jahren (1,5 Mio.t) bis heute (fast 400 Mio. t) exponentiell zu, was einerseits die enorme Wirtschaftskraft der Kunststoffbranche deutlich macht, andererseits jedoch bei nicht-sachgerechtem Umgang zu einer Umweltbelastung führt. Dies stellte Dr. Baunemann von PlasticsEurope e. V. fest. Mit der zunehmend negativ geprägten medialen Darstellung von Kunststoffen im Allgemeinen schwindet seit dem letzten Jahr auch die Akzeptanz in der Bevölkerung trotz der vielen technologischen und funktionalen Vorteile, die Kunststoffe bieten. Die Kunststoffindustrie ist in der Pflicht, einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Werkstoffen zu vermitteln. Letztendlich ist ein funktionierendes Abfallmanagement dringend erforderlich. Dr. Maga vom Fraunhofer-Institut UMSICHT ergänzt einige Maßnahmen, ohne die wir den Eintrag von Makro- und Mikroplastik in die Umwelt nicht reduzieren werden. Hier werden alle einbezogen, neben der Siedlungswasserwirtschaft, Straßenreinigung und Wissenschaft und Industrie sind das vor allem die Politik und die Kommunen und nicht zuletzt jeder Einzelne, der dazu beitragen muss, dass beispielsweise Littering vermieden wird.

Bevor Sven Fischer von der ecosign-Hochschule darstellte, wie wichtig die Sensibilität und das Verständnis von Zusammenhängen für nachhaltiges Design ist, was er an dem Beispiel der globalen Lichtverschmutzung erläuterte, erklärte Martin Doedt vom Kunststoff-Institut einige Möglichkeiten und Ziele der Analytik von Gas- und Partikelemissionen. Wie Nachhaltigkeit auch objektiv bewertet werden kann, zeigte die Effizienzagentur NRW mit ihrem Softwaretool EcoCockpit, mit Hilfe dessen man in der Lage ist, den CO2-Fußabdruck eines Produkts bzw. einer Produktion zu bestimmen.

Ein Mittel, die CO2-Emission eines Produktes zu verbessern, ist der Einsatz von Rezyklat in der Fertigung. Mit dem gängigen Recycling führt dies aber auf Dauer zu einem Abbau der Molekülketten und damit zu einer Verringerung der mechanischen Eigenschaften. Dem entgegen stellte Dr. Kristina Frädrich von der Fa. Brüggemann vor, wie PA-Rezyklate durch Additive bis auf das Niveau von Neuware aufgewertet werden können.

Den Abschluss der Fachtagung bildeten die Vorträge von Lucas Bergmann, Phoenix Feinbau, und von Johannes Geßler, Busch-Jaeger, die jeweils über Projekte berichteten, die in den beiden Häusern zu erheblichen Verringerungen des CO2-Ausstoßes geführt haben. Die Verbesserungen liegen einerseits in einer entsprechenden Gebäudetechnik, andererseits aber auch in Maßnahmen rund um das Energiemanagement, Sensibilisierung von Mitarbeitern und deren Mobilität, nachhaltigerem Design und nicht zuletzt der Substitution von Materialien mit einem höheren CO2-Ausstoß.

Die Fachtagung hat sehr viele Einblicke gegeben und führte zu angeregten Diskussionen.

 

Quelle: Kunststoff-Institut Lüdenscheid