Halbjahresbericht 2022 der SURTECO GROUP SE

Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene
Rahmenbedingungen

Der Russland-Ukraine Konflikt sowie gestiegene Energiepreise
führen zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen
Aussichten im Euroraum. Auch das Wachstum in den USA
dürfte wegen der Zinserhöhungen deutlich nachlassen. So
sieht die Commerzbank in ihrem Economic Reseach1 vom
8. Juli 2022 für den Euroraum nur noch einen Anstieg des
realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2022 von +2,8 %,
nachdem in 2021 noch ein Wachstum von +5,3 % erreicht
worden war. Deutschland wird dabei nur ein Plus von 1,5 %
(2021: +2,9 %) zugesprochen, während Frankreich mit +2,3 %
(2021: +6,8 %), Italien mit +2,5 % (2021: +6,6 %) und Spanien
mit +4,3 % (2021: +5,1 %) etwas stärker zulegen dürften. In
Großbritannien erwartet die Commerzbank für 2022 einen Zuwachs
von +3,5 % nach +7,4 % in 2021. Das BIP in den USA soll
um +2,0 % zulegen (2021: +5,7 %). Weltweit wird ein Plus des
realen BIP von +3,4 (2021: +6,2 %) prognostiziert.
Nachdem im ersten Quartal 2022 die Umsätze in der deutschen
Küchen- und Büromöbelindustrie sowie bei den Herstellern
von Wohn-, Schlaf- und Esszimmermöbel nach
amtlichen Zahlen2 deutlich über den Vorjahreswerten lagen,
sank im Zuge des Russland-Ukraine Konflikts die Geschäftserwartung
der nächsten sechs Monate laut Ifo-Geschäftsklima
Möbelindustrie zum Juni auf -43,5 Punkte. Auch der
GfK-Konsumklima Index als Indikator für die allgemeine Verbraucherstimmung
sank im Juni auf ein neues Rekordtief.

Geschäftsverlauf
Die Umsatzerlöse des SURTECO Konzerns lagen im ersten
Halbjahr 2022 mit Mio. € 415,1 um 10 % über Vorjahreswert
von Mio. € 377,9. Nachdem der Anstieg im ersten Quartal
2022 noch bei +13 % gegenüber dem Vorjahresquartal lag,
betrug das Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr im zweiten
Quartal nur noch +7 %. Dies spiegelt bereits den spürbaren
Rückgang der Auftragseingänge in den Segmenten Decoratives
und Technicals aufgrund der gesamtökonomischen
Unsicherheiten durch den Russland-Ukraine Konflikt wider.
Zudem ist das Umsatzwachstum im zweiten Quartal nahezu
ausschließlich auf Preiseffekte aus der Weitergabe der
gestiegenen Rohmaterialkosten sowie Währungseffekte aus
der Veränderung der Kurse des US-Dollars und des Brasilianischen
Reals im Vergleich zum Vorjahr zurückzuführen.
So erhöhten sich in den Monaten Januar bis Juni 2022 die
Umsätze in Deutschland um +6 % gegenüber dem entsprechenden
Vorjahreszeitraum. Im restlichen Europa stiegen
die Geschäfte um +9 %, in Nord- und Südamerika um
+21 % und Asien, Australien und sonstigen Märkten um +7 %.
Die Auslandsumsatzquote erhöhte sich im Vergleich zum ersten
Halbjahr 2021 um 0,9 Prozentpunkte auf 74,5 %.

DECORATIVES
Obwohl die Nachfrage insbesondere bei Mitnahmemöbel
und preiswerten Küchen- und Badezimmermöbel im zweiten
Quartal 2022 deutlich einbrach, konnte das Segment
Decoratives die Umsätze im ersten Halbjahr 2022 noch um
+8 % gegenüber dem Vorjahr auf Mio. € 297,3 steigern. Durch
das Abarbeiten des Auftragsbestands waren die Werke zumindest
bis Mai noch gut ausgelastet und die Weitergabe der
gestiegenen Rohmaterialkosten schlägt sich positiv auf die
Umsatzerlöse nieder. So erhöhten sich in den Monaten Januar
bis Juni 2022 die Geschäfte mit Kantenbändern um +9 %, mit
dekorativen Drucken um +12 % und mit Finishfolien um +5 %
gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Umsätze mit sonstigen
Produkten und Handelswaren stiegen um +4 %.

