Continental und Arbeitnehmervertreter vereinbaren Sozialplan für Beschäftigte des Reifenwerks in Aachen

• Interessenausgleich und umfangreicher Sozialplan beschlossen

• Reifenproduktion in Aachen bleibt bis spätestens Ende 2022 erhalten; Einrichtung einer Transfergesellschaft vereinbart

• Qualifizierungsoffensive enthält individuelle Aus- und Weiterbildungsangebote bei vollem Tarifentgelt („Von Arbeit in Arbeit“)

• Einigung schafft Voraussetzungen für Entwicklung tragfähiger Nachnutzungskonzepte

 

Continental und die Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter des Reifenwerks in Aachen haben sich in einem Interessenausgleich und umfassenden Sozialplan auf die Rahmenbedingungen zur sozialverträglichen Einstellung der Reifenproduktion bis spätestens Ende 2022 geeinigt. Neben einem finanziellen Ausgleich enthält der Sozialplan zahlreiche Maßnahmen, um die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Phase der Veränderung bestmöglich zu unterstützen.

 

Im Wesentlichen haben sich die Sozialpartner darauf geeinigt, die Reifenproduktion in Aachen mit bis zu 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern länger als ursprünglich geplant fortzuführen: Statt bis Ende 2021 sehen sie jetzt das schrittweise Auslaufen der Produktion bis spätestens Ende 2022 vor. Darüber hinaus sollen 2023 bis zu 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Reifenwerk beschäftigt bleiben. Begleitet wird die gesamte Anpassung von einer umfassenden Qualifizierungsoffensive. Ziel ist es, damit so vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie möglich den direkten Übergang „von Arbeit in Arbeit” zu ermöglichen. Für Beschäftigte im rentennahen Alter wird durch die zeitliche Verlängerung zudem der Übergang bis zum Eintritt in die gesetzliche Rente erleichtert. Für die Qualifizierung und Vermittlung von Anschlussbeschäftigungen auf dem Arbeitsmarkt soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden. Die Sozialpartner haben sich darüber hinaus auf ein Freiwilligenprogramm geeinigt.

 

„Die Einstellung der Reifenproduktion in Aachen ist schmerzvoll. Wir wissen um die Konsequenzen dieses Schrittes für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wir stehen zu unserer Verantwortung“, sagt Continental-Personalvorstand Dr. Ariane Reinhart und fügt hinzu: „Die Transformation unserer Industrie und ihrer Arbeitsplätze können wir nur über eine gelebte und belastbare Sozialpartnerschaft meistern. Die nun erzielte Vereinbarung schafft Klarheit und Perspektiven für unsere Beschäftigten in Aachen und ist Ausdruck der Gestaltungsfähigkeit der Sozialpartner. Unsere Qualifizierungsoffensive soll den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen möglichst direkten Übergang ‚von Arbeit in Arbeit‘ ermöglichen.“

 

Die Beschäftigten des Reifenwerks haben die Möglichkeit, sich bei vollem Tarifentgelt passgenau für den internen und externen Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Insbesondere ungelernte und angelernte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können zum Beispiel im unternehmenseigenen Weiterbildungsinstitut CITT (Continental Institut für Technologie und Transformation) eine von der IHK zertifizierte Weiterbildung mit der Möglichkeit des vollständigen Berufsabschlusses absolvieren. Darüber hinaus sichert das Unternehmen allen Auszubildenden des Reifenwerks in Aachen zu, ihre Ausbildung bei Continental beenden zu können.

 

Die jetzt erzielte Übereinkunft zur Produktionslaufzeit bildet eine weitere wichtige Voraussetzung für die laufenden Gespräche über eine tragfähige Nachnutzung des Werksgeländes. Denn erst damit lassen sich denkbare Konzepte konkretisieren. Continental führt dazu einen offenen Dialog mit allen Beteiligten und steht mit ihnen in enger Abstimmung. Dazu zählen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des für diese Diskussion eingerichteten Runden Tisches der Stadt Aachen.

 

Die Einstellung der Produktion in Aachen ist unumgänglich aufgrund der massiven, strukturellen Überkapazitäten im europäischen Reifenmarkt. Er wächst seit Jahren nicht mehr und eine Erholung der Marktnachfrage ist auf Jahre hinaus nicht zu erwarten. Continental muss daher die Produktionskapazitäten an die rückläufige Marktentwicklung anpassen, um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der verbleibenden Reifenproduktion nachhaltig abzusichern. Das Reifenwerk in Aachen ist der kleinste und zudem kostenintensivste Standort im gesamten europäischen Produktionsnetzwerk des Unternehmens.