PROFILES
Im Rahmen eines immer noch robusten Marktumfelds stiegen
die Umsätze im Segment Profiles im ersten Halbjahr 2022
um +16 % auf Mio. € 77,9 (Vorjahr: Mio. € 67,3). Noch haben die
Handwerker volle Auftragsbücher und auch das Baumarkt- und
Industriegeschäft kann von einer derzeit stabilen Nachfrage profitieren.
So stiegen gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 die Umsätze
mit Sockelleisten um +15 %, mit technischen Profilen um
+20 % und mit sonstigen Produkten und Handelswaren um +3 %.

TECHNICALS
Auch bei Technicals lässt sich eine deutliche Abkühlung der
Nachfrage beobachten, wobei in den ersten sechs Monaten
2022 durch Preiseffekte die Umsätze noch um +10 % auf
Mio. € 39,9 stiegen (Vorjahr: Mio. € 36,2). Dabei erhöhten sich
die Geschäfte mit Imprägnaten um +18 % und mit Finishfolien
aus Papier und Kunststoff um +9 %, während die Umsätze mit
Kantenbändern um -7 % nachgaben.

Vermögens-, Finanz- und
Ertragslage
Aufwandspositionen
Unter anderem durch die gestiegenen Energiepreise verteuerten
sich im ersten Halbjahr 2022 die wichtigsten Rohstoffe
für den SURTECO Konzern wie technische Rohpapiere,
chemische Zusatzstoffe und verschiedene Kunststoffe zum
Teil drastisch gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die direkten
Energiekosten des Konzerns blieben aufgrund überwiegend
langfristiger Lieferverträge noch weitestgehend stabil. Insgesamt
erhöhten sich die Materialaufwendungen im Konzern
auf Mio. € -217,0 nach Mio. € -183,8 im ersten Halbjahr 2021.
Im Verhältnis zur Gesamtleistung stieg die Quote spürbar auf
51,5 % (Vorjahr: 48,2 %). Mit Mio. € -93,1 lagen die Personalaufwendungen
im Berichtszeitraum über dem Vorjahreswert
von Mio. € -88,7. Da jedoch die Gesamtleistung stärker anstieg,
gab die Personalaufwandsquote von 23,2 % im Vorjahr
auf 22,1 % im ersten Halbjahr 2022 nach. Im Wesentlichen
aufgrund wieder aufgenommener Messenausstellungen und
Reisetätigkeiten nach den Corona-Maßnahmen sowie gestiegener
Frachtkosten lagen die sonstigen betrieblichen
Aufwendungen im ersten Halbjahr 2022 mit Mio. € -59,1 über
dem Vorjahreswert von Mio. € -52,7. Bezogen auf die Gesamtleistung
stieg die entsprechende Quote von 13,8 % im Vorjahr
auf 14,0 % in den Monaten Januar bis Juni 2022.

Ergebnis Konzern
Die Gesamtleistung des Konzerns lag im ersten Halbjahr 2022
mit Mio. € 421,1 um 10 % über Vorjahreswert von Mio. € 381,6.
Aufgrund der gestiegenen Quoten bei den Materialkosten und
den sonstigen betrieblichen Aufwendungen (-> Aufwandspositionen)
gab das Ergebnis vor Abschreibungen, Finanzergebnis
und Steuern (EBITDA) um -8 % gegenüber dem
Vorjahreswert (Mio. € 59,8) auf Mio. € 55,2 nach. Die EBITDAMarge
(EBITDA/Umsatz) lag bei 13,3 % (Vorjahr: 15,8 %). Mit
Mio. € -21,7 blieben die Abschreibungen leicht über Vorjahr
(Mio. € -21,0). Insofern sank das Ergebnis vor Finanzergebnis
und Steuern (EBIT) im ersten Halbjahr 2022 auf Mio. € 33,5
nach Mio. € 38,9 im Vorjahr und die EBIT-Marge auf 8,1 % (Vorjahr:
10,3 %). Das Finanzergebnis verbesserte sich in diesem
Zeitraum auf Mio. € -1,6 (Vorjahr: Mio. € -2,0). So lag der Vorsteuergewinn
(EBT) bei Mio. € 31,9 nach Mio. € 36,9 im Vorjahr.
Abzüglich der Steuern von Mio. € -9,5 (Vorjahr: Mio. € -11,2)
betrug der Konzerngewinn Mio. € 22,5 nach Mio. € 25,7 im Vorjahr.
Das Ergebnis je Aktie lag bei € 1,45 (Vorjahr: € 1,66).

Ergebnis der Segmente
Im Wesentlichen aufgrund einer gestiegenen Materialkostenquote
gab das EBIT des Segments Decoratives von Mio. € 33,3
im Vorjahr auf Mio. € 29,1 im ersten Halbjahr 2022 nach, und
das EBIT von Technicals sank in diesem Zeitraum von Mio. €
3,2 auf Mio. € 1,7. Vor dem Hintergrund eines noch guten Auftragsbestands
und vielen Neuprojekten konnte das Segment
Profiles hingegen das EBIT im ersten Halbjahr 2022 auf Mio. €
9,1 nach Mio. € 6,6 im Vorjahr steigern.

Bilanzentwicklung
Zum 30. Juni 2022 lag die Bilanzsumme des Konzerns bei
Mio. € 883,0 nach Mio. € 795,1 zum Jahresende 2021. Dieser
Anstieg erklärt sich im Wesentlichen aus der Aufnahme von
Schuldscheindarlehen von insgesamt Mio. € 125, wovon im
zweiten Quartal 2022 Mio. € 104,0 ausbezahlt wurden. Die
Darlehen wurden zur Refinanzierung sowie zur allgemeinen
Unternehmensfinanzierung aufgenommen und haben Laufzeiten
von 5, 7 und 10 Jahren. Gegenläufig wirkte sich die
Dividendenzahlung in Höhe von Mio. € 15,5 sowie Tilgungen
von Finanzschulden in Höhe von insgesamt Mio. € 46,7 aus.
So stiegen auf der Aktivseite der Bilanz die kurzfristigen
Vermögenswerte von Mio. € 303,5 zum Jahresende 2021
auf Mio. € 384,3 zum Halbjahresstichtag, während die langfristigen
Vermögenswerte mit Mio. € 498,7 nur leicht über
dem Wert vom 31. Dezember 2021 von Mio. € 491,6 blieben.
Auf der Passivseite der Bilanz minderten sich überwiegend
aufgrund der oben genannten Tilgungen die kurzfristigen
Schulden von Mio. € 204,1 zum Jahresende 2021 auf Mio. €
173,6, während wegen der Aufnahme der Schuldscheindarlehen
die langfristigen Schulden von Mio. € 177,3 auf Mio. €
279,4 stiegen. Das Eigenkapital erhöhte sich auf Mio. € 430,0
nach Mio. € 413,7 zum 31. Dezember 2021. Die Eigenkapitalquote
(Eigenkapital / Bilanzsumme) gab dabei um 3,3 Prozentpunkte
auf 48,7 % nach, während der Verschuldungsgrad
(Nettofinanzverschuldung / Eigenkapital) von 37 % auf 41 %
stieg. Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit lag im
ersten Halbjahr 2022 bei Mio. € 18,8 nach Mio. € 28,9 im Vorjahr.
Abzüglich des Cashflows aus Investitionstätigkeit von
Mio. € -21,2 (Vorjahr: Mio. € -17,1) betrug der Free Cashflow in
den Monaten Januar bis Juni 2022 Mio. -2,4 nach Mio. € 11,8
im Vorjahr.

Ausblick auf das Gesamtjahr 2022
Die Unsicherheiten aus dem Russland-Ukraine Konflikt
sowie aus der starken Inflation führen zu einer spürbaren
Abschwächung der Nachfrage im Möbelmarkt. So berichten
beispielsweise Möbelhändler von einem erheblichen Besucherrückgang,
da erfahrungsgemäß bei schwierigen
Rahmenbedingungen langfristige Investitionen wie etwa in
Möbel aufgeschoben werden. Der Konflikt wirkt sich auch negativ
auf die Span- und MDF-Plattenversorgung in Osteuropa
aus. Zudem sind einige Produkte von SURTECO für den russischen
Markt von Sanktionen betroffen und können ab dem
zweiten Halbjahr nicht mehr ausgeliefert werden. Obwohl im
Juni bereits einige Teilbereiche im Konzern Kurzarbeit angemeldet
haben, hält die Gesellschaft die bisherige Prognose
aufrecht, geht aber derzeit davon aus, dass das EBIT eher am
unteren Ende der Spanne von Mio. € 55 bis Mio. € 65 zu erwarten
ist. Der Umsatz wird weiterhin in der Spanne von Mio.
€ 730 bis Mio. € 750 prognostiziert. Dies setzt jedoch auch
voraus, dass die Industrie in Europa weiterhin vollumfänglich
mit Gas versorgt wird.